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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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D. Die Fernwaffen. 4. Die Feuerwaffen.
gemein anerkannt. Für die allgemeine Bewaffnung des Fussvolkes
erhält sich aber das Luntenschloss unverändert bis ans Ende des
17. Jahrhunderts, doch führten in der Regel vom Ende des 16. Jahr-
hunderts an von den Musketieren einer Kompagnie etwa 10 Mann
die Radschlossmuskete.

Mit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts kommt, und zwar zuerst
in den spanischen Heeren, eine Gattung von Gewehrschlössern in Ver-
wendung, welche als das Urbild des späteren Flintenschlosses anzu-
sehen ist, das spanische Schnapphahnschloss. Dasselbe besitzt
im wesentlichen bereits die Mechanik des Flintenschlosses, nur fehlt
ihm die Nuss mit ihren Rasten, und der grösste Teil des Mechanis-
mus liegt an der Aussenseite. Der Hahn, dessen Vorbild im alten
Luntenschnapphahn gefunden werden kann, schlägt hier mit seinem
Schwefelkies auf den sogenannten Batteriedeckel, welcher insofern

[Abbildung] Fig. 533.

Flintenschloss mit Schnapphahnbatterie von
einer Pistole. Arbeit des Büchsenmachers Armand Bongarde in Düssel-
dorf. Um 1680.

sinnreich eingerichtet ist, als er zugleich die Pfanne schliesst. Beim
Abzuge streift der Stein die Schlagfläche des Batteriedeckels,
welcher dadurch nach aufwärts schlägt und die Pfanne öffnet. Durch
die Reibung des Steines an der Schlagfläche entwickeln sich Funken,
welche herabfallend das Pulver der Pfanne entzünden. (Fig. 532.)
Diese Schlosskonstruktion findet sich bis ins 18. Jahrhundert herein
häufig an Gewehren (tüfenk) orientalischer Herkunft.*)


*) Im 17. Jahrhundert bezogen die Türken ihre Gewehrschlösser in grossen
Mengen aus Europa und den Vertrieb besorgten mit grossem Gewinn griechische
und venetianische Kaufleute.

D. Die Fernwaffen. 4. Die Feuerwaffen.
gemein anerkannt. Für die allgemeine Bewaffnung des Fuſsvolkes
erhält sich aber das Luntenschloſs unverändert bis ans Ende des
17. Jahrhunderts, doch führten in der Regel vom Ende des 16. Jahr-
hunderts an von den Musketieren einer Kompagnie etwa 10 Mann
die Radschloſsmuskete.

Mit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts kommt, und zwar zuerst
in den spanischen Heeren, eine Gattung von Gewehrschlössern in Ver-
wendung, welche als das Urbild des späteren Flintenschlosses anzu-
sehen ist, das spanische Schnapphahnschloſs. Dasselbe besitzt
im wesentlichen bereits die Mechanik des Flintenschlosses, nur fehlt
ihm die Nuſs mit ihren Rasten, und der gröſste Teil des Mechanis-
mus liegt an der Auſsenseite. Der Hahn, dessen Vorbild im alten
Luntenschnapphahn gefunden werden kann, schlägt hier mit seinem
Schwefelkies auf den sogenannten Batteriedeckel, welcher insofern

[Abbildung] Fig. 533.

Flintenschloſs mit Schnapphahnbatterie von
einer Pistole. Arbeit des Büchsenmachers Armand Bongarde in Düssel-
dorf. Um 1680.

sinnreich eingerichtet ist, als er zugleich die Pfanne schlieſst. Beim
Abzuge streift der Stein die Schlagfläche des Batteriedeckels,
welcher dadurch nach aufwärts schlägt und die Pfanne öffnet. Durch
die Reibung des Steines an der Schlagfläche entwickeln sich Funken,
welche herabfallend das Pulver der Pfanne entzünden. (Fig. 532.)
Diese Schloſskonstruktion findet sich bis ins 18. Jahrhundert herein
häufig an Gewehren (tüfénk) orientalischer Herkunft.*)


*) Im 17. Jahrhundert bezogen die Türken ihre Gewehrschlösser in groſsen
Mengen aus Europa und den Vertrieb besorgten mit groſsem Gewinn griechische
und venetianische Kaufleute.
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[453/0471] D. Die Fernwaffen. 4. Die Feuerwaffen. gemein anerkannt. Für die allgemeine Bewaffnung des Fuſsvolkes erhält sich aber das Luntenschloſs unverändert bis ans Ende des 17. Jahrhunderts, doch führten in der Regel vom Ende des 16. Jahr- hunderts an von den Musketieren einer Kompagnie etwa 10 Mann die Radschloſsmuskete. Mit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts kommt, und zwar zuerst in den spanischen Heeren, eine Gattung von Gewehrschlössern in Ver- wendung, welche als das Urbild des späteren Flintenschlosses anzu- sehen ist, das spanische Schnapphahnschloſs. Dasselbe besitzt im wesentlichen bereits die Mechanik des Flintenschlosses, nur fehlt ihm die Nuſs mit ihren Rasten, und der gröſste Teil des Mechanis- mus liegt an der Auſsenseite. Der Hahn, dessen Vorbild im alten Luntenschnapphahn gefunden werden kann, schlägt hier mit seinem Schwefelkies auf den sogenannten Batteriedeckel, welcher insofern [Abbildung Fig. 533. Flintenschloſs mit Schnapphahnbatterie von einer Pistole. Arbeit des Büchsenmachers Armand Bongarde in Düssel- dorf. Um 1680.] sinnreich eingerichtet ist, als er zugleich die Pfanne schlieſst. Beim Abzuge streift der Stein die Schlagfläche des Batteriedeckels, welcher dadurch nach aufwärts schlägt und die Pfanne öffnet. Durch die Reibung des Steines an der Schlagfläche entwickeln sich Funken, welche herabfallend das Pulver der Pfanne entzünden. (Fig. 532.) Diese Schloſskonstruktion findet sich bis ins 18. Jahrhundert herein häufig an Gewehren (tüfénk) orientalischer Herkunft. *) *) Im 17. Jahrhundert bezogen die Türken ihre Gewehrschlösser in groſsen Mengen aus Europa und den Vertrieb besorgten mit groſsem Gewinn griechische und venetianische Kaufleute.

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/471>, abgerufen am 22.11.2024.