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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903.

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.... Unser Spinnenfaden zerflattert in der Leere. Es
ist, als summe eine dunkle Melodie mit allerhand Tönen aus
dem bisher Gesagten. Doch sie wollen sich noch nicht ordnen,
die Töne, -- es ist noch ein Widerstand darin, ein Wider¬
spruch. Wie aber die wandernde Spinne ein neues Fädlein
von der unerschöpflichen Spule ihrer Spinndrüse schießt, um
sich darauf weiter tragen zu lassen, so auch wir aus dem
Gehirn, dieser alten Riesenspinndrüse wandernder Gedanken.

Die Tropeninsel mit ihrer Sonne und ihren Blüten sinkt.

Siehst du da oben den Stern?

Über dem Schnee hängt im nächtlichen Blau mit seinen
magischen sieben Augen der Wagen und hoch über ihm der
Polarstern. Ein solcher Spinnfaden des Gedankens fliegt auf
zu ihm, immerfort, wenn dein Auge ihn schaut. Vom Nordpol
dieser alten Erdenkugel geht eine ideale Linie dorthin: die
Richtung der Erdachse. Ein Spinnfaden durch den eisigen
Raum, Billionen von Meilen weit. Aber an diesem Spinn¬
faden klettert unendliche Liebe. Schief steht diese Erdenachse
auf der Sonnenbahn des sausenden Erdenungetüms. Und an
dieser Schiefe der Achsenstellung hängt ein ungeheurer Zauber,
der über viele tausende von Quadratmeilen dieser Erde ein
unwandelbares Schicksal verhängt: das Glück und Verhängnis
der Jahreszeit. Winterschnee und Veilchenlenz, -- und starr


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.... Unſer Spinnenfaden zerflattert in der Leere. Es
iſt, als ſumme eine dunkle Melodie mit allerhand Tönen aus
dem bisher Geſagten. Doch ſie wollen ſich noch nicht ordnen,
die Töne, — es iſt noch ein Widerſtand darin, ein Wider¬
ſpruch. Wie aber die wandernde Spinne ein neues Fädlein
von der unerſchöpflichen Spule ihrer Spinndrüſe ſchießt, um
ſich darauf weiter tragen zu laſſen, ſo auch wir aus dem
Gehirn, dieſer alten Rieſenſpinndrüſe wandernder Gedanken.

Die Tropeninſel mit ihrer Sonne und ihren Blüten ſinkt.

Siehſt du da oben den Stern?

Über dem Schnee hängt im nächtlichen Blau mit ſeinen
magiſchen ſieben Augen der Wagen und hoch über ihm der
Polarſtern. Ein ſolcher Spinnfaden des Gedankens fliegt auf
zu ihm, immerfort, wenn dein Auge ihn ſchaut. Vom Nordpol
dieſer alten Erdenkugel geht eine ideale Linie dorthin: die
Richtung der Erdachſe. Ein Spinnfaden durch den eiſigen
Raum, Billionen von Meilen weit. Aber an dieſem Spinn¬
faden klettert unendliche Liebe. Schief ſteht dieſe Erdenachſe
auf der Sonnenbahn des ſauſenden Erdenungetüms. Und an
dieſer Schiefe der Achſenſtellung hängt ein ungeheurer Zauber,
der über viele tauſende von Quadratmeilen dieſer Erde ein
unwandelbares Schickſal verhängt: das Glück und Verhängnis
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[37/0051] [Abbildung] .... Unſer Spinnenfaden zerflattert in der Leere. Es iſt, als ſumme eine dunkle Melodie mit allerhand Tönen aus dem bisher Geſagten. Doch ſie wollen ſich noch nicht ordnen, die Töne, — es iſt noch ein Widerſtand darin, ein Wider¬ ſpruch. Wie aber die wandernde Spinne ein neues Fädlein von der unerſchöpflichen Spule ihrer Spinndrüſe ſchießt, um ſich darauf weiter tragen zu laſſen, ſo auch wir aus dem Gehirn, dieſer alten Rieſenſpinndrüſe wandernder Gedanken. Die Tropeninſel mit ihrer Sonne und ihren Blüten ſinkt. Siehſt du da oben den Stern? Über dem Schnee hängt im nächtlichen Blau mit ſeinen magiſchen ſieben Augen der Wagen und hoch über ihm der Polarſtern. Ein ſolcher Spinnfaden des Gedankens fliegt auf zu ihm, immerfort, wenn dein Auge ihn ſchaut. Vom Nordpol dieſer alten Erdenkugel geht eine ideale Linie dorthin: die Richtung der Erdachſe. Ein Spinnfaden durch den eiſigen Raum, Billionen von Meilen weit. Aber an dieſem Spinn¬ faden klettert unendliche Liebe. Schief ſteht dieſe Erdenachſe auf der Sonnenbahn des ſauſenden Erdenungetüms. Und an dieſer Schiefe der Achſenſtellung hängt ein ungeheurer Zauber, der über viele tauſende von Quadratmeilen dieſer Erde ein unwandelbares Schickſal verhängt: das Glück und Verhängnis der Jahreszeit. Winterſchnee und Veilchenlenz, — und ſtarr

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/51>, abgerufen am 25.11.2024.