Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.D. Die Fernwaffen. 4. Die Feuerwaffen. Schildzapfen, die ungefähr in der Mitte des Rohres stehen undeine Welle bilden, um welche bewegt das Rohr auf die einfachste Art eleviert werden konnte. Diese an sich einfache Einrichtung kann zu den wichtigsten Verbesserungen im Artilleriewesen gezählt werden. Die Erfindung der einfachen Schildzapfen soll unter Karl VIII. von Frankreich im Lager von Pont d'arche gemacht worden sein. Der grösste Übelstand im Geschützwesen bestand noch am Ende [Abbildung]
Fig. 517. wurde es doch durch die am Beginne des 16. Jahrhunderts herein-Hauptbüchse in Bronze gegossen und mit doppeltem brechende gänzliche Umgestaltung des gesamten Kriegswesens und der Kriegführung rasch überholt. Nach den Zeugbüchern zählte man in den Zeughäusern des Kaisers Maximilian folgende Geschütz- gattungen: Hauptstücke (Bombarden, von welchen viele aus anderen Ländern stammten und erobert waren), Scharfmetzen (Fig. 518), Basilisken, Vierteilbüchsen, Singerinen, grosse Schlangen, (Fig. 519.) Feld- oder Mittelschlangen, Haufnitzen, Falkonet- lein (Fig. 520.) (kleines Geschütz, welches von einem Pferde in der Gabel geführt wurde), Kammerschlangen (Hinterlader auf Dreh- basse), endlich eine kleinere Geschützgattung, welche Dorndrell (tornarello) und auch Terrasbüchse (von dem spanischen terasca, teraxa, Schlange) genannt wird. Unter den Mörsern, welche ver- schiedenartige Grössen und Formen besassen, werden Haupt- (Fig. 521) D. Die Fernwaffen. 4. Die Feuerwaffen. Schildzapfen, die ungefähr in der Mitte des Rohres stehen undeine Welle bilden, um welche bewegt das Rohr auf die einfachste Art eleviert werden konnte. Diese an sich einfache Einrichtung kann zu den wichtigsten Verbesserungen im Artilleriewesen gezählt werden. Die Erfindung der einfachen Schildzapfen soll unter Karl VIII. von Frankreich im Lager von Pont d’arche gemacht worden sein. Der gröſste Übelstand im Geschützwesen bestand noch am Ende [Abbildung]
Fig. 517. wurde es doch durch die am Beginne des 16. Jahrhunderts herein-Hauptbüchse in Bronze gegossen und mit doppeltem brechende gänzliche Umgestaltung des gesamten Kriegswesens und der Kriegführung rasch überholt. Nach den Zeugbüchern zählte man in den Zeughäusern des Kaisers Maximilian folgende Geschütz- gattungen: Hauptstücke (Bombarden, von welchen viele aus anderen Ländern stammten und erobert waren), Scharfmetzen (Fig. 518), Basilisken, Vierteilbüchsen, Singerinen, groſse Schlangen, (Fig. 519.) Feld- oder Mittelschlangen, Haufnitzen, Falkonet- lein (Fig. 520.) (kleines Geschütz, welches von einem Pferde in der Gabel geführt wurde), Kammerschlangen (Hinterlader auf Dreh- basse), endlich eine kleinere Geschützgattung, welche Dorndrell (tornarello) und auch Terrasbüchse (von dem spanischen terasca, teraxa, Schlange) genannt wird. Unter den Mörsern, welche ver- schiedenartige Gröſsen und Formen besaſsen, werden Haupt- (Fig. 521) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0457" n="439"/><fw place="top" type="header">D. Die Fernwaffen. 4. Die Feuerwaffen.</fw><lb/> Schildzapfen, die ungefähr in der Mitte des Rohres stehen und<lb/> eine Welle bilden, um welche bewegt das Rohr auf die einfachste<lb/> Art eleviert werden konnte. Diese an sich einfache Einrichtung kann<lb/> zu den wichtigsten Verbesserungen im Artilleriewesen gezählt werden.<lb/> Die Erfindung der einfachen Schildzapfen soll unter <hi rendition="#g">Karl</hi> VIII. von<lb/> Frankreich im Lager von Pont d’arche gemacht worden sein.</p><lb/> <p>Der gröſste Übelstand im Geschützwesen bestand noch am Ende<lb/> des 15. Jahrhunderts in der ganz systemlosen Vielgestaltigkeit der<lb/> Rohre, die nicht nur eine Beurteilung der Leistung verhinderte, son-<lb/> dern auch groſse Schwierigkeit für den Munitionsersatz herbeiführte.<lb/> In Italien, namentlich in Venedig und Genua, auch in Frankreich<lb/> suchte man diesem Übelstande abzuhelfen, der Erfolg blieb aber<lb/> hinter den Erwartungen zurück. Später nahm Kaiser Maximilian (um<lb/> 1498) eine eingreifende Reorganisation seines Geschützwesens vor;<lb/> sein System, dessen Durchbildung von dem Hauszeugmeister Bartolo-<lb/> meus Freysleben herrührt, ist in seinen von uns öfter erwähnten<lb/> Zeugbüchern niedergelegt. So scharfsinnig es auch erschien, so<lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 517.