[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741.Stücke der Schutzvorrede ist gleichwohl sehr wahrscheinlich erdichtet,denn wenn die Bäume nach der Fabel den- ken und reden können; so müssen sie auch den König Salomo wohl kennen, als welcher sich um das Reich der Pflantzen so verdient gemacht, daß er sie von der Ceder auf dem Libanon an, biß auf den Ysop, der aus der Wand Und warum sollten die Bäume und Pflantzen den Kö-
nig Salomo nicht kennen, der sich um ihr Reich so wohl verdient gemachet hat? Jch bin sicher, wenn einmahl das Fieber, der Mond, die Luft, das Fir- mament etc in Fabeln eingeführt werden sollten, daß sie mit gleichem Grunde der Wahrscheinlichkeit Hrn. D. Tr-ll-rs Lob ausbreiten würden, als der Dornbusch hier das Lob des Königs Salomons ausposaunet. Die zweyte Anmerckung, welche dienet, einen grossen Theil der übrigen Schweitzerischen Beschuldigungen abzuleh- nen, beziehet sich auf den Grund der Dichtung in des Königs Joas Fabel. Die Dichtung, daß der Dorn- strauch dem Cederbaum den Antrag habe machen las- sen: Gieb deine Tochter meinem Sohne zum Weibe; ist nicht von Hrn. D. Tr-ll-r, sondern von dem König Joas. Der Begriff aber von einer Heyrath oder Ver- mählung schliesset ja das Beylager, eine Morgengabe, das Hochzeitmahl, und alle übrigen Umstände noth- wendig mit ein. Also fallen alle diese Beschuldigun- gen nicht auf Hrn. D. Tr-ll-r, sondern auf den König Joas zurücke; der mag es nun selbst verantworten. Hr. D. Tr-ll-r hat ja nichts mehrers gethan, als daß er die Begriffe dieses Königs in Jsrael aus einander gewickelt hat. Und ich glaube, wenn Joas diese Fa- bel lesen könnte, er würde sich über die geschickte Aus- führung seiner ehmahligen Gedancken recht verwun- dern. Stuͤcke der Schutzvorrede iſt gleichwohl ſehr wahrſcheinlich erdichtet,denn wenn die Baͤume nach der Fabel den- ken und reden koͤnnen; ſo muͤſſen ſie auch den Koͤnig Salomo wohl kennen, als welcher ſich um das Reich der Pflantzen ſo verdient gemacht, daß er ſie von der Ceder auf dem Libanon an, biß auf den Yſop, der aus der Wand Und warum ſollten die Baͤume und Pflantzen den Koͤ-
nig Salomo nicht kennen, der ſich um ihr Reich ſo wohl verdient gemachet hat? Jch bin ſicher, wenn einmahl das Fieber, der Mond, die Luft, das Fir- mament ꝛc in Fabeln eingefuͤhrt werden ſollten, daß ſie mit gleichem Grunde der Wahrſcheinlichkeit Hrn. D. Tr-ll-rs Lob ausbreiten wuͤrden, als der Dornbuſch hier das Lob des Koͤnigs Salomons auspoſaunet. Die zweyte Anmerckung, welche dienet, einen groſſen Theil der uͤbrigen Schweitzeriſchen Beſchuldigungen abzuleh- nen, beziehet ſich auf den Grund der Dichtung in des Koͤnigs Joas Fabel. Die Dichtung, daß der Dorn- ſtrauch dem Cederbaum den Antrag habe machen laſ- ſen: Gieb deine Tochter meinem Sohne zum Weibe; iſt nicht von Hrn. D. Tr-ll-r, ſondern von dem Koͤnig Joas. Der Begriff aber von einer Heyrath oder Ver- maͤhlung ſchlieſſet ja das Beylager, eine Morgengabe, das Hochzeitmahl, und alle uͤbrigen Umſtaͤnde noth- wendig mit ein. Alſo fallen alle dieſe Beſchuldigun- gen nicht auf Hrn. D. Tr-ll-r, ſondern auf den Koͤnig Joas zuruͤcke; der mag es nun ſelbſt verantworten. Hr. D. Tr-ll-r hat ja nichts mehrers gethan, als daß er die Begriffe dieſes Koͤnigs in Jſrael aus einander gewickelt hat. Und ich glaube, wenn Joas dieſe Fa- bel leſen koͤnnte, er wuͤrde ſich uͤber die geſchickte Aus- fuͤhrung ſeiner ehmahligen Gedancken recht verwun- dern. