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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 10. Zürich, 1743.

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von David.
Der schöne Morgenthau war auch bereits gefallen,
Die angenehme Zunfft der Hirten that erschallen,
Bald hie, bald da herum, ein jeder triebe aus.
Der Peitschen ihr Geklatsch erschallt von Hauß zu Hauß,1300.
Und wehrt dem dummen Vieh wann das wollt Abweg nehmen.
Des Davids seine Heerd wollt sich auch schon bequemen,
Sein Hund war zwar bereit; doch aber nicht der Hirt,
Der von der, so die Höl bedeckt, gehalten wird.
Er wartet fleißig auf, bis seine Sonn erscheinet,
Für welche er nicht gnung geschmückt zu seyn vermeinet,
Ziert sich darauf, so gut sein Hirtenkleid es gönnt,
Sein schon gesalbtes Haupt mit Blumen er bekrönt.
Jnzwischen kommt der Wag der dreyen Printzeßinnen,
Dem sie, als sie die Höl zu ihrem Schutz gewinnen,1310.
Befohlen, in dem Wald zu harren aus die Nacht,
Und machet sein Getön, daß Michal bald erwacht.
Wie sie Thalmais sieht in Merobs Armen liegen,
Steht sie behende auf, um dieser ihr Vergnügen
Zu stöhren nicht so bald, und gehet aus der Höl
Zum Wagen, daß sie da dem Führer was befehl.
David, der Michal sieht, eilt gleich sie zu begrüssen,
Küßt der Printzessin Rock, wirfft sich zu ihren Füssen.
Woher, redt er sie an, kommt diese hohe Gnad,
Die meine Schäferhütt anitzt empfangen hat,1320.
Daß ich des Hofes Zier darf sehn in meinen Auen,
Wer bringet unserm Ort dieß edle Gut zu schauen?
Des Königs Tochter hie? Weist du noch, wer ich bin,
Sagt Michal, ich vermeint, dein freyer Schäfersinn
Gedächt nicht mehr nach Hof? Jch bin froh dich zu sehen
Zu hören deinen Stand, der Deinen Wohlergehen.
Was ist der David doch, derselbe wiedersagt,
Daß meines Königs Kind nach meinem Wesen fragt?
Des Davids Wohlergehn, sprach sie, muß uns erfreuen,
Denn wen mein Vater liebt, werd ich niemahlen scheuen.1330.
So lieb mir diese Gnad, sagt er, die mich beehrt,
So leid ist mir was ich fürher hab angehört,
Daß da die Michal meint, ich sey so grober Sinnen,
Daß zu vergessen ich die Gnade könnt beginnen,
Die
von David.
Der ſchoͤne Morgenthau war auch bereits gefallen,
Die angenehme Zunfft der Hirten that erſchallen,
Bald hie, bald da herum, ein jeder triebe aus.
Der Peitſchen ihr Geklatſch erſchallt von Hauß zu Hauß,1300.
Und wehrt dem dum̃en Vieh wann das wollt Abweg nehmen.
Des Davids ſeine Heerd wollt ſich auch ſchon bequemen,
Sein Hund war zwar bereit; doch aber nicht der Hirt,
Der von der, ſo die Hoͤl bedeckt, gehalten wird.
Er wartet fleißig auf, bis ſeine Sonn erſcheinet,
Fuͤr welche er nicht gnung geſchmuͤckt zu ſeyn vermeinet,
Ziert ſich darauf, ſo gut ſein Hirtenkleid es goͤnnt,
Sein ſchon geſalbtes Haupt mit Blumen er bekroͤnt.
Jnzwiſchen kommt der Wag der dreyen Printzeßinnen,
Dem ſie, als ſie die Hoͤl zu ihrem Schutz gewinnen,1310.
Befohlen, in dem Wald zu harren aus die Nacht,
Und machet ſein Getoͤn, daß Michal bald erwacht.
Wie ſie Thalmais ſieht in Merobs Armen liegen,
Steht ſie behende auf, um dieſer ihr Vergnuͤgen
Zu ſtoͤhren nicht ſo bald, und gehet aus der Hoͤl
Zum Wagen, daß ſie da dem Fuͤhrer was befehl.
