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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.

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in den Lett. sur la Rel. Essent. &c.
ihrer Beschaffenheit, und dem Ort, den sie in
der Welt ausfüllen, noch so viel unverdiente Gü-
te Gottes platz haben kan, als daß ihnen nicht
mehr zukommen mag. Urtheilen demnach Eu.
Hoche. über den Satz des Ungenannten, und über
folgende Rettung desselben, welche mich an einem
andern Orte seiner Schriften besinne gelesen zu ha-
ben: "Gesetzt (sagt er) daß durch die Zulas-
"sung des Unglücks einicher Geschöpfe das
"höchstmögliche Gute in dem Gantzen erhal-
"ten werde, was haben diese einzeln davon?"

Nichts: Man gestehet es gern. Aber der Geg-
ner soll erweisen, daß Gott um deßwillen lieber
noch das übrige Gute, welches zusammengerechnet
weit mehr beträgt, als das, so man sich bey der
gäntzlichen Unterlassung des Werckes der Schöp-
fung vorstellen kan, hervorzubringen hätte unter-
lassen sollen. Der Beweiß kommt mir etwas
schwer vor, wenigstens glaube ich dißfalls nicht,
bis ich sehe.

Jch muß E. Hochedlen bitten, sich die Zeit
nicht lange werden zu lassen. Jch habe das meiste
gesagt: Doch thäte es mir weh, wann ich nicht
noch etwas über die Anwendung einicher Be-
griffe beybringen dürfte, welche der Ungenannte
zum Behuffe seines Systeme eben sowohl ge-
brauchet, als Hr. Breitinger bey dem seinigen.
Schreiben sie diese Verlängerung ihnen selbst zu;
sie haben mir den Anlaß dazu durch ihre nicht
unbegründete Vermuthung gemachet, es möchte
Leute geben, die glaubten Hr. Breitingers Schrift
müßte eben nicht gar zu gründlich seyn, weil der

fremde

in den Lett. ſur la Rel. Eſſent. &c.
ihrer Beſchaffenheit, und dem Ort, den ſie in
der Welt ausfuͤllen, noch ſo viel unverdiente Guͤ-
te Gottes platz haben kan, als daß ihnen nicht
mehr zukommen mag. Urtheilen demnach Eu.
Hoche. uͤber den Satz des Ungenannten, und uͤber
folgende Rettung deſſelben, welche mich an einem
andern Orte ſeiner Schriften beſinne geleſen zu ha-
ben: „Geſetzt (ſagt er) daß durch die Zulaſ-
„ſung des Ungluͤcks einicher Geſchoͤpfe das
„hoͤchſtmoͤgliche Gute in dem Gantzen erhal-
„ten werde, was haben dieſe einzeln davon?„

Nichts: Man geſtehet es gern. Aber der Geg-
ner ſoll erweiſen, daß Gott um deßwillen lieber
noch das uͤbrige Gute, welches zuſammengerechnet
weit mehr betraͤgt, als das, ſo man ſich bey der
gaͤntzlichen Unterlaſſung des Werckes der Schoͤp-
fung vorſtellen kan, hervorzubringen haͤtte unter-
laſſen ſollen. Der Beweiß kommt mir etwas
ſchwer vor, wenigſtens glaube ich dißfalls nicht,
bis ich ſehe.

Jch muß E. Hochedlen bitten, ſich die Zeit
nicht lange werden zu laſſen. Jch habe das meiſte
geſagt: Doch thaͤte es mir weh, wann ich nicht
noch etwas uͤber die Anwendung einicher Be-
griffe beybringen duͤrfte, welche der Ungenannte
zum Behuffe ſeines Syſteme eben ſowohl ge-
brauchet, als Hr. Breitinger bey dem ſeinigen.
Schreiben ſie dieſe Verlaͤngerung ihnen ſelbſt zu;
ſie haben mir den Anlaß dazu durch ihre nicht
unbegruͤndete Vermuthung gemachet, es moͤchte
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[11/0013] in den Lett. ſur la Rel. Eſſent. &c. ihrer Beſchaffenheit, und dem Ort, den ſie in der Welt ausfuͤllen, noch ſo viel unverdiente Guͤ- te Gottes platz haben kan, als daß ihnen nicht mehr zukommen mag. Urtheilen demnach Eu. Hoche. uͤber den Satz des Ungenannten, und uͤber folgende Rettung deſſelben, welche mich an einem andern Orte ſeiner Schriften beſinne geleſen zu ha- ben: „Geſetzt (ſagt er) daß durch die Zulaſ- „ſung des Ungluͤcks einicher Geſchoͤpfe das „hoͤchſtmoͤgliche Gute in dem Gantzen erhal- „ten werde, was haben dieſe einzeln davon?„ Nichts: Man geſtehet es gern. Aber der Geg- ner ſoll erweiſen, daß Gott um deßwillen lieber noch das uͤbrige Gute, welches zuſammengerechnet weit mehr betraͤgt, als das, ſo man ſich bey der gaͤntzlichen Unterlaſſung des Werckes der Schoͤp- fung vorſtellen kan, hervorzubringen haͤtte unter- laſſen ſollen. Der Beweiß kommt mir etwas ſchwer vor, wenigſtens glaube ich dißfalls nicht, bis ich ſehe. Jch muß E. Hochedlen bitten, ſich die Zeit nicht lange werden zu laſſen. Jch habe das meiſte geſagt: Doch thaͤte es mir weh, wann ich nicht noch etwas uͤber die Anwendung einicher Be- griffe beybringen duͤrfte, welche der Ungenannte zum Behuffe ſeines Syſteme eben ſowohl ge- brauchet, als Hr. Breitinger bey dem ſeinigen. Schreiben ſie dieſe Verlaͤngerung ihnen ſelbſt zu; ſie haben mir den Anlaß dazu durch ihre nicht unbegruͤndete Vermuthung gemachet, es moͤchte Leute geben, die glaubten Hr. Breitingers Schrift muͤßte eben nicht gar zu gruͤndlich ſeyn, weil der fremde

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742/13>, abgerufen am 21.11.2024.