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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.

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der herrschenden Poeten.
alpinischen Riesen ersinnen, den sie wieder den
östreichischen Jupiter geführt haben, da will ich
das Ungeheure, das Merboden so wohl gefällt,
nach dem Leben nachmachen (C c). Doch ich ha-
be noch was lustigers als dieses alles. Jch habe
einen deutschen Dichterkrieg (D d) ausgebrütet,
wo die Göttin der Zweytracht die Gestalt der
göttlichen Critick annimmt, Merboden zu hinter-
gehen, daß er die Geissel in die Hand nehme,
die Poeten zu züchtigen, die in Germanien beschäf-
tiget sind, Sylben zu messen und Reimen zu paa-
ren. Er lißt in Brands Narrenschiffe, obgleich
sich eine viel sanftere Muse bemühete, ihn auf die
neuern Schönheiten unserer Schriften zu lenken.
Eris wirfft ihm eine Nater ins Dintenfaß, wel-
che ich der Alekto aus dem Kopfe gerissen habe.

Doch
zerischen Barden hervorgesucht, und uns dasselbe eben
auf die Art angepriesen, wie jener es im Zuschauer mit
dem Milton gemachet hat[?] Vielleicht wäre es ihm ge-
lungen, uns davon zu überreden.
(C c) Eben derselbe meinet, Bodmer härte selbst ein
Milton werden können, wenn er uns ein Heldengedich-
te von dem Kriege der alpinischen Riesen wieder den
österreichischen Jupiter gesungen hätte. Da hätte er ja,
sagt er, das ungeheure und gräsliche, das ihm im Mil-
ton so gefällt, anbringen, Berge auf Berge tragen,
und den Himmel bestürmen können. Da hätte er die
Fabeln und die Bibel, Cyclopen und Titanen unter die
Schweizer, und die Teufel unter die Furien mengen
können; um die Einbildungskraft seiner Leser recht in
Erstaunen zu sezen.
(D d) Dieser deutsche Dichterkrieg ist in dem Heumo-
nat der Belustigungen des Verst. und des Wizes enthalten.

der herrſchenden Poeten.
alpiniſchen Rieſen erſinnen, den ſie wieder den
oͤſtreichiſchen Jupiter gefuͤhrt haben, da will ich
das Ungeheure, das Merboden ſo wohl gefaͤllt,
nach dem Leben nachmachen (C c). Doch ich ha-
be noch was luſtigers als dieſes alles. Jch habe
einen deutſchen Dichterkrieg (D d) ausgebruͤtet,
wo die Goͤttin der Zweytracht die Geſtalt der
goͤttlichen Critick annimmt, Merboden zu hinter-
gehen, daß er die Geiſſel in die Hand nehme,
die Poeten zu zuͤchtigen, die in Germanien beſchaͤf-
tiget ſind, Sylben zu meſſen und Reimen zu paa-
ren. Er lißt in Brands Narrenſchiffe, obgleich
ſich eine viel ſanftere Muſe bemuͤhete, ihn auf die
neuern Schoͤnheiten unſerer Schriften zu lenken.
Eris wirfft ihm eine Nater ins Dintenfaß, wel-
che ich der Alekto aus dem Kopfe geriſſen habe.

Doch
zeriſchen Barden hervorgeſucht, und uns daſſelbe eben
auf die Art angeprieſen, wie jener es im Zuſchauer mit
dem Milton gemachet hat[?] Vielleicht waͤre es ihm ge-
lungen, uns davon zu uͤberreden.
(C c) Eben derſelbe meinet, Bodmer haͤrte ſelbſt ein
Milton werden koͤnnen, wenn er uns ein Heldengedich-
te von dem Kriege der alpiniſchen Rieſen wieder den
oͤſterreichiſchen Jupiter geſungen haͤtte. Da haͤtte er ja,
ſagt er, das ungeheure und graͤsliche, das ihm im Mil-
ton ſo gefaͤllt, anbringen, Berge auf Berge tragen,
und den Himmel beſtuͤrmen koͤnnen. Da haͤtte er die
Fabeln und die Bibel, Cyclopen und Titanen unter die
Schweizer, und die Teufel unter die Furien mengen
koͤnnen; um die Einbildungskraft ſeiner Leſer recht in
Erſtaunen zu ſezen.
(D d) Dieſer deutſche Dichterkrieg iſt in dem Heumo-
nat der Beluſtigungen des Verſt. und des Wizes enthalten.
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[191/0193] der herrſchenden Poeten. alpiniſchen Rieſen erſinnen, den ſie wieder den oͤſtreichiſchen Jupiter gefuͤhrt haben, da will ich das Ungeheure, das Merboden ſo wohl gefaͤllt, nach dem Leben nachmachen (C c). Doch ich ha- be noch was luſtigers als dieſes alles. Jch habe einen deutſchen Dichterkrieg (D d) ausgebruͤtet, wo die Goͤttin der Zweytracht die Geſtalt der goͤttlichen Critick annimmt, Merboden zu hinter- gehen, daß er die Geiſſel in die Hand nehme, die Poeten zu zuͤchtigen, die in Germanien beſchaͤf- tiget ſind, Sylben zu meſſen und Reimen zu paa- ren. Er lißt in Brands Narrenſchiffe, obgleich ſich eine viel ſanftere Muſe bemuͤhete, ihn auf die neuern Schoͤnheiten unſerer Schriften zu lenken. Eris wirfft ihm eine Nater ins Dintenfaß, wel- che ich der Alekto aus dem Kopfe geriſſen habe. Doch (*) (C c) Eben derſelbe meinet, Bodmer haͤrte ſelbſt ein Milton werden koͤnnen, wenn er uns ein Heldengedich- te von dem Kriege der alpiniſchen Rieſen wieder den oͤſterreichiſchen Jupiter geſungen haͤtte. Da haͤtte er ja, ſagt er, das ungeheure und graͤsliche, das ihm im Mil- ton ſo gefaͤllt, anbringen, Berge auf Berge tragen, und den Himmel beſtuͤrmen koͤnnen. Da haͤtte er die Fabeln und die Bibel, Cyclopen und Titanen unter die Schweizer, und die Teufel unter die Furien mengen koͤnnen; um die Einbildungskraft ſeiner Leſer recht in Erſtaunen zu ſezen. (D d) Dieſer deutſche Dichterkrieg iſt in dem Heumo- nat der Beluſtigungen des Verſt. und des Wizes enthalten. (*) zeriſchen Barden hervorgeſucht, und uns daſſelbe eben auf die Art angeprieſen, wie jener es im Zuſchauer mit dem Milton gemachet hat? Vielleicht waͤre es ihm ge- lungen, uns davon zu uͤberreden.

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742/193>, abgerufen am 21.11.2024.