Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

Bienen (etwa 700 in einem großen Stocke) haben keine an-
dere Bestimmung, als sich mit ihrer Königinn (- und zwar
wie es scheint im Fluge -) zu paaren. Manche sterben gleich
darauf, die übrigen müssen nachher verhungern, oder werden
von den Arbeitsbienen in der so genannten Dronenschlacht um-
gebracht. Die so reichlich befruchtete Mutterbiene legt
ihre Eier in die Zellen oder Mutterpfeifen, von denen schon
vorläufig die für die Dronen bestimmten größer als die übri-
gen gebaut sind. Wenn die Nachkommenschaft nach etlichen
und 20 Tagen zur Reife gekommen, so trennt sie sich als
Colonie vom Stammvolke, sie schwärmt. - In der Wildniß
bauen die Bienen in hohle Bäume, oder unter die Erde etc.
Der Mensch hat sie aber sich zum Hausthier zu machen, und
durch mannigfaltige scharfsinnige Erfindungen ihre Vermeh-
rung und Benutzung zu befördern gelernt. - Obgleich ein-
zelne Bienen so wenig Wärme haben als andere kaltblütige
Thiere; so erhitzen sie doch im Stocke, zuweilen bis zur Wär-
me des menschlichen Körpers*).

2. +. Centuncularis. (Antophora C. F.) die Rosen-
biene. A. nigra, ventre lana fulva.

Frisch P. XI. tab. 2.

Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt sich eine über-
aus artige Hülse zur Wohnung von Blättern der Rosen-
büchse.

3. +. Violacea. (Xylocopa V. F.) die Holzbiene. A.
hirsuta atra, alis caerulescentibus.

Reaumur vol. VI. tab. 6. fig. 1. 2.

In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Wohnung der
Länge nach aushöhlet, und die einzelnen Zellen durch dünne
Holzscheibchen von einander absondert.

*) Von den unzähligen Schriften, worin die Geschichte der Bie-
nen abgehandelt worden, führe ich nur sechse statt aller an: Swammerdam bibl. nat. pag. 369. Reaumur mem etc. vol. V. p. 207. J. Hunter in den philos. Transact. 1792.
P. I. p. 128. Huber nouvelles observations sur les abeilles. Geneve
1792. 8. Th. Andr. Knight in den philos. Transact. 1807. pag. 234. und über die künstliche Vermehrung der Stöcke durch Ableger, Bon-
net
oeuvr. vol. V. P. I. p. 61. Eine genaue Beschreibung und Abbildung der vorzüglichsten Art
von gläsernen Bienenstöcken zur Beobachtung der Oekonomie dieser
bewundernswürdigen Thiere, die mir Bonnet schriftlich mitgetheilt,
habe ich in Voigt's Magazin III. B. bekannt gemacht.

Bienen (etwa 700 in einem großen Stocke) haben keine an-
dere Bestimmung, als sich mit ihrer Königinn (– und zwar
wie es scheint im Fluge –) zu paaren. Manche sterben gleich
darauf, die übrigen müssen nachher verhungern, oder werden
von den Arbeitsbienen in der so genannten Dronenschlacht um-
gebracht. Die so reichlich befruchtete Mutterbiene legt
ihre Eier in die Zellen oder Mutterpfeifen, von denen schon
vorläufig die für die Dronen bestimmten größer als die übri-
gen gebaut sind. Wenn die Nachkommenschaft nach etlichen
und 20 Tagen zur Reife gekommen, so trennt sie sich als
Colonie vom Stammvolke, sie schwärmt. – In der Wildniß
bauen die Bienen in hohle Bäume, oder unter die Erde ꝛc.
Der Mensch hat sie aber sich zum Hausthier zu machen, und
durch mannigfaltige scharfsinnige Erfindungen ihre Vermeh-
rung und Benutzung zu befördern gelernt. – Obgleich ein-
zelne Bienen so wenig Wärme haben als andere kaltblütige
Thiere; so erhitzen sie doch im Stocke, zuweilen bis zur Wär-
me des menschlichen Körpers*).

2. †. Centuncularis. (Antophora C. F.) die Rosen-
biene. A. nigra, ventre lana fulva.

Frisch P. XI. tab. 2.

Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt sich eine über-
aus artige Hülse zur Wohnung von Blättern der Rosen-
büchse.

3. †. Violacea. (Xylocopa V. F.) die Holzbiene. A.
hirsuta atra, alis caerulescentibus.

Reaumur vol. VI. tab. 6. fig. 1. 2.

