Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903.[Abbildung]
Die Ehe ist keine Erfindung des Menschen. Sie ist älter als der Mensch. Das Tier hat den Menschen erfunden. Aber lange ehe Da liegt wieder die Grotte im Kalkstein, dieses Paradies¬ Uns heute verschlägt es nichts, uns einen Urmenschen Wenn wir tönende Worte hören von der "ewigen In¬ Nun mißt der Blick. Da sind wir bei dem Menschen [Abbildung]
Die Ehe iſt keine Erfindung des Menſchen. Sie iſt älter als der Menſch. Das Tier hat den Menſchen erfunden. Aber lange ehe Da liegt wieder die Grotte im Kalkſtein, dieſes Paradies¬ Uns heute verſchlägt es nichts, uns einen Urmenſchen Wenn wir tönende Worte hören von der „ewigen In¬ Nun mißt der Blick. Da ſind wir bei dem Menſchen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0168" n="154"/> <figure/> <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Ehe iſt keine Erfindung des Menſchen.</p><lb/> <p>Sie iſt älter als der Menſch.</p><lb/> <p>Das Tier hat den Menſchen erfunden. Aber lange ehe<lb/> es dazu kam, hatte es die Ehe erfunden.</p><lb/> <p>Da liegt wieder die Grotte im Kalkſtein, dieſes Paradies¬<lb/> bild moderner Forſchung. Das rote Licht der Herdflamme<lb/> glüht über nackte Menſchenleiber. Draußen glänzen die<lb/> Gletſcher der Eiszeit im Sternenlicht und der Sturm brüllt.<lb/> Gab es vor dieſem Hintergrunde ſchon etwas, was unſerer<lb/> Ehe glich?</p><lb/> <p>Uns heute verſchlägt es nichts, uns einen Urmenſchen<lb/> auch zu denken ohne Ehe.</p><lb/> <p>Wenn wir tönende Worte hören von der „ewigen In¬<lb/> ſtitution“ der Ehe, ſo regt ſich in uns eine ſtille, ehrliche<lb/> Beſcheidenheit. Der Menſch iſt ja nicht ewig, er war einmal<lb/> Tier. Er war Fiſch und Wurm. Was ändert's da, ob wir<lb/> die Ehe rückwärts auch noch irgendwo mit in Kauf geben.<lb/> Irgendwann mag auch ſie ſich erſt entwickelt haben.</p><lb/> <p>Nun mißt der Blick. Da ſind wir bei dem Menſchen<lb/> noch nahe an der Grenze der Tierheit. Erſt eben fällt ſein<lb/> altes Affenhaar. Sollen wir ihm wirklich dort ſchon etwas<lb/> anſcheinend ſo kompliziertes zuſchreiben wie die „Ehe“?</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [154/0168]
[Abbildung]
Die Ehe iſt keine Erfindung des Menſchen.
Sie iſt älter als der Menſch.
Das Tier hat den Menſchen erfunden. Aber lange ehe
es dazu kam, hatte es die Ehe erfunden.
Da liegt wieder die Grotte im Kalkſtein, dieſes Paradies¬
bild moderner Forſchung. Das rote Licht der Herdflamme
glüht über nackte Menſchenleiber. Draußen glänzen die
Gletſcher der Eiszeit im Sternenlicht und der Sturm brüllt.
Gab es vor dieſem Hintergrunde ſchon etwas, was unſerer
Ehe glich?
Uns heute verſchlägt es nichts, uns einen Urmenſchen
auch zu denken ohne Ehe.
Wenn wir tönende Worte hören von der „ewigen In¬
ſtitution“ der Ehe, ſo regt ſich in uns eine ſtille, ehrliche
Beſcheidenheit. Der Menſch iſt ja nicht ewig, er war einmal
Tier. Er war Fiſch und Wurm. Was ändert's da, ob wir
die Ehe rückwärts auch noch irgendwo mit in Kauf geben.
Irgendwann mag auch ſie ſich erſt entwickelt haben.
Nun mißt der Blick. Da ſind wir bei dem Menſchen
noch nahe an der Grenze der Tierheit. Erſt eben fällt ſein
altes Affenhaar. Sollen wir ihm wirklich dort ſchon etwas
anſcheinend ſo kompliziertes zuſchreiben wie die „Ehe“?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |