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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903.

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Monatsblut unter den Medikamenten einfach als schweres Gift
zu rechnen sei, "denn dieses, so es in den Leib genommen
wird, machet den Menschen vergessen, stumpfsinnig, melancholisch,
unterweilen gar rasend und unsinnig oder aussätzig und diesem
armen Heinrich ist dawider nur noch zu helfen durch einen
anderen Höllentrank aus Melissenwasser, Viperngift, Bezoar
und Theriak."

Freilich auch einige gute Wunder verrichtet die Blutende.
Dort das Boot aus den Tagen des Plinius hat sich aus dem
wilden Sturm gerettet, weil eine solche Frau an Bord war:
da weigerte der Meergott sich, dieses unreine Fahrzeug zu ver¬
schlingen. Drüben die Kappadozierin derselben Tage kommt
von einem Frühgang durchs Feld, ihr Gift ist in den Dienst
der Oekonomie gestellt worden, denn sie hat dabei ihr Gewand
bis zu den Lenden gerafft und alsbald sind wie ein prasselnder
Hagelschauer alle bösen Insekten von den Bäumen gefallen.
Hätte die Sonne sie freilich überrascht, so wäre bei dem An¬
blick die ganze Saat verdorrt. Ein beflecktes Stücklein des
Gewandes bringt nach jenem Hebammenbüchlein, wenn es auf
dem bloßen Leibe getragen wird, Glück im Spiel und im
Kampfe Sieg, heilt Krankheit und löscht Feuer, kurz es ist ein
Stein der Weisen, dieses rote Tröpflein in der Leinewand.

Weiter rollt der Gespensterzug. Immer toller werden die
Schatten.

Dort der blutende Knabe ist ein kleiner Hottentotte. Ihm
ist wie allen seinesgleichen am Tage, da er in die Reihen der
Männer tritt, die linke Hode ausgeschnitten worden, -- er soll
davor bewahrt werden, Zwillinge zu erzeugen. Denn Zwillinge
sind wieder ein Alp für die Schattenphantasie.

Dort das Elternpaar aus Nord-Transvaal ist wie von
der Tarantel gestochen. Die eheliche Treue ist bewahrt. Trotz¬
dem hat die Frau Zwillinge zur Welt gebracht. Die armen
Dinger selbst sind allsofort umgebracht, in einem Topf am
Flußufer verscharrt worden. Dann ist der Medizinmann, der

Monatsblut unter den Medikamenten einfach als ſchweres Gift
zu rechnen ſei, „denn dieſes, ſo es in den Leib genommen
wird, machet den Menſchen vergeſſen, ſtumpfſinnig, melancholiſch,
unterweilen gar raſend und unſinnig oder ausſätzig und dieſem
armen Heinrich iſt dawider nur noch zu helfen durch einen
anderen Höllentrank aus Meliſſenwaſſer, Viperngift, Bezoar
und Theriak.“

Freilich auch einige gute Wunder verrichtet die Blutende.
Dort das Boot aus den Tagen des Plinius hat ſich aus dem
wilden Sturm gerettet, weil eine ſolche Frau an Bord war:
da weigerte der Meergott ſich, dieſes unreine Fahrzeug zu ver¬
ſchlingen. Drüben die Kappadozierin derſelben Tage kommt
von einem Frühgang durchs Feld, ihr Gift iſt in den Dienſt
der Oekonomie geſtellt worden, denn ſie hat dabei ihr Gewand
bis zu den Lenden gerafft und alsbald ſind wie ein praſſelnder
Hagelſchauer alle böſen Inſekten von den Bäumen gefallen.
Hätte die Sonne ſie freilich überraſcht, ſo wäre bei dem An¬
blick die ganze Saat verdorrt. Ein beflecktes Stücklein des
Gewandes bringt nach jenem Hebammenbüchlein, wenn es auf
dem bloßen Leibe getragen wird, Glück im Spiel und im
Kampfe Sieg, heilt Krankheit und löſcht Feuer, kurz es iſt ein
Stein der Weiſen, dieſes rote Tröpflein in der Leinewand.

Weiter rollt der Geſpenſterzug. Immer toller werden die
Schatten.

Dort der blutende Knabe iſt ein kleiner Hottentotte. Ihm
iſt wie allen ſeinesgleichen am Tage, da er in die Reihen der
Männer tritt, die linke Hode ausgeſchnitten worden, — er ſoll
davor bewahrt werden, Zwillinge zu erzeugen. Denn Zwillinge
ſind wieder ein Alp für die Schattenphantaſie.

Dort das Elternpaar aus Nord-Transvaal iſt wie von
der Tarantel geſtochen. Die eheliche Treue iſt bewahrt. Trotz¬
dem hat die Frau Zwillinge zur Welt gebracht. Die armen
Dinger ſelbſt ſind allſofort umgebracht, in einem Topf am
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[312/0326] Monatsblut unter den Medikamenten einfach als ſchweres Gift zu rechnen ſei, „denn dieſes, ſo es in den Leib genommen wird, machet den Menſchen vergeſſen, ſtumpfſinnig, melancholiſch, unterweilen gar raſend und unſinnig oder ausſätzig und dieſem armen Heinrich iſt dawider nur noch zu helfen durch einen anderen Höllentrank aus Meliſſenwaſſer, Viperngift, Bezoar und Theriak.“ Freilich auch einige gute Wunder verrichtet die Blutende. Dort das Boot aus den Tagen des Plinius hat ſich aus dem wilden Sturm gerettet, weil eine ſolche Frau an Bord war: da weigerte der Meergott ſich, dieſes unreine Fahrzeug zu ver¬ ſchlingen. Drüben die Kappadozierin derſelben Tage kommt von einem Frühgang durchs Feld, ihr Gift iſt in den Dienſt der Oekonomie geſtellt worden, denn ſie hat dabei ihr Gewand bis zu den Lenden gerafft und alsbald ſind wie ein praſſelnder Hagelſchauer alle böſen Inſekten von den Bäumen gefallen. Hätte die Sonne ſie freilich überraſcht, ſo wäre bei dem An¬ blick die ganze Saat verdorrt. Ein beflecktes Stücklein des Gewandes bringt nach jenem Hebammenbüchlein, wenn es auf dem bloßen Leibe getragen wird, Glück im Spiel und im Kampfe Sieg, heilt Krankheit und löſcht Feuer, kurz es iſt ein Stein der Weiſen, dieſes rote Tröpflein in der Leinewand. Weiter rollt der Geſpenſterzug. Immer toller werden die Schatten. Dort der blutende Knabe iſt ein kleiner Hottentotte. Ihm iſt wie allen ſeinesgleichen am Tage, da er in die Reihen der Männer tritt, die linke Hode ausgeſchnitten worden, — er ſoll davor bewahrt werden, Zwillinge zu erzeugen. Denn Zwillinge ſind wieder ein Alp für die Schattenphantaſie. Dort das Elternpaar aus Nord-Transvaal iſt wie von der Tarantel geſtochen. Die eheliche Treue iſt bewahrt. Trotz¬ dem hat die Frau Zwillinge zur Welt gebracht. Die armen Dinger ſelbſt ſind allſofort umgebracht, in einem Topf am Flußufer verſcharrt worden. Dann iſt der Medizinmann, der

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/326>, abgerufen am 22.11.2024.