[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.Nachrichten handelte dennoch der Hr. Magister sehr klüg-lich, daß er um der Schwachen willen auf eine offentliche Abfertigung dieses trozigen Philisters, und eine nachdrückliche Ehrenrettung des deutschen Wizes bedacht war. Jn dieser Ueberlegung hielt er vor das rathsamste, daß er ein allgemeines Land- Aufbot an alle, die sich der allgemeinen Noth des deutschen poetischen Reichs anzunehmen Muth und Fähigkeit hätten, ergehen ließ, und ihnen ei- nen allgemeinen Sammelplatz anwieß, von wel- chem sie auf die Französischen und Schweizerischen Philister mit vereinigten Kräften loosgehen könnten. Er steckte zu diesem Ende zu Leipzig vor dem Breit- kopfischen Hause die Fahne auf, auf welcher ein zottigter Bär, der sich in einer einsamen Wüsten auf seinen Hintern gantz geruhig niedergelassen, und mit zufriedenem Gemüthe an seiner Tatze sauget, mit der Aufschrift, Ipse alimenta sibi, künstlich geschildert war: Und es fanden sich so gleich eini- ge herrenlose Klopffechter daselbst ein, die sich un- ter diese Fahne anwerben liessen. Der Hr. Ma- gister führte diese handfeste Truppen in den Hunds- tagen das erste mahl an den Feind, er selbst stell- te sich an die Spize, und that mit einem grossen Geschrey den ersten Angriff auf den feindlichen Haufen, der von dem Kriegserfahrnen Französi- schen Officier, der aus seinen Lettres Francoi- ses & Germaniques bekannt ist, commandirt wurde: Aber nach einigen leichten Versuchen, die mehr förchterlich als gefährlich waren, zog sich der deutsche Feldherr mit seinem Völcklein gantz vergnügt wiederum in seine Sicherheit zurüke. III. Zu
Nachrichten handelte dennoch der Hr. Magiſter ſehr kluͤg-lich, daß er um der Schwachen willen auf eine offentliche Abfertigung dieſes trozigen Philiſters, und eine nachdruͤckliche Ehrenrettung des deutſchen Wizes bedacht war. Jn dieſer Ueberlegung hielt er vor das rathſamſte, daß er ein allgemeines Land- Aufbot an alle, die ſich der allgemeinen Noth des deutſchen poetiſchen Reichs anzunehmen Muth und Faͤhigkeit haͤtten, ergehen ließ, und ihnen ei- nen allgemeinen Sammelplatz anwieß, von wel- chem ſie auf die Franzoͤſiſchen und Schweizeriſchen Philiſter mit vereinigten Kraͤften loosgehen koͤnnten. Er ſteckte zu dieſem Ende zu Leipzig vor dem Breit- kopfiſchen Hauſe die Fahne auf, auf welcher ein zottigter Baͤr, der ſich in einer einſamen Wuͤſten auf ſeinen Hintern gantz geruhig niedergelaſſen, und mit zufriedenem Gemuͤthe an ſeiner Tatze ſauget, mit der Aufſchrift, Ipſe alimenta ſibi, kuͤnſtlich geſchildert war: Und es fanden ſich ſo gleich eini- ge herrenloſe Klopffechter daſelbſt ein, die ſich un- ter dieſe Fahne anwerben lieſſen. Der Hr. Ma- giſter fuͤhrte dieſe handfeſte Truppen in den Hunds- tagen das erſte mahl an den Feind, er ſelbſt ſtell- te ſich an die Spize, und that mit einem groſſen Geſchrey den erſten Angriff auf den feindlichen Haufen, der von dem Kriegserfahrnen Franzoͤſi- ſchen Officier, der aus ſeinen Lettres Françoi- ſes & Germaniques bekannt iſt, commandirt wurde: Aber nach einigen leichten Verſuchen, die mehr foͤrchterlich als gefaͤhrlich waren, zog ſich der deutſche Feldherr mit ſeinem Voͤlcklein gantz vergnuͤgt wiederum in ſeine Sicherheit zuruͤke. III. Zu
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Nachrichten
handelte dennoch der Hr. Magiſter ſehr kluͤg-
lich, daß er um der Schwachen willen auf eine
offentliche Abfertigung dieſes trozigen Philiſters,
und eine nachdruͤckliche Ehrenrettung des deutſchen
Wizes bedacht war. Jn dieſer Ueberlegung hielt
er vor das rathſamſte, daß er ein allgemeines Land-
Aufbot an alle, die ſich der allgemeinen Noth
des deutſchen poetiſchen Reichs anzunehmen Muth
und Faͤhigkeit haͤtten, ergehen ließ, und ihnen ei-
nen allgemeinen Sammelplatz anwieß, von wel-
chem ſie auf die Franzoͤſiſchen und Schweizeriſchen
Philiſter mit vereinigten Kraͤften loosgehen koͤnnten.
Er ſteckte zu dieſem Ende zu Leipzig vor dem Breit-
kopfiſchen Hauſe die Fahne auf, auf welcher ein
zottigter Baͤr, der ſich in einer einſamen Wuͤſten
auf ſeinen Hintern gantz geruhig niedergelaſſen, und
mit zufriedenem Gemuͤthe an ſeiner Tatze ſauget,
mit der Aufſchrift, Ipſe alimenta ſibi, kuͤnſtlich
geſchildert war: Und es fanden ſich ſo gleich eini-
ge herrenloſe Klopffechter daſelbſt ein, die ſich un-
ter dieſe Fahne anwerben lieſſen. Der Hr. Ma-
giſter fuͤhrte dieſe handfeſte Truppen in den Hunds-
tagen das erſte mahl an den Feind, er ſelbſt ſtell-
te ſich an die Spize, und that mit einem groſſen
Geſchrey den erſten Angriff auf den feindlichen
Haufen, der von dem Kriegserfahrnen Franzoͤſi-
ſchen Officier, der aus ſeinen Lettres Françoi-
ſes & Germaniques bekannt iſt, commandirt
wurde: Aber nach einigen leichten Verſuchen,
die mehr foͤrchterlich als gefaͤhrlich waren, zog
ſich der deutſche Feldherr mit ſeinem Voͤlcklein
gantz vergnuͤgt wiederum in ſeine Sicherheit zuruͤke.
III. Zu
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