David, der Michal ſieht, eilt gleich ſie zu begruͤſſen,
Kuͤßt der Printzeſſin Rock, wirfft ſich zu ihren Fuͤſſen.
Woher, redt er ſie an, kommt dieſe hohe Gnad,
Die meine Schaͤferhuͤtt anitzt empfangen hat,1320.
Daß ich des Hofes Zier darf ſehn in meinen Auen,
Wer bringet unſerm Ort dieß edle Gut zu ſchauen?
Des Koͤnigs Tochter hie? Weiſt du noch, wer ich bin,
Sagt Michal, ich vermeint, dein freyer Schaͤferſinn
Gedaͤcht nicht mehr nach Hof? Jch bin froh dich zu ſehen
Zu hoͤren deinen Stand, der Deinen Wohlergehen.
Was iſt der David doch, derſelbe wiederſagt,
Daß meines Koͤnigs Kind nach meinem Weſen fragt?
Des Davids Wohlergehn, ſprach ſie, muß uns erfreuen,
Denn wen mein Vater liebt, werd ich niemahlen ſcheuen.1330.
So lieb mir dieſe Gnad, ſagt er, die mich beehrt,
So leid iſt mir was ich fuͤrher hab angehoͤrt,
Daß da die Michal meint, ich ſey ſo grober Sinnen,
Daß zu vergeſſen ich die Gnade koͤnnt beginnen,
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[59/0059] von David. Der ſchoͤne Morgenthau war auch bereits gefallen, Die angenehme Zunfft der Hirten that erſchallen, Bald hie, bald da herum, ein jeder triebe aus. Der Peitſchen ihr Geklatſch erſchallt von Hauß zu Hauß, Und wehrt dem dum̃en Vieh wann das wollt Abweg nehmen. Des Davids ſeine Heerd wollt ſich auch ſchon bequemen, Sein Hund war zwar bereit; doch aber nicht der Hirt, Der von der, ſo die Hoͤl bedeckt, gehalten wird. Er wartet fleißig auf, bis ſeine Sonn erſcheinet, Fuͤr welche er nicht gnung geſchmuͤckt zu ſeyn vermeinet, Ziert ſich darauf, ſo gut ſein Hirtenkleid es goͤnnt, Sein ſchon geſalbtes Haupt mit Blumen er bekroͤnt. Jnzwiſchen kommt der Wag der dreyen Printzeßinnen, Dem ſie, als ſie die Hoͤl zu ihrem Schutz gewinnen, Befohlen, in dem Wald zu harren aus die Nacht, Und machet ſein Getoͤn, daß Michal bald erwacht. Wie ſie Thalmais ſieht in Merobs Armen liegen, Steht ſie behende auf, um dieſer ihr Vergnuͤgen Zu ſtoͤhren nicht ſo bald, und gehet aus der Hoͤl Zum Wagen, daß ſie da dem Fuͤhrer was befehl. David, der Michal ſieht, eilt gleich ſie zu begruͤſſen, Kuͤßt der Printzeſſin Rock, wirfft ſich zu ihren Fuͤſſen. Woher, redt er ſie an, kommt dieſe hohe Gnad, Die meine Schaͤferhuͤtt anitzt empfangen hat, Daß ich des Hofes Zier darf ſehn in meinen Auen, Wer bringet unſerm Ort dieß edle Gut zu ſchauen? Des Koͤnigs Tochter hie? Weiſt du noch, wer ich bin, Sagt Michal, ich vermeint, dein freyer Schaͤferſinn Gedaͤcht nicht mehr nach Hof? Jch bin froh dich zu ſehen Zu hoͤren deinen Stand, der Deinen Wohlergehen. Was iſt der David doch, derſelbe wiederſagt, Daß meines Koͤnigs Kind nach meinem Weſen fragt? Des Davids Wohlergehn, ſprach ſie, muß uns erfreuen, Denn wen mein Vater liebt, werd ich niemahlen ſcheuen. So lieb mir dieſe Gnad, ſagt er, die mich beehrt, So leid iſt mir was ich fuͤrher hab angehoͤrt, Daß da die Michal meint, ich ſey ſo grober Sinnen, Daß zu vergeſſen ich die Gnade koͤnnt beginnen, Die

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 10. Zürich, 1743, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung10_1743/59>, abgerufen am 02.05.2024.