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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903.

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nackten Leben zwischen beständigen Berührungen mit dem
anderen Geschlecht in jeder Intimität? Vor dem Altar dieses
Konfliktes wird der arme Mensch gekreuzigt, der Weg der
Liebe, die zum höheren moralischen Stockwerk ansteigen soll,
fällt wieder einmal unter das Messer.

Unwillkürlich, wenn man an die Millionen schwarzer
Mädchen denkt, die alle dieser, schwierigen, auf Tod und Leben
schmerzhaften, tief beschämenden Operation unterworfen werden,
drängt sich doch der Gedanke vor: welche dämonisch kolossale
Wucht eine solche menschliche Idee, wie hier die der Jungfern¬
schaft, an sich in den Menschengehirnen besessen haben muß.
Wir fühlen den Atem dieser Gewalt selbst auf einem solchen,
wie wir sagen müssen, Narrenwege, wo der Sturm sich ver¬
bohrt hat und thatsächlich nicht weiter kommt.

Aber es war auch etwas in jedem Betracht Hinreißendes,
was gerade hier noch in das Ganze hineingeraten war.

Um es zu erfassen in seiner vollen Größe, müssen wir
ein anderes Blatt in der alten Liebesbibel der Menschheit
aufschlagen. In dieser ganzen letzten Betrachtung hat es eigent¬
lich schon neben uns gestanden.

Die Geschichte der menschlichen Ehe.

[Abbildung]

nackten Leben zwiſchen beſtändigen Berührungen mit dem
anderen Geſchlecht in jeder Intimität? Vor dem Altar dieſes
Konfliktes wird der arme Menſch gekreuzigt, der Weg der
Liebe, die zum höheren moraliſchen Stockwerk anſteigen ſoll,
fällt wieder einmal unter das Meſſer.

Unwillkürlich, wenn man an die Millionen ſchwarzer
Mädchen denkt, die alle dieſer, ſchwierigen, auf Tod und Leben
ſchmerzhaften, tief beſchämenden Operation unterworfen werden,
drängt ſich doch der Gedanke vor: welche dämoniſch koloſſale
Wucht eine ſolche menſchliche Idee, wie hier die der Jungfern¬
ſchaft, an ſich in den Menſchengehirnen beſeſſen haben muß.
Wir fühlen den Atem dieſer Gewalt ſelbſt auf einem ſolchen,
wie wir ſagen müſſen, Narrenwege, wo der Sturm ſich ver¬
bohrt hat und thatſächlich nicht weiter kommt.

Aber es war auch etwas in jedem Betracht Hinreißendes,
was gerade hier noch in das Ganze hineingeraten war.

Um es zu erfaſſen in ſeiner vollen Größe, müſſen wir
ein anderes Blatt in der alten Liebesbibel der Menſchheit
aufſchlagen. In dieſer ganzen letzten Betrachtung hat es eigent¬
lich ſchon neben uns geſtanden.

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[153/0167] nackten Leben zwiſchen beſtändigen Berührungen mit dem anderen Geſchlecht in jeder Intimität? Vor dem Altar dieſes Konfliktes wird der arme Menſch gekreuzigt, der Weg der Liebe, die zum höheren moraliſchen Stockwerk anſteigen ſoll, fällt wieder einmal unter das Meſſer. Unwillkürlich, wenn man an die Millionen ſchwarzer Mädchen denkt, die alle dieſer, ſchwierigen, auf Tod und Leben ſchmerzhaften, tief beſchämenden Operation unterworfen werden, drängt ſich doch der Gedanke vor: welche dämoniſch koloſſale Wucht eine ſolche menſchliche Idee, wie hier die der Jungfern¬ ſchaft, an ſich in den Menſchengehirnen beſeſſen haben muß. Wir fühlen den Atem dieſer Gewalt ſelbſt auf einem ſolchen, wie wir ſagen müſſen, Narrenwege, wo der Sturm ſich ver¬ bohrt hat und thatſächlich nicht weiter kommt. Aber es war auch etwas in jedem Betracht Hinreißendes, was gerade hier noch in das Ganze hineingeraten war. Um es zu erfaſſen in ſeiner vollen Größe, müſſen wir ein anderes Blatt in der alten Liebesbibel der Menſchheit aufſchlagen. In dieſer ganzen letzten Betrachtung hat es eigent¬ lich ſchon neben uns geſtanden. Die Geſchichte der menſchlichen Ehe. [Abbildung]

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Zitationshilfe: Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 3. Leipzig, 1903, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben03_1903/167>, abgerufen am 24.11.2024.