Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

B. Die Stangenwaffen. 1. Der Spiess.
derart zu gestalten, dass es nicht allein für den Stoss, sondern auch
für Hieb und Schlag dienen konnte; man versah es mit Haken, um
den feindlichen Mann aus der Fronte hervorzuziehen. Aus diesen
Kombinationen entstanden allmählich die Glefen, die Helmbarten und
alle übrigen Stangenwaffenformen.

An diesen Stangenwaffen des Fussvolkes treten zuerst die soge-
nannten Schaftfedern auf, bandartige Fortsetzungen der Dille von
Eisen bis zum Drittel oder der Hälfte des Schaftes, in welchem sie
eingelassen und mit Nägeln befestigt sind. Sie sind dazu bestimmt,

[Abbildung] Fig. 365.

Spiessträger mit Faustschild. Aus einem Manu-
skripte von 1294 in der Nationalbibliothek in Paris. Nach Jacquemin,
Ikonographie.

das Abbrechen oder Abhauen des Schaftes zu hindern. Die allge-
meine Form des knechtischen Spiesses blieb bis ins 15. Jahrhundert
herein die gleiche; nur macht sich erneut, etwa von der Mitte des
14. Jahrhunderts an, ein von Italien ausgehendes allgemeines Streben
bemerkbar, die Waffe zu verzieren. So sehen wir von dieser Zeit an
mannigfach ausgestattete Spiesse. Die Klingen von Prunkwaffen für

B. Die Stangenwaffen. 1. Der Spieſs.
derart zu gestalten, daſs es nicht allein für den Stoſs, sondern auch
für Hieb und Schlag dienen konnte; man versah es mit Haken, um
den feindlichen Mann aus der Fronte hervorzuziehen. Aus diesen
Kombinationen entstanden allmählich die Glefen, die Helmbarten und
alle übrigen Stangenwaffenformen.

An diesen Stangenwaffen des Fuſsvolkes treten zuerst die soge-
nannten Schaftfedern auf, bandartige Fortsetzungen der Dille von
Eisen bis zum Drittel oder der Hälfte des Schaftes, in welchem sie
eingelassen und mit Nägeln befestigt sind. Sie sind dazu bestimmt,

[Abbildung] Fig. 365.

Spieſsträger mit Faustschild. Aus einem Manu-
skripte von 1294 in der Nationalbibliothek in Paris. Nach Jacquemin,
Ikonographie.

das Abbrechen oder Abhauen des Schaftes zu hindern. Die allge-
meine Form des knechtischen Spieſses blieb bis ins 15. Jahrhundert
herein die gleiche; nur macht sich erneut, etwa von der Mitte des
14. Jahrhunderts an, ein von Italien ausgehendes allgemeines Streben
bemerkbar, die Waffe zu verzieren. So sehen wir von dieser Zeit an
mannigfach ausgestattete Spieſse. Die Klingen von Prunkwaffen für

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0331" n="313"/><fw place="top" type="header">B. Die Stangenwaffen. 1. Der Spie&#x017F;s.</fw><lb/>
derart zu gestalten, da&#x017F;s es nicht allein für den Sto&#x017F;s, sondern auch<lb/>
für Hieb und Schlag dienen konnte; man versah es mit Haken, um<lb/>
den feindlichen Mann aus der Fronte hervorzuziehen. Aus diesen<lb/>
Kombinationen entstanden allmählich die Glefen, die Helmbarten und<lb/>
alle übrigen Stangenwaffenformen.</p><lb/>
            <p>An diesen Stangenwaffen des Fu&#x017F;svolkes treten zuerst die soge-<lb/>
nannten <hi rendition="#g">Schaftfedern</hi> auf, bandartige Fortsetzungen der Dille von<lb/>
Eisen bis zum Drittel oder der Hälfte des Schaftes, in welchem sie<lb/>
eingelassen und mit Nägeln befestigt sind. Sie sind dazu bestimmt,<lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 365.</head><p><hi rendition="#g">Spie&#x017F;sträger mit Faustschild</hi>. Aus einem Manu-<lb/>
skripte von 1294 in der Nationalbibliothek in Paris. Nach Jacquemin,<lb/>
Ikonographie.</p></figure><lb/>
das Abbrechen oder Abhauen des Schaftes zu hindern. Die allge-<lb/>
meine Form des knechtischen Spie&#x017F;ses blieb bis ins 15. Jahrhundert<lb/>
herein die gleiche; nur macht sich erneut, etwa von der Mitte des<lb/>
14. Jahrhunderts an, ein von Italien ausgehendes allgemeines Streben<lb/>
bemerkbar, die Waffe zu verzieren. So sehen wir von dieser Zeit an<lb/>
mannigfach ausgestattete Spie&#x017F;se. Die Klingen von Prunkwaffen für<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[313/0331] B. Die Stangenwaffen. 1. Der Spieſs. derart zu gestalten, daſs es nicht allein für den Stoſs, sondern auch für Hieb und Schlag dienen konnte; man versah es mit Haken, um den feindlichen Mann aus der Fronte hervorzuziehen. Aus diesen Kombinationen entstanden allmählich die Glefen, die Helmbarten und alle übrigen Stangenwaffenformen. An diesen Stangenwaffen des Fuſsvolkes treten zuerst die soge- nannten Schaftfedern auf, bandartige Fortsetzungen der Dille von Eisen bis zum Drittel oder der Hälfte des Schaftes, in welchem sie eingelassen und mit Nägeln befestigt sind. Sie sind dazu bestimmt, [Abbildung Fig. 365. Spieſsträger mit Faustschild. Aus einem Manu- skripte von 1294 in der Nationalbibliothek in Paris. Nach Jacquemin, Ikonographie.] das Abbrechen oder Abhauen des Schaftes zu hindern. Die allge- meine Form des knechtischen Spieſses blieb bis ins 15. Jahrhundert herein die gleiche; nur macht sich erneut, etwa von der Mitte des 14. Jahrhunderts an, ein von Italien ausgehendes allgemeines Streben bemerkbar, die Waffe zu verzieren. So sehen wir von dieser Zeit an mannigfach ausgestattete Spieſse. Die Klingen von Prunkwaffen für

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/331
Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/331>, abgerufen am 27.06.2024.