Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Verl. Paradies. I. B.
Phlegra mit denen heroischen Nationen, die zu
Theben und Jlium fochten, und auf beyden
Seiten mit Hülfs-Göttern untermischt waren,
in ein Heer zusammengefüget, und würden über-
dieß die Völcker zu ihnen gestellet, welche in
der Fabel oder dem Roman von Uthers Soh-
ne so viel Aufsehens machen, die Brittischen und
die Armorischen Ritter, nebst allen andern, ge-
tauften und beschnittenen, die vor Zeiten in
Aspramont, und Montalban, Damasco, Ma-
rocco, und Trapezunt Ritterspiele gepfleget,
und welche Biserta von dem Africanischen Ufer
herausgesandt, als der grosse Carl mit allen sei-
nen hohen Fürsten zu Fontarabia geschlagen wor-
den. So weit überstieg diese Macht alle Ver-
gleichungen mit sterblichen Kriegsheeren, den-
noch sah sie auf ihren furchtbaren Gebieter.
Derselbe stach an Gestalt und Gebehrdung über
alle andern hervor, und stuhnd in der Höhe,
wie ein Thurm; seine Bildung hatte ihren ur-
sprünglichen Glantz noch nicht gäntzlich verloh-
ren, und schien nicht schlechter, als eines Ertz-

Engels,
Und schien nicht schlechter, als eines Ertzengels, der
gefallen war) Angelici fervens superest natura vigoris.
ALCIMUS.
Der einzige Milton hat die Vortrefflichkeit der Englischen
Natur gebührend in Acht genommen, indem er sie an
den gefallenen Engeln selber in allen denen Stücken vorge-
stellet hat, welche nur äusserlich sind. Was vor einen
Begriff macht er uns nicht von Satans ehmahligen Glantz
und Herrlichkeit, den er auch nach seinem Fall so trefflich
gläntzend vorstellet, indem er sagt, daß nur das Ueber-
maß
C 2

Verl. Paradies. I. B.
Phlegra mit denen heroiſchen Nationen, die zu
Theben und Jlium fochten, und auf beyden
Seiten mit Huͤlfs-Goͤttern untermiſcht waren,
in ein Heer zuſammengefuͤget, und wuͤrden uͤber-
dieß die Voͤlcker zu ihnen geſtellet, welche in
der Fabel oder dem Roman von Uthers Soh-
ne ſo viel Aufſehens machen, die Brittiſchen und
die Armoriſchen Ritter, nebſt allen andern, ge-
tauften und beſchnittenen, die vor Zeiten in
Aſpramont, und Montalban, Damaſco, Ma-
rocco, und Trapezunt Ritterſpiele gepfleget,
und welche Biſerta von dem Africaniſchen Ufer
herausgeſandt, als der groſſe Carl mit allen ſei-
nen hohen Fuͤrſten zu Fontarabia geſchlagen wor-
den. So weit uͤberſtieg dieſe Macht alle Ver-
gleichungen mit ſterblichen Kriegsheeren, den-
noch ſah ſie auf ihren furchtbaren Gebieter.
Derſelbe ſtach an Geſtalt und Gebehrdung uͤber
alle andern hervor, und ſtuhnd in der Hoͤhe,
wie ein Thurm; ſeine Bildung hatte ihren ur-
ſpruͤnglichen Glantz noch nicht gaͤntzlich verloh-
ren, und ſchien nicht ſchlechter, als eines Ertz-

