Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.II. Die Angriffswaffen. Rinnen und hohen scharfen Rippen ausgestattet und nicht nur letztere,sondern auch nach der Quere die Rinnen unzählige Male derart durch- löchert, dass die Klinge selbst von allen Seiten betrachtet durch- sichtig erscheint. Auch diese eminente Fertigkeit hatten die Mai- länder und Brescianer den Spaniern bald abgelauscht, sie fertigten schon um 1560 die kunstreichsten Giftzugklingen. In dieser Kunsttechnik treten auch häufig Dolchklingen auf. Schon auf den ältesten Degenklingen findet man und zwar meist in den Blutrinnen die Namen der Meister in einer ganz eigenen lateinischen Majuskelschrift eingeschlagen, die für den Ungeübten oft schwer oder gar nicht zu [Abbildung]
Fig. 325. lesen ist, um so mehr als Verwechselungen von Buchstaben nicht s[elten]Degen mit Griff aus geschnittenem Eisen, teilweise vorkommen. Der dekorative Abschluss von derlei Klingeninschr[ifte]n, zumeist eine ankerähnliche Figur darstellend, wird häufig, aber [i]rrig als Marke des Meisters angesehen. Nebst den Meisternamen finden sich auch Sinnsprüche wie: IN DIO · SPERAVI, VIVE · LE · ROY u. dergl. Auf späteren französischen Klingen des 17. Jahrhundert II. Die Angriffswaffen. Rinnen und hohen scharfen Rippen ausgestattet und nicht nur letztere,sondern auch nach der Quere die Rinnen unzählige Male derart durch- löchert, daſs die Klinge selbst von allen Seiten betrachtet durch- sichtig erscheint. Auch diese eminente Fertigkeit hatten die Mai- länder und Brescianer den Spaniern bald abgelauscht, sie fertigten schon um 1560 die kunstreichsten Giftzugklingen. In dieser Kunsttechnik treten auch häufig Dolchklingen auf. Schon auf den ältesten Degenklingen findet man und zwar meist in den Blutrinnen die Namen der Meister in einer ganz eigenen lateinischen Majuskelschrift eingeschlagen, die für den Ungeübten oft schwer oder gar nicht zu [Abbildung]
Fig. 325. lesen ist, um so mehr als Verwechselungen von Buchstaben nicht s[elten]Degen mit Griff aus geschnittenem Eisen, teilweise vorkommen. Der dekorative Abschluſs von derlei Klingeninschr[ifte]n, zumeist eine ankerähnliche Figur darstellend, wird häufig, aber [i]rrig als Marke des Meisters angesehen. Nebst den Meisternamen finden sich auch Sinnsprüche wie: IN DIO · SPERAVI, VIVE · LE · ROY u. dergl. Auf späteren französischen Klingen des 17. Jahrhundert <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0306" n="288"/><fw place="top" type="header">II. Die Angriffswaffen.</fw><lb/> Rinnen und hohen scharfen Rippen ausgestattet und nicht nur letztere,<lb/> sondern auch nach der Quere die Rinnen unzählige Male derart durch-<lb/> löchert, daſs die Klinge selbst von allen Seiten betrachtet durch-<lb/> sichtig erscheint. Auch diese eminente Fertigkeit hatten die Mai-<lb/> länder und Brescianer den Spaniern bald abgelauscht, sie fertigten<lb/> schon um 1560 die kunstreichsten Giftzugklingen. In dieser<lb/> Kunsttechnik treten auch häufig Dolchklingen auf. Schon auf den<lb/> ältesten Degenklingen findet man und zwar meist in den Blutrinnen die<lb/> Namen der Meister in einer ganz eigenen lateinischen Majuskelschrift<lb/> eingeschlagen, die für den Ungeübten oft schwer oder gar nicht zu<lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 325.</head><p><hi rendition="#g">Degen</hi> mit Griff aus geschnittenem Eisen, teilweise<lb/> vergoldet. Letzterer besteht aus geraden Parierstangen, aus einem vom<lb/> Parierring aufgeschwungenen Griffbügel und doppeltem Faustschutzbügel<lb/> (pas d’âne).</p></figure><lb/> lesen ist, um so mehr als Verwechselungen von Buchstaben nicht s<supplied>elten</supplied><lb/> vorkommen. Der dekorative Abschluſs von derlei Klingeninschr<supplied>ifte</supplied>n,<lb/> zumeist eine ankerähnliche Figur darstellend, wird häufig, aber <supplied>i</supplied>rrig<lb/> als Marke des Meisters angesehen. Nebst den Meisternamen finden<lb/> sich auch Sinnsprüche wie: IN DIO · SPERAVI, VIVE · LE · ROY<lb/> u. dergl. Auf späteren französischen Klingen des 17. Jahrhundert<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [288/0306]
II. Die Angriffswaffen.
Rinnen und hohen scharfen Rippen ausgestattet und nicht nur letztere,
sondern auch nach der Quere die Rinnen unzählige Male derart durch-
löchert, daſs die Klinge selbst von allen Seiten betrachtet durch-
sichtig erscheint. Auch diese eminente Fertigkeit hatten die Mai-
länder und Brescianer den Spaniern bald abgelauscht, sie fertigten
schon um 1560 die kunstreichsten Giftzugklingen. In dieser
Kunsttechnik treten auch häufig Dolchklingen auf. Schon auf den
ältesten Degenklingen findet man und zwar meist in den Blutrinnen die
Namen der Meister in einer ganz eigenen lateinischen Majuskelschrift
eingeschlagen, die für den Ungeübten oft schwer oder gar nicht zu
[Abbildung Fig. 325. Degen mit Griff aus geschnittenem Eisen, teilweise
vergoldet. Letzterer besteht aus geraden Parierstangen, aus einem vom
Parierring aufgeschwungenen Griffbügel und doppeltem Faustschutzbügel
(pas d’âne).]
lesen ist, um so mehr als Verwechselungen von Buchstaben nicht selten
vorkommen. Der dekorative Abschluſs von derlei Klingeninschriften,
zumeist eine ankerähnliche Figur darstellend, wird häufig, aber irrig
als Marke des Meisters angesehen. Nebst den Meisternamen finden
sich auch Sinnsprüche wie: IN DIO · SPERAVI, VIVE · LE · ROY
u. dergl. Auf späteren französischen Klingen des 17. Jahrhundert
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Zitationshilfe: | Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/306>, abgerufen am 05.07.2024. |