</head><p><hi rendition="#g">Hauptbüchse</hi> in Bronze gegossen und mit doppeltem<lb/> Schildzapfen ausgestattet, genannt „die wohlgestimbt Lauerpfeiff“. Nach<lb/> einem Modell in der Waffensammlung des k. Hauses zu Wien. 15. Jahr-<lb/> hundert. Innsbrucker Gieſsstätte.</p></figure><lb/> wurde es doch durch die am Beginne des 16. Jahrhunderts herein-<lb/> brechende gänzliche Umgestaltung des gesamten Kriegswesens und<lb/> der Kriegführung rasch überholt. Nach den Zeugbüchern zählte<lb/> man in den Zeughäusern des Kaisers Maximilian folgende Geschütz-<lb/> gattungen: <hi rendition="#g">Hauptstücke</hi> (Bombarden, von welchen viele aus anderen<lb/> Ländern stammten und erobert waren), <hi rendition="#g">Scharfmetzen</hi> (Fig. 518),<lb/><hi rendition="#g">Basilisken, Vierteilbüchsen, Singerinen, groſse Schlangen</hi>,<lb/> (Fig. 519.) <hi rendition="#g">Feld-</hi> oder <hi rendition="#g">Mittelschlangen, Haufnitzen, Falkonet-<lb/> lein</hi> (Fig. 520.) (kleines Geschütz, welches von einem Pferde in der<lb/> Gabel geführt wurde), <hi rendition="#g">Kammerschlangen</hi> (Hinterlader auf Dreh-<lb/> basse), endlich eine kleinere Geschützgattung, welche <hi rendition="#g">Dorndrell</hi><lb/> (tornarello) und auch <hi rendition="#g">Terrasbüchse</hi> (von dem spanischen terasca,<lb/> teraxa, Schlange) genannt wird. Unter den Mörsern, welche ver-<lb/> schiedenartige Gröſsen und Formen besaſsen, werden <hi rendition="#g">Haupt-</hi> (Fig. 521)<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [439/0457]
D. Die Fernwaffen. 4. Die Feuerwaffen.
Schildzapfen, die ungefähr in der Mitte des Rohres stehen und
eine Welle bilden, um welche bewegt das Rohr auf die einfachste
Art eleviert werden konnte. Diese an sich einfache Einrichtung kann
zu den wichtigsten Verbesserungen im Artilleriewesen gezählt werden.
Die Erfindung der einfachen Schildzapfen soll unter Karl VIII. von
Frankreich im Lager von Pont d’arche gemacht worden sein.
Der gröſste Übelstand im Geschützwesen bestand noch am Ende
des 15. Jahrhunderts in der ganz systemlosen Vielgestaltigkeit der
Rohre, die nicht nur eine Beurteilung der Leistung verhinderte, son-
dern auch groſse Schwierigkeit für den Munitionsersatz herbeiführte.
In Italien, namentlich in Venedig und Genua, auch in Frankreich
suchte man diesem Übelstande abzuhelfen, der Erfolg blieb aber
hinter den Erwartungen zurück. Später nahm Kaiser Maximilian (um
1498) eine eingreifende Reorganisation seines Geschützwesens vor;
sein System, dessen Durchbildung von dem Hauszeugmeister Bartolo-
meus Freysleben herrührt, ist in seinen von uns öfter erwähnten
Zeugbüchern niedergelegt. So scharfsinnig es auch erschien, so
[Abbildung Fig. 517. Hauptbüchse in Bronze gegossen und mit doppeltem
Schildzapfen ausgestattet, genannt „die wohlgestimbt Lauerpfeiff“. Nach
einem Modell in der Waffensammlung des k. Hauses zu Wien. 15. Jahr-
hundert. Innsbrucker Gieſsstätte.]
wurde es doch durch die am Beginne des 16. Jahrhunderts herein-
brechende gänzliche Umgestaltung des gesamten Kriegswesens und
der Kriegführung rasch überholt. Nach den Zeugbüchern zählte
man in den Zeughäusern des Kaisers Maximilian folgende Geschütz-
gattungen: Hauptstücke (Bombarden, von welchen viele aus anderen
Ländern stammten und erobert waren), Scharfmetzen (Fig. 518),
Basilisken, Vierteilbüchsen, Singerinen, groſse Schlangen,
(Fig. 519.) Feld- oder Mittelschlangen, Haufnitzen, Falkonet-
lein (Fig. 520.) (kleines Geschütz, welches von einem Pferde in der
Gabel geführt wurde), Kammerschlangen (Hinterlader auf Dreh-
basse), endlich eine kleinere Geschützgattung, welche Dorndrell
(tornarello) und auch Terrasbüchse (von dem spanischen terasca,
teraxa, Schlange) genannt wird. Unter den Mörsern, welche ver-
schiedenartige Gröſsen und Formen besaſsen, werden Haupt- (Fig. 521)
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