"durch das Erhabene verstehet; als die ausser "vielen Schmeicheleyen gegen einige noch lebende "Dichter, und manchen vergällten Censuren, "wider andere, denen ihre Schutzgötter nicht "wohl wollen, nicht viel deutliches zuwegege- "bracht haben."
Daß dieser Verweis Hrn. Heineken gelte, hat mich das Register gelehret, wo es heißt: Heineken weis nichts deutliches vom Erhabenen Bl. 338. Durch die noch leben- den Dichter meint er sich selbst, und durch die Schutzgötter, so diesen nicht wohl wollen, den Herrn geheimen Rath König. Er hat diesen von seiner gutthätigen Regel keinen Jtztlebenden zu ta- deln in soweit ausgenommen, daß er ihn tadelt, wenn er ihn gleich nicht mit Nahmen nennet. Z. E. im 18ten §. der critischen Dichtkunst sagt er, er wolle aus vielen hunderten niederträchtigen Scher- zen, oder vielmehr Frazen unsrer Dichter nur ein Paar eines solchen Meisters zur Probe geben; und bringt hernach solche aus Hrn. Königs Schimpf- gedichten. Und im 10ten §. redet er von gewissen Klüglingen, die in seiner Eintheilung der Schreib- art einen Mischmasch finden wollen; und die sich einbilden, was nicht nach ihrem unreifen Sinne sey, oder vielmehr was denjenigen, deren Sprach- rohr sie abgeben, nicht gefalle, das sey nicht rich- tig. Da sind wieder Hr. Heineke und Hr. König gemeinet. Auch in den critischen Beyträgen giebt er zu verstehen, daß er in seiner Einbildung Hrn. König an poetischen Verdiensten weit übertreffe. Wenn man ihm dieses glaubet, so kan er es für ein Glück halten, welches aber dem Wechsel sehr unterworffen scheinet.
Die
Nachrichten von dem Urſprunge
„durch das Erhabene verſtehet; als die auſſer „vielen Schmeicheleyen gegen einige noch lebende „Dichter, und manchen vergaͤllten Cenſuren, „wider andere, denen ihre Schutzgoͤtter nicht „wohl wollen, nicht viel deutliches zuwegege- „bracht haben.„
Daß dieſer Verweis Hrn. Heineken gelte, hat mich das Regiſter gelehret, wo es heißt: Heineken weis nichts deutliches vom Erhabenen Bl. 338. Durch die noch leben- den Dichter meint er ſich ſelbſt, und durch die Schutzgoͤtter, ſo dieſen nicht wohl wollen, den Herrn geheimen Rath Koͤnig. Er hat dieſen von ſeiner gutthaͤtigen Regel keinen Jtztlebenden zu ta- deln in ſoweit ausgenommen, daß er ihn tadelt, wenn er ihn gleich nicht mit Nahmen nennet. Z. E. im 18ten §. der critiſchen Dichtkunſt ſagt er, er wolle aus vielen hunderten niedertraͤchtigen Scher- zen, oder vielmehr Frazen unſrer Dichter nur ein Paar eines ſolchen Meiſters zur Probe geben; und bringt hernach ſolche aus Hrn. Koͤnigs Schimpf- gedichten. Und im 10ten §. redet er von gewiſſen Kluͤglingen, die in ſeiner Eintheilung der Schreib- art einen Miſchmaſch finden wollen; und die ſich einbilden, was nicht nach ihrem unreifen Sinne ſey, oder vielmehr was denjenigen, deren Sprach- rohr ſie abgeben, nicht gefalle, das ſey nicht rich- tig. Da ſind wieder Hr. Heineke und Hr. Koͤnig gemeinet. Auch in den critiſchen Beytraͤgen giebt er zu verſtehen, daß er in ſeiner Einbildung Hrn. Koͤnig an poetiſchen Verdienſten weit uͤbertreffe. Wenn man ihm dieſes glaubet, ſo kan er es fuͤr ein Gluͤck halten, welches aber dem Wechſel ſehr unterworffen ſcheinet.
Die
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Nachrichten von dem Urſprunge
„durch das Erhabene verſtehet; als die auſſer
„vielen Schmeicheleyen gegen einige noch lebende
„Dichter, und manchen vergaͤllten Cenſuren,
„wider andere, denen ihre Schutzgoͤtter nicht
„wohl wollen, nicht viel deutliches zuwegege-
„bracht haben.„
Daß dieſer Verweis Hrn.
Heineken gelte, hat mich das Regiſter gelehret,
wo es heißt: Heineken weis nichts deutliches
vom Erhabenen Bl. 338. Durch die noch leben-
den Dichter meint er ſich ſelbſt, und durch die
Schutzgoͤtter, ſo dieſen nicht wohl wollen, den
Herrn geheimen Rath Koͤnig. Er hat dieſen von
ſeiner gutthaͤtigen Regel keinen Jtztlebenden zu ta-
deln in ſoweit ausgenommen, daß er ihn tadelt,
wenn er ihn gleich nicht mit Nahmen nennet. Z.
E. im 18ten §. der critiſchen Dichtkunſt ſagt er, er
wolle aus vielen hunderten niedertraͤchtigen Scher-
zen, oder vielmehr Frazen unſrer Dichter nur ein
Paar eines ſolchen Meiſters zur Probe geben;
und bringt hernach ſolche aus Hrn. Koͤnigs Schimpf-
gedichten. Und im 10ten §. redet er von gewiſſen
Kluͤglingen, die in ſeiner Eintheilung der Schreib-
art einen Miſchmaſch finden wollen; und die ſich
einbilden, was nicht nach ihrem unreifen Sinne
ſey, oder vielmehr was denjenigen, deren Sprach-
rohr ſie abgeben, nicht gefalle, das ſey nicht rich-
tig. Da ſind wieder Hr. Heineke und Hr. Koͤnig
gemeinet. Auch in den critiſchen Beytraͤgen giebt
er zu verſtehen, daß er in ſeiner Einbildung Hrn.
Koͤnig an poetiſchen Verdienſten weit uͤbertreffe.
Wenn man ihm dieſes glaubet, ſo kan er es fuͤr
ein Gluͤck halten, welches aber dem Wechſel ſehr
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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung02_1741/172>, abgerufen am 16.02.2025.
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