[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.von gelehrten Schriften. daß sie öftern Ohnmachten und Blödigkeiten, jagar der fallenden Sucht, (die man auf gut Säch- sisch die schwere Noth heißt,) mächtig unter- worffen seyn; sondern denselben gar alle Geschick- lichkeit zum Erfinden mit trozigen Worten ab- spricht, und sich überdies nicht entblödet, sie (in dem Xten Brief Bl. 362.) durch ein schmählerisches Cartel aufzufordern: Nommez-moi un Esprit Createur sur votre Parnasse, c'est a dire, nom- mez-moi un Poete Allemand, qui ait tire de son propre fond un ouvrage de quelque re- putation; je vous en defie. Diese ungeheure Lästerungen, womit der Französische Goliath das deutsche poetische Jsrael schmählerisch angegriffen, wollten dem redlichen Hrn. Magister S**, der sich schon lange Zeit als ein Feilträger der Gottschedi- schen Schriften und des Breitkopfischen Verlags mit Nuzen brauchen lassen, fast das deutsche Hertz abdruken. Gottsched, Triller, Neukirch etc. sol- len keine poetische Schöpfer seyn! Welche un- verschämte Verlaümdung! Wer konnte besser wissen, mit was vor saurem Schweiß sie ihre unzählbaren Reimen und Verse aus den Fingern herausgesogen, als eben dieser Hr. Magister der einigen von diesen grossen poetischen Schöpfern in ihrer Arbeit als ein getreuer Handlanger bey- gestanden; und welcher Vernünftige wird an dem Werth eines Buches zweifeln können, das in ei- ner sehr kurzen Zeit etliche mahl hat müssen aufge- legt werden? Allein ungeachtet der Ungrund und die Bosheit dieser Verlaümdung allen redlichen deutschen Seelen von sich selbst offenbar seyn muste, so J 5
von gelehrten Schriften. daß ſie oͤftern Ohnmachten und Bloͤdigkeiten, jagar der fallenden Sucht, (die man auf gut Saͤch- ſiſch die ſchwere Noth heißt,) maͤchtig unter- worffen ſeyn; ſondern denſelben gar alle Geſchick- lichkeit zum Erfinden mit trozigen Worten ab- ſpricht, und ſich uͤberdies nicht entbloͤdet, ſie (in dem Xten Brief Bl. 362.) durch ein ſchmaͤhleriſches Cartel aufzufordern: Nommez-moi un Eſprit Createur ſur vôtre Parnaſſe, c’eſt à dire, nom- mez-moi un Poëte Allemand, qui ait tiré de ſon propre fond un ouvrage de quelque re- putation; je vous en défie. Dieſe ungeheure Laͤſterungen, womit der Franzoͤſiſche Goliath das deutſche poetiſche Jſrael ſchmaͤhleriſch angegriffen, wollten dem redlichen Hrn. Magiſter S**, der ſich ſchon lange Zeit als ein Feiltraͤger der Gottſchedi- ſchen Schriften und des Breitkopfiſchen Verlags mit Nuzen brauchen laſſen, faſt das deutſche Hertz abdruken. Gottſched, Triller, Neukirch ꝛc. ſol- len keine poetiſche Schoͤpfer ſeyn! Welche un- verſchaͤmte Verlauͤmdung! Wer konnte beſſer wiſſen, mit was vor ſaurem Schweiß ſie ihre unzaͤhlbaren Reimen und Verſe aus den Fingern herausgeſogen, als eben dieſer Hr. Magiſter der einigen von dieſen groſſen poetiſchen Schoͤpfern in ihrer Arbeit als ein getreuer Handlanger bey- geſtanden; und welcher Vernuͤnftige wird an dem Werth eines Buches zweifeln koͤnnen, das in ei- ner ſehr kurzen Zeit etliche mahl hat muͤſſen aufge- legt werden? Allein ungeachtet der Ungrund und die Bosheit dieſer Verlauͤmdung allen redlichen deutſchen Seelen von ſich ſelbſt offenbar ſeyn muſte, ſo J 5
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von gelehrten Schriften.
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gar der fallenden Sucht, (die man auf gut Saͤch-
ſiſch die ſchwere Noth heißt,) maͤchtig unter-
worffen ſeyn; ſondern denſelben gar alle Geſchick-
lichkeit zum Erfinden mit trozigen Worten ab-
ſpricht, und ſich uͤberdies nicht entbloͤdet, ſie (in
dem Xten Brief Bl. 362.) durch ein ſchmaͤhleriſches
Cartel aufzufordern: Nommez-moi un Eſprit
Createur ſur vôtre Parnaſſe, c’eſt à dire, nom-
mez-moi un Poëte Allemand, qui ait tiré de
ſon propre fond un ouvrage de quelque re-
putation; je vous en défie. Dieſe ungeheure
Laͤſterungen, womit der Franzoͤſiſche Goliath das
deutſche poetiſche Jſrael ſchmaͤhleriſch angegriffen,
wollten dem redlichen Hrn. Magiſter S**, der ſich
ſchon lange Zeit als ein Feiltraͤger der Gottſchedi-
ſchen Schriften und des Breitkopfiſchen Verlags
mit Nuzen brauchen laſſen, faſt das deutſche Hertz
abdruken. Gottſched, Triller, Neukirch ꝛc. ſol-
len keine poetiſche Schoͤpfer ſeyn! Welche un-
verſchaͤmte Verlauͤmdung! Wer konnte beſſer
wiſſen, mit was vor ſaurem Schweiß ſie ihre
unzaͤhlbaren Reimen und Verſe aus den Fingern
herausgeſogen, als eben dieſer Hr. Magiſter
der einigen von dieſen groſſen poetiſchen Schoͤpfern
in ihrer Arbeit als ein getreuer Handlanger bey-
geſtanden; und welcher Vernuͤnftige wird an dem
Werth eines Buches zweifeln koͤnnen, das in ei-
ner ſehr kurzen Zeit etliche mahl hat muͤſſen aufge-
legt werden? Allein ungeachtet der Ungrund und
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