In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Wohnung der
Länge nach aushöhlet, und die einzelnen Zellen durch dünne
Holzscheibchen von einander absondert.

*) Von den unzähligen Schriften, worin die Geschichte der Bie-
nen abgehandelt worden, führe ich nur sechse statt aller an: Swammerdam bibl. nat. pag. 369. Reaumur mém ꝛc. vol. V. p. 207. J. Hunter in den philos. Transact. 1792.
P. I. p. 128. Huber nouvelles observations sur les abeilles. Genève
1792. 8. Th. Andr. Knight in den philos. Transact. 1807. pag. 234. und über die künstliche Vermehrung der Stöcke durch Ableger, Bon-
net
oeuvr. vol. V. P. I. p. 61. Eine genaue Beschreibung und Abbildung der vorzüglichsten Art
von gläsernen Bienenstöcken zur Beobachtung der Oekonomie dieser
bewundernswürdigen Thiere, die mir Bonnet schriftlich mitgetheilt,
habe ich in Voigt's Magazin III. B. bekannt gemacht.
<TEI xml:lang="de-DE">
  <text xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xml:id="blume_hbnatur_000042">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p rendition="#l1em"><pb facs="#f0269" xml:id="pb259_0001" n="259"/>
Bienen (etwa 700 in einem großen Stocke) haben keine an-<lb/>
dere Bestimmung, als sich mit ihrer Königinn (&#x2013; und zwar<lb/>
wie es scheint im Fluge &#x2013;) zu paaren. Manche sterben gleich<lb/>
darauf, die übrigen müssen nachher verhungern, oder werden<lb/>
von den Arbeitsbienen in der so genannten Dronenschlacht um-<lb/>
gebracht. Die so reichlich befruchtete <hi rendition="#g">Mutterbiene</hi> legt<lb/>
ihre Eier in die Zellen oder Mutterpfeifen, von denen schon<lb/>
vorläufig die für die Dronen bestimmten größer als die übri-<lb/>
gen gebaut sind. Wenn die Nachkommenschaft nach etlichen<lb/>
und 20 Tagen zur Reife gekommen, so trennt sie sich als<lb/>
Colonie vom Stammvolke, sie schwärmt. &#x2013; In der Wildniß<lb/>
bauen die Bienen in hohle Bäume, oder unter die Erde &#xA75B;c.<lb/>
Der Mensch hat sie aber sich zum Hausthier zu machen, und<lb/>
durch mannigfaltige scharfsinnige Erfindungen ihre Vermeh-<lb/>
rung und Benutzung zu befördern gelernt. &#x2013; Obgleich ein-<lb/>
zelne Bienen so wenig Wärme haben als andere kaltblütige<lb/>
Thiere; so erhitzen sie doch im Stocke, zuweilen bis zur Wär-<lb/>
me des menschlichen Körpers<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Von den unzähligen Schriften, worin die Geschichte der Bie-<lb/>
nen abgehandelt worden, führe ich nur sechse statt aller an:</p><p rendition="#indent-2"><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">Swammerdam</hi></hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">bibl. nat</hi></hi>. <hi rendition="#aq">pag.</hi> 369.</p><p rendition="#indent-2"><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">Reaumur</hi></hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">mém</hi></hi> &#xA75B;c. <hi rendition="#aq">vol</hi>. V. <hi rendition="#aq">p.</hi> 207.</p><p rendition="#indent-2"><hi rendition="#aq">J. <hi rendition="#k">Hunter</hi></hi> in den <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">philos. Transact</hi></hi>. 1792.<lb/><hi rendition="#aq">P.</hi> I. <hi rendition="#aq">p</hi>. 128.</p><p rendition="#indent-2"><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">Huber</hi></hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">nouvelles observations sur les abeilles</hi></hi>. <hi rendition="#aq">Genève</hi><lb/>
1792. 8.</p><p rendition="#indent-2"><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">Th. Andr. Knight</hi></hi> in den <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">philos. Transact</hi></hi>. 1807. <hi rendition="#aq">pag</hi>. 234.</p><p rendition="#no_indent">und über die künstliche Vermehrung der Stöcke durch Ableger, <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">Bon-<lb/>
net</hi></hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">oeuvr</hi></hi>. <hi rendition="#aq">vol.</hi> V. <hi rendition="#aq">P.</hi> I. <hi rendition="#aq">p.</hi> 61.</p><p>Eine genaue Beschreibung und Abbildung der vorzüglichsten Art<lb/>
von gläsernen Bienenstöcken zur Beobachtung der Oekonomie dieser<lb/>
