Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite

für die Tr-ll-rischen Fabeln.
vertrauet, sondern solches sich selbst vorbe-
halten, und durchaus so bescheiden von sich
selbst geredet hat, daß man beynahe mei-
nen würde, er kennete sich selbsten nicht,
und der Verfasser des Fabelwercks gienge
Hrn. Tr-ll-r von Haut und Haar nichts
an. Jch habe mir auch sagen lassen, er
habe sich über das, wiewohl höchstverdiente
Lob, welches ihm der Hr. von Böhlau in sei-
nen Jugend-Früchten Bl. 429. und 430.
beygeleget hat, weit häftiger entrüstet, als
über die Verläumdungen des Verfassers
der Schweitzerisch-Critischen Dichtkunst.
Alleine ich finde dieses Lob so gerecht, daß
ich mich nicht entbrechen kan, solches hier
anzufügen und zu wiederholen. Es heißt
Bl. 430.

Das that der grosse Geist, der mehr als tausend nützet,
Mein Tr-ll-r, dessen Kiel die Ehre Deutschlands stützet,
Dem einst noch Gronov, Clerc, Gräv u. Salmasius,
Ja Grot' und Scaliger den Vortritt gönnen muß.


Der Franckreichs Munterkeit, der Britten Witz ver-
lacht,
Weil seiner Muse Gluth sich ihrer Meister macht.

Die Gerechtigkeit dieser Lobeserhebung ist ja
in dem allgemeinen Ausspruche Salomons
gegründet, der in seinem Prediger Cap. IX.
v. 4. 5. 6. sagt:

"Ein lebendiger H - - ist
"besser als ein todter Löwe; denn die Le-
"ben-
B 3

fuͤr die Tr-ll-riſchen Fabeln.
vertrauet, ſondern ſolches ſich ſelbſt vorbe-
halten, und durchaus ſo beſcheiden von ſich
ſelbſt geredet hat, daß man beynahe mei-
nen wuͤrde, er kennete ſich ſelbſten nicht,
und der Verfaſſer des Fabelwercks gienge
Hrn. Tr-ll-r von Haut und Haar nichts
an. Jch habe mir auch ſagen laſſen, er
habe ſich uͤber das, wiewohl hoͤchſtverdiente
Lob, welches ihm der Hr. von Boͤhlau in ſei-
nen Jugend-Fruͤchten Bl. 429. und 430.
beygeleget hat, weit haͤftiger entruͤſtet, als
uͤber die Verlaͤumdungen des Verfaſſers
der Schweitzeriſch-Critiſchen Dichtkunſt.
Alleine ich finde dieſes Lob ſo gerecht, daß
ich mich nicht entbrechen kan, ſolches hier
anzufuͤgen und zu wiederholen. Es heißt
Bl. 430.

Das that der groſſe Geiſt, der mehr als tauſend nuͤtzet,
Mein Tr-ll-r, deſſen Kiel die Ehre Deutſchlands ſtuͤtzet,
Dem einſt noch Gronov, Clerc, Graͤv u. Salmaſius,
Ja Grot’ und Scaliger den Vortritt goͤnnen muß.


Der Franckreichs Munterkeit, der Britten Witz ver-
lacht,
Weil ſeiner Muſe Gluth ſich ihrer Meiſter macht.

Die Gerechtigkeit dieſer Lobeserhebung iſt ja
in dem allgemeinen Ausſpruche Salomons
gegruͤndet, der in ſeinem Prediger Cap. IX.
v. 4. 5. 6. ſagt:

