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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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II. Die Angriffswaffen.
Befehlshaber, Trabanten etc. erhalten feine Gravierungen und oft
auch Vergoldungen, die auf chemischem Wege mit Quecksilberamalgam
hergestellt wurden. Schäfte erhalten unterschiedliche Auszierungen;
sie werden mit Stoffen überzogen und mit metallenen, oft vergoldeten
Nägeln besetzt. Zuweilen wird die Oberfläche kreuzweise mit Leder-
streifen oder Goldborten überlegt und diese mit Nägeln befestigt.
Später, im 16. Jahrhundert, wird zunächst an der Dille eine Quaste
befestigt und der Schaft in der Höhe der "Handlage" mit Samt be-
legt, der an den Rändern mit Fransen besetzt ist. Am unteren Ende
wird ein Beschlag, die sogenannte Spiesshose, angebracht, der unter-
halb zuweilen spitzig ausläuft.

[Abbildung] Fig. 366.

Gemeines Reisspiesseisen. 15. Jahrhundert
2. Hälfte.

[Abbildung] Fig. 367.

Schweres Knebelspiesseisen. Waffe der Tra-
banten des Herzogs Friedrich IV. späteren Kaisers. Graviert mit
Spuren von Vergoldung und mit der Inschrift: "dux federic. dux
austrie". 15. Jahrhundert, Anfang.

Seit dem Beginne des 16. Jahrhunderts nimmt die Freude an prunk-
vollen und schönen Waffen allenthalben überhand. Die Klingen er-
halten reiche Verzierungen in Goldätzung, Tausia etc., nicht selten
auch in kunstvollem Eisenschnitt. Etwa von der Hälfte des Jahr-
hunderts an erscheinen die "gerippten" oder "gepickten" Schäfte.

II. Die Angriffswaffen.
Befehlshaber, Trabanten etc. erhalten feine Gravierungen und oft
auch Vergoldungen, die auf chemischem Wege mit Quecksilberamalgam
hergestellt wurden. Schäfte erhalten unterschiedliche Auszierungen;
sie werden mit Stoffen überzogen und mit metallenen, oft vergoldeten
Nägeln besetzt. Zuweilen wird die Oberfläche kreuzweise mit Leder-
streifen oder Goldborten überlegt und diese mit Nägeln befestigt.
Später, im 16. Jahrhundert, wird zunächst an der Dille eine Quaste
befestigt und der Schaft in der Höhe der „Handlage“ mit Samt be-
legt, der an den Rändern mit Fransen besetzt ist. Am unteren Ende
wird ein Beschlag, die sogenannte Spieſshose, angebracht, der unter-
halb zuweilen spitzig ausläuft.

[Abbildung] Fig. 366.

Gemeines Reisspieſseisen. 15. Jahrhundert
2. Hälfte.

[Abbildung] Fig. 367.

Schweres Knebelspieſseisen. Waffe der Tra-
banten des Herzogs Friedrich IV. späteren Kaisers. Graviert mit
Spuren von Vergoldung und mit der Inschrift: „dux federic. dux
austrie“. 15. Jahrhundert, Anfang.

Seit dem Beginne des 16. Jahrhunderts nimmt die Freude an prunk-
vollen und schönen Waffen allenthalben überhand. Die Klingen er-
halten reiche Verzierungen in Goldätzung, Tausia etc., nicht selten
auch in kunstvollem Eisenschnitt. Etwa von der Hälfte des Jahr-
hunderts an erscheinen die „gerippten“ oder „gepickten“ Schäfte.

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[314/0332] II. Die Angriffswaffen. Befehlshaber, Trabanten etc. erhalten feine Gravierungen und oft auch Vergoldungen, die auf chemischem Wege mit Quecksilberamalgam hergestellt wurden. Schäfte erhalten unterschiedliche Auszierungen; sie werden mit Stoffen überzogen und mit metallenen, oft vergoldeten Nägeln besetzt. Zuweilen wird die Oberfläche kreuzweise mit Leder- streifen oder Goldborten überlegt und diese mit Nägeln befestigt. Später, im 16. Jahrhundert, wird zunächst an der Dille eine Quaste befestigt und der Schaft in der Höhe der „Handlage“ mit Samt be- legt, der an den Rändern mit Fransen besetzt ist. Am unteren Ende wird ein Beschlag, die sogenannte Spieſshose, angebracht, der unter- halb zuweilen spitzig ausläuft. [Abbildung Fig. 366. Gemeines Reisspieſseisen. 15. Jahrhundert 2. Hälfte. ] [Abbildung Fig. 367. Schweres Knebelspieſseisen. Waffe der Tra- banten des Herzogs Friedrich IV. späteren Kaisers. Graviert mit Spuren von Vergoldung und mit der Inschrift: „dux federic. dux austrie“. 15. Jahrhundert, Anfang. ] Seit dem Beginne des 16. Jahrhunderts nimmt die Freude an prunk- vollen und schönen Waffen allenthalben überhand. Die Klingen er- halten reiche Verzierungen in Goldätzung, Tausia etc., nicht selten auch in kunstvollem Eisenschnitt. Etwa von der Hälfte des Jahr- hunderts an erscheinen die „gerippten“ oder „gepickten“ Schäfte.

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/332>, abgerufen am 19.06.2024.