eigener Jungenpflege kann bei einer solchen Sand-am-Meer- Produktion keine Rede sein. Aber das besorgen ja auch die Vestalinnen, Generation um Generation, mit rührender Sorg¬ falt für sie. Sie braucht nur ihre Eier zu legen und sich füttern zu lassen, damit die Kraft nicht versage, -- alles andere geht von selber wie ein Automat.
Ja füttern ....! Die Eierlegerei ist gewiß an sich an¬ strengend genug und fordert gute Ernährung in der zu Per¬ manenz erklärten Wochenstube der Frau Königin. Aber du erinnerst dich: das Wörtchen Fütterung hat in der Liebe noch einen ganz besonderen Sinn. Damit ein neues Wesen werde, verlangt jedes weibliche Ei, so hast du wenigstens bisher als Regel gesehen, noch ein sehr eigentümliches Spezialfutter: eine männliche Samenzelle nämlich. Und zu dieser geheimnisvollen Mahlzeit verhilft nur eins, nämlich Begattung.
Nun gut. Dafür hast du ja vorher die zweihundert Männer im Reiche entdeckt. Zweihundert für ein einziges Weiblein sollten wohl genügen. Unwillkürlich malst du dir mit reger Phantasie aus, wie dieser ungeheure Vestatempel mit seinen zwanzigtausend Alt- und Jungjüngferchen mindestens an einer Ecke auch ein separates kleines Heiligtum der Aphrodite sein müsse, wo die Liebe im Verhältnis zu so ungeheuerlicher Schaffenskraft eifrig verehrt werde. Aber da kannst du dir nun die Augen aussehen. Keins der faulen Männchen regt sich. Und die Frau Königin, in ihrer Art und ersprießlichen Beschäftigungsweise ja ein Muster von Fleiß wie alle anderen arbeitenden Glieder des Stockes, kümmert sich anscheinend ebenso wenig um diese faule Ecke der fleißigen Genossenschaft. Was nun wieder? Also auch hier keine Brücke?
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eigener Jungenpflege kann bei einer ſolchen Sand-am-Meer- Produktion keine Rede ſein. Aber das beſorgen ja auch die Veſtalinnen, Generation um Generation, mit rührender Sorg¬ falt für ſie. Sie braucht nur ihre Eier zu legen und ſich füttern zu laſſen, damit die Kraft nicht verſage, — alles andere geht von ſelber wie ein Automat.
Ja füttern ....! Die Eierlegerei iſt gewiß an ſich an¬ ſtrengend genug und fordert gute Ernährung in der zu Per¬ manenz erklärten Wochenſtube der Frau Königin. Aber du erinnerſt dich: das Wörtchen Fütterung hat in der Liebe noch einen ganz beſonderen Sinn. Damit ein neues Weſen werde, verlangt jedes weibliche Ei, ſo haſt du wenigſtens bisher als Regel geſehen, noch ein ſehr eigentümliches Spezialfutter: eine männliche Samenzelle nämlich. Und zu dieſer geheimnisvollen Mahlzeit verhilft nur eins, nämlich Begattung.
Nun gut. Dafür haſt du ja vorher die zweihundert Männer im Reiche entdeckt. Zweihundert für ein einziges Weiblein ſollten wohl genügen. Unwillkürlich malſt du dir mit reger Phantaſie aus, wie dieſer ungeheure Veſtatempel mit ſeinen zwanzigtauſend Alt- und Jungjüngferchen mindeſtens an einer Ecke auch ein ſeparates kleines Heiligtum der Aphrodite ſein müſſe, wo die Liebe im Verhältnis zu ſo ungeheuerlicher Schaffenskraft eifrig verehrt werde. Aber da kannſt du dir nun die Augen ausſehen. Keins der faulen Männchen regt ſich. Und die Frau Königin, in ihrer Art und erſprießlichen Beſchäftigungsweiſe ja ein Muſter von Fleiß wie alle anderen arbeitenden Glieder des Stockes, kümmert ſich anſcheinend ebenſo wenig um dieſe faule Ecke der fleißigen Genoſſenſchaft. Was nun wieder? Alſo auch hier keine Brücke?
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Produktion keine Rede ſein. Aber das beſorgen ja auch die
Veſtalinnen, Generation um Generation, mit rührender Sorg¬
falt für ſie. Sie braucht nur ihre Eier zu legen und ſich
füttern zu laſſen, damit die Kraft nicht verſage, — alles andere
geht von ſelber wie ein Automat.
Ja füttern ....! Die Eierlegerei iſt gewiß an ſich an¬
ſtrengend genug und fordert gute Ernährung in der zu Per¬
manenz erklärten Wochenſtube der Frau Königin. Aber du
erinnerſt dich: das Wörtchen Fütterung hat in der Liebe noch
einen ganz beſonderen Sinn. Damit ein neues Weſen werde,
verlangt jedes weibliche Ei, ſo haſt du wenigſtens bisher als
Regel geſehen, noch ein ſehr eigentümliches Spezialfutter: eine
männliche Samenzelle nämlich. Und zu dieſer geheimnisvollen
Mahlzeit verhilft nur eins, nämlich Begattung.
Nun gut. Dafür haſt du ja vorher die zweihundert
Männer im Reiche entdeckt. Zweihundert für ein einziges
Weiblein ſollten wohl genügen. Unwillkürlich malſt du dir mit
reger Phantaſie aus, wie dieſer ungeheure Veſtatempel mit
ſeinen zwanzigtauſend Alt- und Jungjüngferchen mindeſtens an
einer Ecke auch ein ſeparates kleines Heiligtum der Aphrodite
ſein müſſe, wo die Liebe im Verhältnis zu ſo ungeheuerlicher
Schaffenskraft eifrig verehrt werde. Aber da kannſt du dir
nun die Augen ausſehen. Keins der faulen Männchen regt
ſich. Und die Frau Königin, in ihrer Art und erſprießlichen
Beſchäftigungsweiſe ja ein Muſter von Fleiß wie alle anderen
arbeitenden Glieder des Stockes, kümmert ſich anſcheinend ebenſo
wenig um dieſe faule Ecke der fleißigen Genoſſenſchaft. Was
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Bölsche, Wilhelm: Das Liebesleben in der Natur. Bd. 1. Florenz u. a., 1898, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boelsche_liebesleben01_1898/387>, abgerufen am 22.11.2024.
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