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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741.

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der Critik bey den Deutschen.

Die Zürichischen Kunstrichter können sich rüh-
men daß sie von den Verfassern dieser Leipzigischen
Beyträge eine lange Zeit hochgehalten worden.
Diese gedencken ihrer selten, daß sie dieselben nicht
sich selbst an die Seite setzen. Jm achten Artikel
des fünfzehnten St. heißt es ausdrücklich:

"Was
"uns Zürich seit wenigen Jahren für Proben ei-
"ner gesunden Critik geliefert, das muß noth-
"wendig, auch ohne mein Erinnern, aus den
"Discursen der Mahler bekannt seyn, als wel-
"che nicht nur Richter der Sitten, sondern auch
"der freyen Künste bey uns abgegeben, und ge-
"wiß nicht wenig gutes gestiftet haben. Ja wir
"würden gar behaupten, daß man den Ursprung
"der izigen critischen Zeiten von diesem Buche her-
"leiten müsse, wenn ihm Hr. Werenfels nicht
"den Rang abgewonnen hätte."

Nemlich mit
seinem lateinischen Werckgen von den Meteoren
einer Rede; welches in der That denjenigen, die
sich der deutschen Wohlredenheit vor den Zürichi-
schen Kunstrichtern angenommen haben, vor-
treffliche Dienste hätte thun können, wenn es ih-
nen bekannt gewesen wäre, oder wenn sie den Lehr-
sätzen darinnen weiter nachgespüret und gefolget
hätten.

Obiges Lob hat man den Zürichischen Kunst-
richtern in den critischen Beyträgen bey Anlasse
des Briefwechsels von der Natur des poetischen
Geschmackes gegeben, welches Werckgen von ih-
nen in dem Jahre 1736. an das Licht gestellet wor-
den. Es bestehet aus etlichen Briefen, die zwi-
schen ihnen und einem Jtalienischen Grafen, der

nicht
der Critik bey den Deutſchen.

Die Zuͤrichiſchen Kunſtrichter koͤnnen ſich ruͤh-
men daß ſie von den Verfaſſern dieſer Leipzigiſchen
Beytraͤge eine lange Zeit hochgehalten worden.
Dieſe gedencken ihrer ſelten, daß ſie dieſelben nicht
ſich ſelbſt an die Seite ſetzen. Jm achten Artikel
des fuͤnfzehnten St. heißt es ausdruͤcklich:

„Was
„uns Zuͤrich ſeit wenigen Jahren fuͤr Proben ei-
„ner geſunden Critik geliefert, das muß noth-
„wendig, auch ohne mein Erinnern, aus den
„Diſcurſen der Mahler bekannt ſeyn, als wel-
„che nicht nur Richter der Sitten, ſondern auch
„der freyen Kuͤnſte bey uns abgegeben, und ge-
„wiß nicht wenig gutes geſtiftet haben. Ja wir
„wuͤrden gar behaupten, daß man den Urſprung
„der izigen critiſchen Zeiten von dieſem Buche her-
„leiten muͤſſe, wenn ihm Hr. Werenfels nicht
„den Rang abgewonnen haͤtte.„

Nemlich mit
ſeinem lateiniſchen Werckgen von den Meteoren
einer Rede; welches in der That denjenigen, die
ſich der deutſchen Wohlredenheit vor den Zuͤrichi-
ſchen Kunſtrichtern angenommen haben, vor-
treffliche Dienſte haͤtte thun koͤnnen, wenn es ih-
nen bekannt geweſen waͤre, oder wenn ſie den Lehr-
ſaͤtzen darinnen weiter nachgeſpuͤret und gefolget
haͤtten.

Obiges Lob hat man den Zuͤrichiſchen Kunſt-
richtern in den critiſchen Beytraͤgen bey Anlaſſe
des Briefwechſels von der Natur des poetiſchen
Geſchmackes gegeben, welches Werckgen von ih-
nen in dem Jahre 1736. an das Licht geſtellet wor-
den. Es beſtehet aus etlichen Briefen, die zwi-
ſchen ihnen und einem Jtalieniſchen Grafen, der

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[171/0173] der Critik bey den Deutſchen. Die Zuͤrichiſchen Kunſtrichter koͤnnen ſich ruͤh- men daß ſie von den Verfaſſern dieſer Leipzigiſchen Beytraͤge eine lange Zeit hochgehalten worden. Dieſe gedencken ihrer ſelten, daß ſie dieſelben nicht ſich ſelbſt an die Seite ſetzen. Jm achten Artikel des fuͤnfzehnten St. heißt es ausdruͤcklich: „Was „uns Zuͤrich ſeit wenigen Jahren fuͤr Proben ei- „ner geſunden Critik geliefert, das muß noth- „wendig, auch ohne mein Erinnern, aus den „Diſcurſen der Mahler bekannt ſeyn, als wel- „che nicht nur Richter der Sitten, ſondern auch „der freyen Kuͤnſte bey uns abgegeben, und ge- „wiß nicht wenig gutes geſtiftet haben. Ja wir „wuͤrden gar behaupten, daß man den Urſprung „der izigen critiſchen Zeiten von dieſem Buche her- „leiten muͤſſe, wenn ihm Hr. Werenfels nicht „den Rang abgewonnen haͤtte.„ Nemlich mit ſeinem lateiniſchen Werckgen von den Meteoren einer Rede; welches in der That denjenigen, die ſich der deutſchen Wohlredenheit vor den Zuͤrichi- ſchen Kunſtrichtern angenommen haben, vor- treffliche Dienſte haͤtte thun koͤnnen, wenn es ih- nen bekannt geweſen waͤre, oder wenn ſie den Lehr- ſaͤtzen darinnen weiter nachgeſpuͤret und gefolget haͤtten. Obiges Lob hat man den Zuͤrichiſchen Kunſt- richtern in den critiſchen Beytraͤgen bey Anlaſſe des Briefwechſels von der Natur des poetiſchen Geſchmackes gegeben, welches Werckgen von ih- nen in dem Jahre 1736. an das Licht geſtellet wor- den. Es beſtehet aus etlichen Briefen, die zwi- ſchen ihnen und einem Jtalieniſchen Grafen, der nicht

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung02_1741/173>, abgerufen am 02.05.2024.