Das niederländische Schnapphahnschloss entstand ohne Zweifel aus dem spanischen und beruht auf dem gleichen System. Es besitzt den Vorteil, dass der Mechanismus an der inneren Seite des Schlossbleches angebracht ist, den Nachteil, dass die Batterie die Aufgabe des Verschlusses der Pfanne nicht besorgt, sondern blos aus einem an einem Stiele sitzenden Schlageisen, Schnapphahnbatterie, besteht. (Fig. 533.)
Es wäre hier noch einer besonderen mechanischen Einrichtung, des Stechschlosses, zu erwähnen, welches jedoch keineswegs ein selbständiger Mechanismus, sondern eine Vorrichtung ist, die sich bei allen Schlossgattungen anwenden lässt, um den Abzug am Züngel
[Abbildung]
Fig. 534.
Landsknechte eine Hakenbüchse auf zerleg- barem Bocke abfeuernd. Aus den Zeugbüchern Maximilians I. Zeug: Österr. Land. Um 1514.
leichter zu gestalten. Wir haben früher bei den Armrüsten gesehen, dass bei diesen ein Stechschlossmechanismus schon um 1550 zur An- wendung gekommen ist. Um dieselbe Zeit trifft man auf verschie- dene Vorrichtungen gleicher Tendenz an Zielgewehren aus Nürnberg und anderen deutschen Städten.
Die Handfeuerwaffe trat bis Ende des 15. Jahrhunderts, wenn wir die kleinen Knallbüchsen des 14. Jahrhunderts als nur vereinzelt im Gebrauche ausser Berücksichtigung lassen wollen, allgemeiner in
II. Die Angriffswaffen.
Das niederländische Schnapphahnschloſs entstand ohne Zweifel aus dem spanischen und beruht auf dem gleichen System. Es besitzt den Vorteil, daſs der Mechanismus an der inneren Seite des Schloſsbleches angebracht ist, den Nachteil, daſs die Batterie die Aufgabe des Verschlusses der Pfanne nicht besorgt, sondern blos aus einem an einem Stiele sitzenden Schlageisen, Schnapphahnbatterie, besteht. (Fig. 533.)
Es wäre hier noch einer besonderen mechanischen Einrichtung, des Stechschlosses, zu erwähnen, welches jedoch keineswegs ein selbständiger Mechanismus, sondern eine Vorrichtung ist, die sich bei allen Schloſsgattungen anwenden läſst, um den Abzug am Züngel
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Fig. 534.
Landsknechte eine Hakenbüchse auf zerleg- barem Bocke abfeuernd. Aus den Zeugbüchern Maximilians I. Zeug: Österr. Land. Um 1514.
leichter zu gestalten. Wir haben früher bei den Armrüsten gesehen, daſs bei diesen ein Stechschloſsmechanismus schon um 1550 zur An- wendung gekommen ist. Um dieselbe Zeit trifft man auf verschie- dene Vorrichtungen gleicher Tendenz an Zielgewehren aus Nürnberg und anderen deutschen Städten.
Die Handfeuerwaffe trat bis Ende des 15. Jahrhunderts, wenn wir die kleinen Knallbüchsen des 14. Jahrhunderts als nur vereinzelt im Gebrauche auſser Berücksichtigung lassen wollen, allgemeiner in
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II. Die Angriffswaffen.
Das niederländische Schnapphahnschloſs entstand ohne
Zweifel aus dem spanischen und beruht auf dem gleichen System.
Es besitzt den Vorteil, daſs der Mechanismus an der inneren Seite
des Schloſsbleches angebracht ist, den Nachteil, daſs die Batterie die
Aufgabe des Verschlusses der Pfanne nicht besorgt, sondern blos aus
einem an einem Stiele sitzenden Schlageisen, Schnapphahnbatterie,
besteht. (Fig. 533.)
Es wäre hier noch einer besonderen mechanischen Einrichtung,
des Stechschlosses, zu erwähnen, welches jedoch keineswegs ein
selbständiger Mechanismus, sondern eine Vorrichtung ist, die sich bei
allen Schloſsgattungen anwenden läſst, um den Abzug am Züngel
[Abbildung Fig. 534. Landsknechte eine Hakenbüchse auf zerleg-
barem Bocke abfeuernd. Aus den Zeugbüchern Maximilians I.
Zeug: Österr. Land. Um 1514.]
leichter zu gestalten. Wir haben früher bei den Armrüsten gesehen,
daſs bei diesen ein Stechschloſsmechanismus schon um 1550 zur An-
wendung gekommen ist. Um dieselbe Zeit trifft man auf verschie-
dene Vorrichtungen gleicher Tendenz an Zielgewehren aus Nürnberg
und anderen deutschen Städten.
Die Handfeuerwaffe trat bis Ende des 15. Jahrhunderts, wenn
wir die kleinen Knallbüchsen des 14. Jahrhunderts als nur vereinzelt
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/472>, abgerufen am 22.11.2024.
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