[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.Erklärung auf einige Sätze fremde Verfasser diese Sachen selbst gestehe, undso gar gebrauche. Nemlich Eu. Hochedlen, indem sie die gedachte Anmerckung gemachet, richteten ihre Augen auf die Begriffe von der Freyheit, von der besondern Einschränckung, von der Fä- higkeit und Unfähigkeit der Geschöpfe, item von der natürlich-nothwendigen Würckung, und den Folgen der Dinge; aus welchen Hr. Breitinger zeiget wie es möglich sey, daß durch eben diese Sachen das Glück einicher einzeler Geschöpfe, so wie es der Ungenannte haben will, gehintert werde, und gehintert bleiben könne, (denn der Grund gehet auf dieses so gut an, als auf jenes,) dabey zugleich behauptet wird, man schräncke die göttliche Güte deßwegen nicht ein, wenn man glaubt sie thue nichts, als was mit der höchsten Weisheit bestehen könne. Diese Begriffe sind es, die der Unbekannte beyzubehalten gut befun- den, obschon man meinen sollen, es wären just die Sachen, die er nimmermehr würde gelten lassen, da sie seinem Systeme so sehr schaden. Nemlich fraget man denselben; wie kommts, da der Be- griff von der Güte Gottes für sich betrachtet nur lauter Gutes thun in sich schließt, daß dessen un- geachtet der Mensch sich in Unvollkommenheit, Sünde, Elend und Jammer befindet, wenigstens in dieser Zeit? Wie reimt sich dieß mit der göttli- chen Güte? etc. So ist die Antwort eben dieje- nige, welche Hr. Breitinger giebt seine Sache zu erweisen. Da, heißts, stehen im Wege, die Freyheit des Menschen, die natürliche Ordnung der Dinge, da jedes seine bestimmte Folgen nach seiner
Erklaͤrung auf einige Saͤtze fremde Verfaſſer dieſe Sachen ſelbſt geſtehe, undſo gar gebrauche. Nemlich Eu. Hochedlen, indem ſie die gedachte Anmerckung gemachet, richteten ihre Augen auf die Begriffe von der Freyheit, von der beſondern Einſchraͤnckung, von der Faͤ- higkeit und Unfaͤhigkeit der Geſchoͤpfe, item von der natuͤrlich-nothwendigen Wuͤrckung, und den Folgen der Dinge; aus welchen Hr. Breitinger zeiget wie es moͤglich ſey, daß durch eben dieſe Sachen das Gluͤck einicher einzeler Geſchoͤpfe, ſo wie es der Ungenannte haben will, gehintert werde, und gehintert bleiben koͤnne, (denn der Grund gehet auf dieſes ſo gut an, als auf jenes,) dabey zugleich behauptet wird, man ſchraͤncke die goͤttliche Guͤte deßwegen nicht ein, wenn man glaubt ſie thue nichts, als was mit der hoͤchſten Weisheit beſtehen koͤnne. Dieſe Begriffe ſind es, die der Unbekannte beyzubehalten gut befun- den, obſchon man meinen ſollen, es waͤren juſt die Sachen, die er nimmermehr wuͤrde gelten laſſen, da ſie ſeinem Syſteme ſo ſehr ſchaden. Nemlich fraget man denſelben; wie kommts, da der Be- griff von der Guͤte Gottes fuͤr ſich betrachtet nur lauter Gutes thun in ſich ſchließt, daß deſſen un- geachtet der Menſch ſich in Unvollkommenheit, Suͤnde, Elend und Jammer befindet, wenigſtens in dieſer Zeit? Wie reimt ſich dieß mit der goͤttli- chen Guͤte? ꝛc. So iſt die Antwort eben dieje- nige, welche Hr. Breitinger giebt ſeine Sache zu erweiſen. Da, heißts, ſtehen im Wege, die Freyheit des Menſchen, die natuͤrliche Ordnung der Dinge, da jedes ſeine beſtimmte Folgen nach ſeiner
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Erklaͤrung auf einige Saͤtze
fremde Verfaſſer dieſe Sachen ſelbſt geſtehe, und
ſo gar gebrauche. Nemlich Eu. Hochedlen, indem
ſie die gedachte Anmerckung gemachet, richteten
ihre Augen auf die Begriffe von der Freyheit,
von der beſondern Einſchraͤnckung, von der Faͤ-
higkeit und Unfaͤhigkeit der Geſchoͤpfe, item von
der natuͤrlich-nothwendigen Wuͤrckung, und den
Folgen der Dinge; aus welchen Hr. Breitinger
zeiget wie es moͤglich ſey, daß durch eben dieſe
Sachen das Gluͤck einicher einzeler Geſchoͤpfe,
ſo wie es der Ungenannte haben will, gehintert
werde, und gehintert bleiben koͤnne, (denn der
Grund gehet auf dieſes ſo gut an, als auf jenes,)
dabey zugleich behauptet wird, man ſchraͤncke die
goͤttliche Guͤte deßwegen nicht ein, wenn man
glaubt ſie thue nichts, als was mit der hoͤchſten
Weisheit beſtehen koͤnne. Dieſe Begriffe ſind
es, die der Unbekannte beyzubehalten gut befun-
den, obſchon man meinen ſollen, es waͤren juſt die
Sachen, die er nimmermehr wuͤrde gelten laſſen,
da ſie ſeinem Syſteme ſo ſehr ſchaden. Nemlich
fraget man denſelben; wie kommts, da der Be-
griff von der Guͤte Gottes fuͤr ſich betrachtet nur
lauter Gutes thun in ſich ſchließt, daß deſſen un-
geachtet der Menſch ſich in Unvollkommenheit,
Suͤnde, Elend und Jammer befindet, wenigſtens
in dieſer Zeit? Wie reimt ſich dieß mit der goͤttli-
chen Guͤte? ꝛc. So iſt die Antwort eben dieje-
nige, welche Hr. Breitinger giebt ſeine Sache
zu erweiſen. Da, heißts, ſtehen im Wege, die
Freyheit des Menſchen, die natuͤrliche Ordnung
der Dinge, da jedes ſeine beſtimmte Folgen nach
ſeiner
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