„Ein lebendiger H ‒ ‒ iſt
„beſſer als ein todter Loͤwe; denn die Le-
„ben-
B 3
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0023" n="21"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">fu&#x0364;r die Tr-ll-ri&#x017F;chen Fabeln.</hi></fw><lb/>
vertrauet, &#x017F;ondern &#x017F;olches &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t vorbe-<lb/>
halten, und durchaus &#x017F;o be&#x017F;cheiden von &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t geredet hat, daß man beynahe mei-<lb/>
nen wu&#x0364;rde, er kennete &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten nicht,<lb/>
und der Verfa&#x017F;&#x017F;er des Fabelwercks gienge<lb/>
Hrn. Tr-ll-r von Haut und Haar nichts<lb/>
an. Jch habe mir auch &#x017F;agen la&#x017F;&#x017F;en, er<lb/>
habe &#x017F;ich u&#x0364;ber das, wiewohl ho&#x0364;ch&#x017F;tverdiente<lb/>
Lob, welches ihm der <hi rendition="#fr">Hr. von Bo&#x0364;hlau</hi> in &#x017F;ei-<lb/>
nen <hi rendition="#fr">Jugend-Fru&#x0364;chten</hi> Bl. 429. und 430.<lb/>
beygeleget hat, weit ha&#x0364;ftiger entru&#x0364;&#x017F;tet, als<lb/>
u&#x0364;ber die Verla&#x0364;umdungen des Verfa&#x017F;&#x017F;ers<lb/>
der Schweitzeri&#x017F;ch-Criti&#x017F;chen Dichtkun&#x017F;t.<lb/>
Alleine ich finde die&#x017F;es Lob &#x017F;o gerecht, daß<lb/>
ich mich nicht entbrechen kan, &#x017F;olches hier<lb/>
anzufu&#x0364;gen und zu wiederholen. Es heißt<lb/>
Bl. 430.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l> <hi rendition="#fr">Das that der gro&#x017F;&#x017F;e Gei&#x017F;t, der mehr als tau&#x017F;end nu&#x0364;tzet,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Mein Tr-ll-r, de&#x017F;&#x017F;en Kiel die Ehre Deut&#x017F;chlands &#x017F;tu&#x0364;tzet,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Dem ein&#x017F;t noch Gronov, Clerc, Gra&#x0364;v u. Salma&#x017F;ius,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Ja Grot&#x2019; und Scaliger den Vortritt go&#x0364;nnen muß.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <l> <hi rendition="#fr">Der Franckreichs Munterkeit, der Britten Witz ver-</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">lacht,</hi> </hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Weil &#x017F;einer Mu&#x017F;e Gluth &#x017F;ich ihrer Mei&#x017F;ter macht.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <p>Die Gerechtigkeit die&#x017F;er Lobeserhebung i&#x017F;t ja<lb/>
in dem allgemeinen Aus&#x017F;pruche Salomons<lb/>
gegru&#x0364;ndet, der in &#x017F;einem Prediger Cap. <hi rendition="#aq">IX.</hi><lb/>
v. 4. 5. 6. &#x017F;agt:</p>
          <cit>
            <quote>&#x201E;Ein lebendiger H &#x2012; &#x2012; i&#x017F;t<lb/>
&#x201E;be&#x017F;&#x017F;er als ein todter Lo&#x0364;we; denn die Le-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x201E;ben-</fw><lb/></quote>
          </cit>
        </div>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[21/0023] fuͤr die Tr-ll-riſchen Fabeln. vertrauet, ſondern ſolches ſich ſelbſt vorbe- halten, und durchaus ſo beſcheiden von ſich ſelbſt geredet hat, daß man beynahe mei- nen wuͤrde, er kennete ſich ſelbſten nicht, und der Verfaſſer des Fabelwercks gienge Hrn. Tr-ll-r von Haut und Haar nichts an. Jch habe mir auch ſagen laſſen, er habe ſich uͤber das, wiewohl hoͤchſtverdiente Lob, welches ihm der Hr. von Boͤhlau in ſei- nen Jugend-Fruͤchten Bl. 429. und 430. beygeleget hat, weit haͤftiger entruͤſtet, als uͤber die Verlaͤumdungen des Verfaſſers der Schweitzeriſch-Critiſchen Dichtkunſt. Alleine ich finde dieſes Lob ſo gerecht, daß ich mich nicht entbrechen kan, ſolches hier anzufuͤgen und zu wiederholen. Es heißt Bl. 430. Das that der groſſe Geiſt, der mehr als tauſend nuͤtzet, Mein Tr-ll-r, deſſen Kiel die Ehre Deutſchlands ſtuͤtzet, Dem einſt noch Gronov, Clerc, Graͤv u. Salmaſius, Ja Grot’ und Scaliger den Vortritt goͤnnen muß. Der Franckreichs Munterkeit, der Britten Witz ver- lacht, Weil ſeiner Muſe Gluth ſich ihrer Meiſter macht. Die Gerechtigkeit dieſer Lobeserhebung iſt ja in dem allgemeinen Ausſpruche Salomons gegruͤndet, der in ſeinem Prediger Cap. IX. v. 4. 5. 6. ſagt: „Ein lebendiger H ‒ ‒ iſt „beſſer als ein todter Loͤwe; denn die Le- „ben- B 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung02_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung02_1741/23
Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung02_1741/23>, abgerufen am 26.04.2024.