Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898.diese mit dem nötigen Lebensinhalt bedenken soll, vollführt Sie legt zwar auch in jede dieser Riesenzellen ihr schlecht¬ Aber was siehst du! Die Vestalinnen häufen wie immer Rätsel der Rätsel. Die Königin hat die Befruchtung dieſe mit dem nötigen Lebensinhalt bedenken ſoll, vollführt Sie legt zwar auch in jede dieſer Rieſenzellen ihr ſchlecht¬ Aber was ſiehſt du! Die Veſtalinnen häufen wie immer Rätſel der Rätſel. Die Königin hat die Befruchtung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0392" n="376"/> dieſe mit dem nötigen Lebensinhalt bedenken ſoll, vollführt<lb/> auch ſie dabei etwas ganz revolutionär neues.</p><lb/> <p>Sie legt zwar auch in jede dieſer Rieſenzellen ihr ſchlecht¬<lb/> rechtes Ei. Aber nimm das Ei unters Mikroſkop: ſie hat<lb/> etwas ſonſt Unumgängliches diesmal fortgelaſſen. Das Ei hat<lb/> ſeinen nötigen Schuß Samen <hi rendition="#g">nicht</hi> erhalten! Offenbar freie<lb/> Herrin ihrer inneren Samentaſche, was Öffnung oder Ver¬<lb/> ſchluß anbelangt, hat die gute Frau diesmal einfach grund¬<lb/> ſätzlich da den Riegel zugehalten. Unbefruchtete Eier — es<lb/> ſcheint ein Kinderſpiel. Die großen Zellen ſollen alſo wohl<lb/> vorſätzlich leer bleiben.</p><lb/> <p>Aber was ſiehſt du! Die Veſtalinnen häufen wie immer<lb/> auch um dieſes unbefruchtete Eilein ſüßen Futterbrei, <hi rendition="#g">ſie</hi> er¬<lb/> erwarten alſo ganz unzweideutig eine Entwickelung trotz alle¬<lb/> dem und alledem. Und richtig: das Würmlein kommt auf,<lb/> wird weiter gepäppelt, verpuppt ſich — und am vierund¬<lb/> zwanzigſten Tage ſpaziert aus dem Kinderſtubenfach eine dicke —<lb/> Drohne.</p><lb/> <p>Rätſel der Rätſel. Die Königin hat die Befruchtung<lb/> ihrer Eier mit Mannesſamen frei in der Gewalt. Will ſie<lb/> nicht, ſo befruchtet ſie gewiſſe Eier in beſonders großen Kinder¬<lb/> ſtuben des Korbes <hi rendition="#g">nicht</hi> — — und aus dieſen unbefruchteten<lb/> Eiern gehen dann allemale nach eiſernem Geſetz, wie es ſcheint,<lb/> anſtatt verkümmerter veſtaliſcher Jungfräulein echte geſchlechts¬<lb/> fähige Drohnen — alſo <hi rendition="#g">Männchen</hi> hervor. Laß den ganzen<lb/> Bienenſtaat mal einen Moment aus dem Auge und beherzige<lb/> nur die einzige kurioſe Thatſache, die er dir hier in den Weg wirft.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [376/0392]
dieſe mit dem nötigen Lebensinhalt bedenken ſoll, vollführt
auch ſie dabei etwas ganz revolutionär neues.
Sie legt zwar auch in jede dieſer Rieſenzellen ihr ſchlecht¬
rechtes Ei. Aber nimm das Ei unters Mikroſkop: ſie hat
etwas ſonſt Unumgängliches diesmal fortgelaſſen. Das Ei hat
ſeinen nötigen Schuß Samen nicht erhalten! Offenbar freie
Herrin ihrer inneren Samentaſche, was Öffnung oder Ver¬
ſchluß anbelangt, hat die gute Frau diesmal einfach grund¬
ſätzlich da den Riegel zugehalten. Unbefruchtete Eier — es
ſcheint ein Kinderſpiel. Die großen Zellen ſollen alſo wohl
vorſätzlich leer bleiben.
Aber was ſiehſt du! Die Veſtalinnen häufen wie immer
auch um dieſes unbefruchtete Eilein ſüßen Futterbrei, ſie er¬
erwarten alſo ganz unzweideutig eine Entwickelung trotz alle¬
dem und alledem. Und richtig: das Würmlein kommt auf,
wird weiter gepäppelt, verpuppt ſich — und am vierund¬
zwanzigſten Tage ſpaziert aus dem Kinderſtubenfach eine dicke —
Drohne.
Rätſel der Rätſel. Die Königin hat die Befruchtung
ihrer Eier mit Mannesſamen frei in der Gewalt. Will ſie
nicht, ſo befruchtet ſie gewiſſe Eier in beſonders großen Kinder¬
ſtuben des Korbes nicht — — und aus dieſen unbefruchteten
Eiern gehen dann allemale nach eiſernem Geſetz, wie es ſcheint,
anſtatt verkümmerter veſtaliſcher Jungfräulein echte geſchlechts¬
fähige Drohnen — alſo Männchen hervor. Laß den ganzen
Bienenſtaat mal einen Moment aus dem Auge und beherzige
nur die einzige kurioſe Thatſache, die er dir hier in den Weg wirft.
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