Engels,
Und ſchien nicht ſchlechter, als eines Ertzengels, der
gefallen war) Angelici fervens ſupereſt natura vigoris.
ALCIMUS.
Der einzige Milton hat die Vortrefflichkeit der Engliſchen
Natur gebuͤhrend in Acht genommen, indem er ſie an
den gefallenen Engeln ſelber in allen denen Stuͤcken vorge-
ſtellet hat, welche nur aͤuſſerlich ſind. Was vor einen
Begriff macht er uns nicht von Satans ehmahligen Glantz
und Herrlichkeit, den er auch nach ſeinem Fall ſo trefflich
glaͤntzend vorſtellet, indem er ſagt, daß nur das Ueber-
maß
C 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0051" n="35"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Verl. Paradies. <hi rendition="#aq">I.</hi> B.</hi></fw><lb/>
Phlegra mit denen heroi&#x017F;chen Nationen, die zu<lb/>
Theben und Jlium fochten, und auf beyden<lb/>
Seiten mit Hu&#x0364;lfs-Go&#x0364;ttern untermi&#x017F;cht waren,<lb/>
in ein Heer zu&#x017F;ammengefu&#x0364;get, und wu&#x0364;rden u&#x0364;ber-<lb/>
dieß die Vo&#x0364;lcker zu ihnen ge&#x017F;tellet, welche in<lb/>
der Fabel oder dem Roman von Uthers Soh-<lb/>
ne &#x017F;o viel Auf&#x017F;ehens machen, die Britti&#x017F;chen und<lb/>
die Armori&#x017F;chen Ritter, neb&#x017F;t allen andern, ge-<lb/>
tauften und be&#x017F;chnittenen, die vor Zeiten in<lb/>
A&#x017F;pramont, und Montalban, Dama&#x017F;co, Ma-<lb/>
rocco, und Trapezunt Ritter&#x017F;piele gepfleget,<lb/>
und welche Bi&#x017F;erta von dem Africani&#x017F;chen Ufer<lb/>
herausge&#x017F;andt, als der gro&#x017F;&#x017F;e Carl mit allen &#x017F;ei-<lb/>
nen hohen Fu&#x0364;r&#x017F;ten zu Fontarabia ge&#x017F;chlagen wor-<lb/>
den. So weit u&#x0364;ber&#x017F;tieg die&#x017F;e Macht alle Ver-<lb/>
gleichungen mit &#x017F;terblichen Kriegsheeren, den-<lb/>
noch &#x017F;ah &#x017F;ie auf ihren furchtbaren Gebieter.<lb/>
Der&#x017F;elbe &#x017F;tach an Ge&#x017F;talt und Gebehrdung u&#x0364;ber<lb/>
alle andern hervor, und &#x017F;tuhnd in der Ho&#x0364;he,<lb/>
wie ein Thurm; &#x017F;eine Bildung hatte ihren ur-<lb/>
&#x017F;pru&#x0364;nglichen Glantz noch nicht ga&#x0364;ntzlich verloh-<lb/>
ren, und &#x017F;chien nicht &#x017F;chlechter, als eines Ertz-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Engels,</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_7_1" place="foot" next="#seg2pn_7_2">Und &#x017F;chien nicht &#x017F;chlechter, als eines Ertzengels, der<lb/>
gefallen war) <cit><quote><hi rendition="#aq">Angelici fervens &#x017F;upere&#x017F;t natura vigoris.<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#g">ALCIMUS.</hi></hi></hi></quote></cit><lb/>
Der einzige Milton hat die Vortrefflichkeit der Engli&#x017F;chen<lb/>
Natur gebu&#x0364;hrend in Acht genommen, indem er &#x017F;ie an<lb/>
den gefallenen Engeln &#x017F;elber in allen denen Stu&#x0364;cken vorge-<lb/>
&#x017F;tellet hat, welche nur a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich &#x017F;ind. Was vor einen<lb/>
Begriff macht er uns nicht von Satans ehmahligen Glantz<lb/>
und Herrlichkeit, den er auch nach &#x017F;einem Fall &#x017F;o trefflich<lb/>
gla&#x0364;ntzend vor&#x017F;tellet, indem er &#x017F;agt, daß nur das Ueber-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">maß</fw></note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0051] Verl. Paradies. I. B. Phlegra mit denen heroiſchen Nationen, die zu Theben und Jlium fochten, und auf beyden Seiten mit Huͤlfs-Goͤttern untermiſcht waren, in ein Heer zuſammengefuͤget, und wuͤrden uͤber- dieß die Voͤlcker zu ihnen geſtellet, welche in der Fabel oder dem Roman von Uthers Soh- ne ſo viel Aufſehens machen, die Brittiſchen und die Armoriſchen Ritter, nebſt allen andern, ge- tauften und beſchnittenen, die vor Zeiten in Aſpramont, und Montalban, Damaſco, Ma- rocco, und Trapezunt Ritterſpiele gepfleget, und welche Biſerta von dem Africaniſchen Ufer herausgeſandt, als der groſſe Carl mit allen ſei- nen hohen Fuͤrſten zu Fontarabia geſchlagen wor- den. So weit uͤberſtieg dieſe Macht alle Ver- gleichungen mit ſterblichen Kriegsheeren, den- noch ſah ſie auf ihren furchtbaren Gebieter. Derſelbe ſtach an Geſtalt und Gebehrdung uͤber alle andern hervor, und ſtuhnd in der Hoͤhe, wie ein Thurm; ſeine Bildung hatte ihren ur- ſpruͤnglichen Glantz noch nicht gaͤntzlich verloh- ren, und ſchien nicht ſchlechter, als eines Ertz- Engels, Und ſchien nicht ſchlechter, als eines Ertzengels, der gefallen war) Angelici fervens ſupereſt natura vigoris. ALCIMUS. Der einzige Milton hat die Vortrefflichkeit der Engliſchen Natur gebuͤhrend in Acht genommen, indem er ſie an den gefallenen Engeln ſelber in allen denen Stuͤcken vorge- ſtellet hat, welche nur aͤuſſerlich ſind. Was vor einen Begriff macht er uns nicht von Satans ehmahligen Glantz und Herrlichkeit, den er auch nach ſeinem Fall ſo trefflich glaͤntzend vorſtellet, indem er ſagt, daß nur das Ueber- maß C 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung01_1741/51
Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung01_1741/51>, abgerufen am 28.04.2024.