bewundernswürdigen Thiere, die mir <hi rendition="#g">Bonnet</hi> schriftlich mitgetheilt,<lb/>
habe ich in <hi rendition="#g">Voigt</hi>'s Magazin III. B. bekannt gemacht.</p></note>.</p>
            <p rendition="#indent-2">2. &#x2020;. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Centuncularis</hi></hi>. (<hi rendition="#aq">Antophora</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">C</hi></hi><hi rendition="#aq">. F</hi>.) <hi rendition="#g">die Rosen</hi>-<lb/><hi rendition="#g">biene</hi>. <hi rendition="#aq">A. nigra, ventre lana fulva.</hi></p>
            <p rendition="#l2em"><hi rendition="#g">Frisch</hi><hi rendition="#aq">P.</hi> XI. <hi rendition="#aq">tab</hi>. 2.</p>
            <p rendition="#l1em">Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt sich eine über-<lb/>
aus artige Hülse zur Wohnung von Blättern der Rosen-<lb/>
büchse.</p>
            <p rendition="#indent-2">3. &#x2020;. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Violacea</hi></hi>. (<hi rendition="#aq">Xylocopa</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">V</hi></hi><hi rendition="#aq">. F</hi>.) <hi rendition="#g">die Holzbiene</hi>. <hi rendition="#aq">A.<lb/>
hirsuta atra, alis caerulescentibus.</hi></p>
            <p rendition="#l2em"><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">Reaumur</hi></hi><hi rendition="#aq">vol</hi>. VI. <hi rendition="#aq">tab</hi>. 6. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 1. 2.</p>
            <p rendition="#l1em">In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Wohnung der<lb/>
Länge nach aushöhlet, und die einzelnen Zellen durch dünne<lb/>
Holzscheibchen von einander absondert.</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[259/0269] Bienen (etwa 700 in einem großen Stocke) haben keine an- dere Bestimmung, als sich mit ihrer Königinn (– und zwar wie es scheint im Fluge –) zu paaren. Manche sterben gleich darauf, die übrigen müssen nachher verhungern, oder werden von den Arbeitsbienen in der so genannten Dronenschlacht um- gebracht. Die so reichlich befruchtete Mutterbiene legt ihre Eier in die Zellen oder Mutterpfeifen, von denen schon vorläufig die für die Dronen bestimmten größer als die übri- gen gebaut sind. Wenn die Nachkommenschaft nach etlichen und 20 Tagen zur Reife gekommen, so trennt sie sich als Colonie vom Stammvolke, sie schwärmt. – In der Wildniß bauen die Bienen in hohle Bäume, oder unter die Erde ꝛc. Der Mensch hat sie aber sich zum Hausthier zu machen, und durch mannigfaltige scharfsinnige Erfindungen ihre Vermeh- rung und Benutzung zu befördern gelernt. – Obgleich ein- zelne Bienen so wenig Wärme haben als andere kaltblütige Thiere; so erhitzen sie doch im Stocke, zuweilen bis zur Wär- me des menschlichen Körpers *). 2. †. Centuncularis. (Antophora C. F.) die Rosen- biene. A. nigra, ventre lana fulva. Frisch P. XI. tab. 2. Lebt einsam unter der Erde, und verfertigt sich eine über- aus artige Hülse zur Wohnung von Blättern der Rosen- büchse. 3. †. Violacea. (Xylocopa V. F.) die Holzbiene. A. hirsuta atra, alis caerulescentibus. Reaumur vol. VI. tab. 6. fig. 1. 2. In alten Baumstämmen, wo sie sich ihre Wohnung der Länge nach aushöhlet, und die einzelnen Zellen durch dünne Holzscheibchen von einander absondert. *) Von den unzähligen Schriften, worin die Geschichte der Bie- nen abgehandelt worden, führe ich nur sechse statt aller an: Swammerdam bibl. nat. pag. 369. Reaumur mém ꝛc. vol. V. p. 207. J. Hunter in den philos. Transact. 1792. P. I. p. 128. Huber nouvelles observations sur les abeilles. Genève 1792. 8. Th. Andr. Knight in den philos. Transact. 1807. pag. 234. und über die künstliche Vermehrung der Stöcke durch Ableger, Bon- net oeuvr. vol. V. P. I. p. 61. Eine genaue Beschreibung und Abbildung der vorzüglichsten Art von gläsernen Bienenstöcken zur Beobachtung der Oekonomie dieser bewundernswürdigen Thiere, die mir Bonnet schriftlich mitgetheilt, habe ich in Voigt's Magazin III. B. bekannt gemacht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/269
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/269>, abgerufen am 20.05.2024.