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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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II. Die Angriffswaffen.
und kleine Mörser (Lerchlein) mit sternförmiger Bohrung (um das
Auflodern der aus ihn geworfenen Feuerwerkskörper zu befördern).
Kalibermasse sind nicht angegeben, sie lassen sich aus den Aquarellen
nur ungefähr schätzen.

Unter Kaiser Maximilian begann man auch die Geschütze zu
bohren, aber das war anfänglich noch eine mühsame und unverläss-
liche Arbeit mittels schwerer Handbohrer, die im "Gangspill" bei
ungenauer Führung liefen. Man verbesserte daran im 16. Jahrhundert
vieles, doch wurden nach wie vor viele Geschütze mit der Seele ge-
gossen. Erst am Beginne des 18. Jahrhunderts erfand J. Maritz in
Bern die Kanonendrehmühle, eine mechanische Einrichtung, die eine
genau zentrale Bohrung lieferte. Unter Kaiser Karl V. bildete sich
zuerst ein bestimmtes und brauchbares Geschützsystem, das Kaliber-
system, aus, das mit geringen Abweichungen auch von Frankreich
und von den bedeutenderen italienischen Staaten angenommen wurde.

[Abbildung] Fig. 518.

Scharfmetze in Blocklafette. 15. Jahrhundert. Aus
den Zeugbüchern Maximilians I. Zeug: Österr. Land.

Der Erfinder des Kalibersystems, das auf dem Verhältnisse des Boh-
rungs - Durchmessers zum Steingewicht der Kugel beruhte, war der
Vikar der St. Sebaldskirche zu Nürnberg Georg Hartmann (1489
bis 1564), der Schöpfer des darauf fussenden Geschützsystems
aber der geniale Stuckgiesser Gregor Löffler. Auch dieses neuere
System behielt die Bezeichnungen der Geschütze im allgemeinen (nach
den sogenannten drei Geschlechtern: Kanonen, Schlangen und Falken)
bei, es regelte nur die Gewichtsverhältnisse. Der Park Karls V. be-
stand aus 40- und 12pfündigen Kanonen, 24-, 12- und 6 pfündigen
Schlangen und 6 1/2- und 3 pfündigen Falken. Das Kugelgewicht
war auf Stein berechnet und wurde auch dann beibehalten, als um
1520 bereits allenthalben eiserne Kugeln, anfänglich geschmiedet,

II. Die Angriffswaffen.
und kleine Mörser (Lerchlein) mit sternförmiger Bohrung (um das
Auflodern der aus ihn geworfenen Feuerwerkskörper zu befördern).
Kalibermaſse sind nicht angegeben, sie lassen sich aus den Aquarellen
nur ungefähr schätzen.

Unter Kaiser Maximilian begann man auch die Geschütze zu
bohren, aber das war anfänglich noch eine mühsame und unverläſs-
liche Arbeit mittels schwerer Handbohrer, die im „Gangspill“ bei
ungenauer Führung liefen. Man verbesserte daran im 16. Jahrhundert
vieles, doch wurden nach wie vor viele Geschütze mit der Seele ge-
gossen. Erst am Beginne des 18. Jahrhunderts erfand J. Maritz in
Bern die Kanonendrehmühle, eine mechanische Einrichtung, die eine
genau zentrale Bohrung lieferte. Unter Kaiser Karl V. bildete sich
zuerst ein bestimmtes und brauchbares Geschützsystem, das Kaliber-
system, aus, das mit geringen Abweichungen auch von Frankreich
und von den bedeutenderen italienischen Staaten angenommen wurde.

[Abbildung] Fig. 518.

Scharfmetze in Blocklafette. 15. Jahrhundert. Aus
den Zeugbüchern Maximilians I. Zeug: Österr. Land.

Der Erfinder des Kalibersystems, das auf dem Verhältnisse des Boh-
rungs - Durchmessers zum Steingewicht der Kugel beruhte, war der
Vikar der St. Sebaldskirche zu Nürnberg Georg Hartmann (1489
bis 1564), der Schöpfer des darauf fuſsenden Geschützsystems
aber der geniale Stuckgieſser Gregor Löffler. Auch dieses neuere
System behielt die Bezeichnungen der Geschütze im allgemeinen (nach
den sogenannten drei Geschlechtern: Kanonen, Schlangen und Falken)
bei, es regelte nur die Gewichtsverhältnisse. Der Park Karls V. be-
stand aus 40- und 12pfündigen Kanonen, 24-, 12- und 6 pfündigen
Schlangen und 6 ½- und 3 pfündigen Falken. Das Kugelgewicht
war auf Stein berechnet und wurde auch dann beibehalten, als um
1520 bereits allenthalben eiserne Kugeln, anfänglich geschmiedet,

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[440/0458] II. Die Angriffswaffen. und kleine Mörser (Lerchlein) mit sternförmiger Bohrung (um das Auflodern der aus ihn geworfenen Feuerwerkskörper zu befördern). Kalibermaſse sind nicht angegeben, sie lassen sich aus den Aquarellen nur ungefähr schätzen. Unter Kaiser Maximilian begann man auch die Geschütze zu bohren, aber das war anfänglich noch eine mühsame und unverläſs- liche Arbeit mittels schwerer Handbohrer, die im „Gangspill“ bei ungenauer Führung liefen. Man verbesserte daran im 16. Jahrhundert vieles, doch wurden nach wie vor viele Geschütze mit der Seele ge- gossen. Erst am Beginne des 18. Jahrhunderts erfand J. Maritz in Bern die Kanonendrehmühle, eine mechanische Einrichtung, die eine genau zentrale Bohrung lieferte. Unter Kaiser Karl V. bildete sich zuerst ein bestimmtes und brauchbares Geschützsystem, das Kaliber- system, aus, das mit geringen Abweichungen auch von Frankreich und von den bedeutenderen italienischen Staaten angenommen wurde. [Abbildung Fig. 518. Scharfmetze in Blocklafette. 15. Jahrhundert. Aus den Zeugbüchern Maximilians I. Zeug: Österr. Land.] Der Erfinder des Kalibersystems, das auf dem Verhältnisse des Boh- rungs - Durchmessers zum Steingewicht der Kugel beruhte, war der Vikar der St. Sebaldskirche zu Nürnberg Georg Hartmann (1489 bis 1564), der Schöpfer des darauf fuſsenden Geschützsystems aber der geniale Stuckgieſser Gregor Löffler. Auch dieses neuere System behielt die Bezeichnungen der Geschütze im allgemeinen (nach den sogenannten drei Geschlechtern: Kanonen, Schlangen und Falken) bei, es regelte nur die Gewichtsverhältnisse. Der Park Karls V. be- stand aus 40- und 12pfündigen Kanonen, 24-, 12- und 6 pfündigen Schlangen und 6 ½- und 3 pfündigen Falken. Das Kugelgewicht war auf Stein berechnet und wurde auch dann beibehalten, als um 1520 bereits allenthalben eiserne Kugeln, anfänglich geschmiedet,

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/458>, abgerufen am 22.11.2024.