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0042" n="40"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Stuͤcke der Schutzvorrede</hi></fw><lb/> iſt gleichwohl ſehr wahrſcheinlich erdichtet,<lb/> denn wenn die Baͤume nach der Fabel den-<lb/> ken und reden koͤnnen; ſo muͤſſen ſie auch den<lb/> Koͤnig Salomo wohl kennen, als welcher<lb/> ſich um das Reich der Pflantzen ſo verdient<lb/> gemacht, daß er ſie von der Ceder auf dem<lb/> Libanon an, biß auf den Yſop, der aus der<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wand</fw><lb/><note xml:id="f22" prev="#f21" place="foot">Und warum ſollten die Baͤume und Pflantzen den Koͤ-<lb/> nig Salomo nicht kennen, der ſich um ihr Reich ſo<lb/> wohl verdient gemachet hat? Jch bin ſicher, wenn<lb/> einmahl das Fieber, der Mond, die Luft, das Fir-<lb/> mament ꝛc in Fabeln eingefuͤhrt werden ſollten, daß<lb/> ſie mit gleichem Grunde der Wahrſcheinlichkeit Hrn. D.<lb/> Tr-ll-rs Lob ausbreiten wuͤrden, als der Dornbuſch<lb/> hier das Lob des Koͤnigs Salomons auspoſaunet. Die<lb/> zweyte Anmerckung, welche dienet, einen groſſen Theil<lb/> der uͤbrigen Schweitzeriſchen Beſchuldigungen abzuleh-<lb/> nen, beziehet ſich auf den Grund der Dichtung in des<lb/> Koͤnigs Joas Fabel. Die Dichtung, daß der Dorn-<lb/> ſtrauch dem Cederbaum den Antrag habe machen laſ-<lb/> ſen: Gieb deine Tochter meinem Sohne zum Weibe;<lb/> iſt nicht von Hrn. D. Tr-ll-r, ſondern von dem Koͤnig<lb/> Joas. Der Begriff aber von einer Heyrath oder Ver-<lb/> maͤhlung ſchlieſſet ja das Beylager, eine Morgengabe,<lb/> das Hochzeitmahl, und alle uͤbrigen Umſtaͤnde noth-<lb/> wendig mit ein. Alſo fallen alle dieſe Beſchuldigun-<lb/> gen nicht auf Hrn. D. Tr-ll-r, ſondern auf den Koͤnig<lb/> Joas zuruͤcke; der mag es nun ſelbſt verantworten.<lb/> Hr. D. Tr-ll-r hat ja nichts mehrers gethan, als daß<lb/> er die Begriffe dieſes Koͤnigs in Jſrael aus einander<lb/> gewickelt hat. Und ich glaube, wenn Joas dieſe Fa-<lb/> bel leſen koͤnnte, er wuͤrde ſich uͤber die geſchickte Aus-<lb/> fuͤhrung ſeiner ehmahligen Gedancken recht verwun-<lb/> dern.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [40/0042]
Stuͤcke der Schutzvorrede
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denn wenn die Baͤume nach der Fabel den-
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Koͤnig Salomo wohl kennen, als welcher
ſich um das Reich der Pflantzen ſo verdient
gemacht, daß er ſie von der Ceder auf dem
Libanon an, biß auf den Yſop, der aus der
Wand
Und warum ſollten die Baͤume und Pflantzen den Koͤ-
nig Salomo nicht kennen, der ſich um ihr Reich ſo
wohl verdient gemachet hat? Jch bin ſicher, wenn
einmahl das Fieber, der Mond, die Luft, das Fir-
mament ꝛc in Fabeln eingefuͤhrt werden ſollten, daß
ſie mit gleichem Grunde der Wahrſcheinlichkeit Hrn. D.
Tr-ll-rs Lob ausbreiten wuͤrden, als der Dornbuſch
hier das Lob des Koͤnigs Salomons auspoſaunet. Die
zweyte Anmerckung, welche dienet, einen groſſen Theil
der uͤbrigen Schweitzeriſchen Beſchuldigungen abzuleh-
nen, beziehet ſich auf den Grund der Dichtung in des
Koͤnigs Joas Fabel. Die Dichtung, daß der Dorn-
ſtrauch dem Cederbaum den Antrag habe machen laſ-
ſen: Gieb deine Tochter meinem Sohne zum Weibe;
iſt nicht von Hrn. D. Tr-ll-r, ſondern von dem Koͤnig
Joas. Der Begriff aber von einer Heyrath oder Ver-
maͤhlung ſchlieſſet ja das Beylager, eine Morgengabe,
das Hochzeitmahl, und alle uͤbrigen Umſtaͤnde noth-
wendig mit ein. Alſo fallen alle dieſe Beſchuldigun-
gen nicht auf Hrn. D. Tr-ll-r, ſondern auf den Koͤnig
Joas zuruͤcke; der mag es nun ſelbſt verantworten.
Hr. D. Tr-ll-r hat ja nichts mehrers gethan, als daß
er die Begriffe dieſes Koͤnigs in Jſrael aus einander
gewickelt hat. Und ich glaube, wenn Joas dieſe Fa-
bel leſen koͤnnte, er wuͤrde ſich uͤber die geſchickte Aus-
fuͤhrung ſeiner ehmahligen Gedancken recht verwun-
dern.
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