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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Göttingen, 1814.

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derlichen Aufwand von übernatürlichen (hy-
perphysischen) Anstalten*), als durch die,
allen Gesetzen einer philosophischen Naturfor-
schung zuwiderlaufende unnütze Vervielfälti-
gung der natürlichen [physischen]**) Kräfte,
und durch die unübersehliche Menge von zweck-
losen Schöpfungen aller der zahllosen prä-
formirten Keime, die nur nicht zu ihrer Ent-
wickelung gelangen konnten, aller präjudizlosen
Urtheilskraft widerstehen müßte, wenn sie auch
nicht durch die überwiegenden gegenseitigen
Erfahrungsgründe widerlegt wird.

Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der allerbe-
rühmtesten und allereifrigsten Versechter der Evo-
lutionshypothese, sollen die präformirten Keime
den der Mutter vorräthig liegen, und während der
Befruchtung durch die Kraft des hinzukommenden
männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Ent-
wickelung angetrieben werdet. Was man Empfäng-
niß nennt; sey folglich nichts als das Erwachen
des schlaftrunkenen Keims durch den Reitz des
auf ihn wirkenden männlichen Samens.

Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken-
den Kraft.

Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum Sprechen
bloß ihrem Vater; - Bätzen, die sich kurz
hintereinander mit mehreren männlichen Hunden
belaufen haben, werfen oft Junge, die diesen ver-
schiedenen Vätern ähneln; - zweyerley Men-
schenrassen, z. B. Negern und Weiße, zeugen
mit einander nothwendigen Mittelschlag, nähmlich
Mulatten; - und wenn nun vollends ungleiche
Gattungen (verschiedene Species) von Thieren

*) S. Kant a. a. O. S. 372.
**) Physische Kräfte überhaupt - im Gegensatz jener
hyperphysischen Anstalten.

derlichen Aufwand von übernatürlichen (hy-
perphysischen) Anstalten*), als durch die,
allen Gesetzen einer philosophischen Naturfor-
schung zuwiderlaufende unnütze Vervielfälti-
gung der natürlichen [physischen]**) Kräfte,
und durch die unübersehliche Menge von zweck-
losen Schöpfungen aller der zahllosen prä-
formirten Keime, die nur nicht zu ihrer Ent-
wickelung gelangen konnten, aller präjudizlosen
Urtheilskraft widerstehen müßte, wenn sie auch
nicht durch die überwiegenden gegenseitigen
Erfahrungsgründe widerlegt wird.

Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der allerbe-
rühmtesten und allereifrigsten Versechter der Evo-
lutionshypothese, sollen die präformirten Keime
den der Mutter vorräthig liegen, und während der
Befruchtung durch die Kraft des hinzukommenden
männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Ent-
wickelung angetrieben werdet. Was man Empfäng-
niß nennt; sey folglich nichts als das Erwachen
des schlaftrunkenen Keims durch den Reitz des
auf ihn wirkenden männlichen Samens.

Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken-
den Kraft.

Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum Sprechen
bloß ihrem Vater; – Bätzen, die sich kurz
hintereinander mit mehreren männlichen Hunden
belaufen haben, werfen oft Junge, die diesen ver-
schiedenen Vätern ähneln; – zweyerley Men-
schenrassen, z. B. Negern und Weiße, zeugen
mit einander nothwendigen Mittelschlag, nähmlich
Mulatten; – und wenn nun vollends ungleiche
Gattungen (verschiedene Species) von Thieren

*) S. Kant a. a. O. S. 372.
**) Physische Kräfte überhaupt – im Gegensatz jener
hyperphysischen Anstalten.
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[14/0032] derlichen Aufwand von übernatürlichen (hy- perphysischen) Anstalten *), als durch die, allen Gesetzen einer philosophischen Naturfor- schung zuwiderlaufende unnütze Vervielfälti- gung der natürlichen [physischen] **) Kräfte, und durch die unübersehliche Menge von zweck- losen Schöpfungen aller der zahllosen prä- formirten Keime, die nur nicht zu ihrer Ent- wickelung gelangen konnten, aller präjudizlosen Urtheilskraft widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch die überwiegenden gegenseitigen Erfahrungsgründe widerlegt wird. Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der allerbe- rühmtesten und allereifrigsten Versechter der Evo- lutionshypothese, sollen die präformirten Keime den der Mutter vorräthig liegen, und während der Befruchtung durch die Kraft des hinzukommenden männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Ent- wickelung angetrieben werdet. Was man Empfäng- niß nennt; sey folglich nichts als das Erwachen des schlaftrunkenen Keims durch den Reitz des auf ihn wirkenden männlichen Samens. Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken- den Kraft. Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum Sprechen bloß ihrem Vater; – Bätzen, die sich kurz hintereinander mit mehreren männlichen Hunden belaufen haben, werfen oft Junge, die diesen ver- schiedenen Vätern ähneln; – zweyerley Men- schenrassen, z. B. Negern und Weiße, zeugen mit einander nothwendigen Mittelschlag, nähmlich Mulatten; – und wenn nun vollends ungleiche Gattungen (verschiedene Species) von Thieren *) S. Kant a. a. O. S. 372. **) Physische Kräfte überhaupt – im Gegensatz jener hyperphysischen Anstalten.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Göttingen, 1814, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1814/32>, abgerufen am 29.03.2024.