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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741.

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Stücke der Schutzvorrede
beantworten verlohnet sich nicht der Mühe,
und das weitläuftige Gewäsche von lauter
Kleinigkeiten verdienet keine Widerlegung.
Er fraget also unter andern: Ob die Espen,
Tannen, Buch und Linden in einer Ca-
ravane hinter dem Eichbaume hergezogen
wären?
Welche tiefsinnige Frage, die kein

Oedi-
"sen
das Angesicht vorrücket. Horatz ist ein aberglaubiger
Spötter, wenn er von einem gewissen Poeten sagt:
Nec satis apparet, cur versus factitet: utrum
Minxerit in patrios cineres, an triste bidental
Moverit incestus: Certe furit. - - -
Er fraget also unter andern, ob die Espen, Tan-
nen etc.)
Die verwegene Critick des Schweitzerischen
Verfassers über die Biblische Fabel des Joas lautet
unter anderm Bl. 259. 260. also: "Wenn wir die
"ausführliche Abhandlung dieser Fabel vor uns neh-
"men, so werden wir finden, daß Hr. Triller aller
"seiner Kunst aufgeboten hat, recht lächerlich zu wer-
"den. Diese Kunst bestehet darinnen, daß er die
"Regel von dem Wahrscheinlichen, in so ferne die-
"selbe in der Natur und Beschaffenheit der Dinge ge-
"gründet ist, gäntzlich aus den Augen gesetzet hat.
"Die Bäume haben ihre gantze Natur abgelegt, und
"können alle menschlichen Verrichtungen so gut nach-
"ahmen, als die Menschen. Sie versammeln sich
"zusammen in einen geheimen Rath, Bl. 605. sie
"halten Beylager und legen sich zusammen ins Bette,
"Bl. 606. sie schweeren bey ihrer Seelen; die Ge-
"schichte vom König Salomo ist ihnen im Grund
"bekannt;
sie besitzen groß Geld und Gut, und wis-

Stuͤcke der Schutzvorrede
beantworten verlohnet ſich nicht der Muͤhe,
und das weitlaͤuftige Gewaͤſche von lauter
Kleinigkeiten verdienet keine Widerlegung.
Er fraget alſo unter andern: Ob die Eſpen,
Tannen, Buch und Linden in einer Ca-
ravane hinter dem Eichbaume hergezogen
waͤren?
Welche tiefſinnige Frage, die kein

Oedi-
„ſen
das Angeſicht vorruͤcket. Horatz iſt ein aberglaubiger
Spoͤtter, wenn er von einem gewiſſen Poeten ſagt:
Nec ſatis apparet, cur verſus factitet: utrum
Minxerit in patrios cineres, an triſte bidental
Moverit inceſtus: Certe furit. ‒ ‒ ‒
Er fraget alſo unter andern, ob die Eſpen, Tan-
nen ꝛc.)
Die verwegene Critick des Schweitzeriſchen
Verfaſſers uͤber die Bibliſche Fabel des Joas lautet
unter anderm Bl. 259. 260. alſo: „Wenn wir die
„ausfuͤhrliche Abhandlung dieſer Fabel vor uns neh-
„men, ſo werden wir finden, daß Hr. Triller aller
„ſeiner Kunſt aufgeboten hat, recht laͤcherlich zu wer-
„den. Dieſe Kunſt beſtehet darinnen, daß er die
„Regel von dem Wahrſcheinlichen, in ſo ferne die-
„ſelbe in der Natur und Beſchaffenheit der Dinge ge-
„gruͤndet iſt, gaͤntzlich aus den Augen geſetzet hat.
„Die Baͤume haben ihre gantze Natur abgelegt, und
„koͤnnen alle menſchlichen Verrichtungen ſo gut nach-
„ahmen, als die Menſchen. Sie verſammeln ſich
„zuſammen in einen geheimen Rath, Bl. 605. ſie
„halten Beylager und legen ſich zuſammen ins Bette,
„Bl. 606. ſie ſchweeren bey ihrer Seelen; die Ge-
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[38/0040] Stuͤcke der Schutzvorrede beantworten verlohnet ſich nicht der Muͤhe, und das weitlaͤuftige Gewaͤſche von lauter Kleinigkeiten verdienet keine Widerlegung. Er fraget alſo unter andern: Ob die Eſpen, Tannen, Buch und Linden in einer Ca- ravane hinter dem Eichbaume hergezogen waͤren? Welche tiefſinnige Frage, die kein Oedi- „ſen das Angeſicht vorruͤcket. Horatz iſt ein aberglaubiger Spoͤtter, wenn er von einem gewiſſen Poeten ſagt: Nec ſatis apparet, cur verſus factitet: utrum Minxerit in patrios cineres, an triſte bidental Moverit inceſtus: Certe furit. ‒ ‒ ‒ Er fraget alſo unter andern, ob die Eſpen, Tan- nen ꝛc.) Die verwegene Critick des Schweitzeriſchen Verfaſſers uͤber die Bibliſche Fabel des Joas lautet unter anderm Bl. 259. 260. alſo: „Wenn wir die „ausfuͤhrliche Abhandlung dieſer Fabel vor uns neh- „men, ſo werden wir finden, daß Hr. Triller aller „ſeiner Kunſt aufgeboten hat, recht laͤcherlich zu wer- „den. Dieſe Kunſt beſtehet darinnen, daß er die „Regel von dem Wahrſcheinlichen, in ſo ferne die- „ſelbe in der Natur und Beſchaffenheit der Dinge ge- „gruͤndet iſt, gaͤntzlich aus den Augen geſetzet hat. „Die Baͤume haben ihre gantze Natur abgelegt, und „koͤnnen alle menſchlichen Verrichtungen ſo gut nach- „ahmen, als die Menſchen. Sie verſammeln ſich „zuſammen in einen geheimen Rath, Bl. 605. ſie „halten Beylager und legen ſich zuſammen ins Bette, „Bl. 606. ſie ſchweeren bey ihrer Seelen; die Ge- „ſchichte vom Koͤnig Salomo iſt ihnen im Grund „bekannt; ſie beſitzen groß Geld und Gut, und wiſ-

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung02_1741/40>, abgerufen am 25.11.2024.