Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Die eigentliche Mondmilch hat ihren Nahmen vom
Mondloch*) am Luzerner Pilatusberg woher sie zuerst
in Menge gehöhlt worden, ähnelt einer weichen stärken-
artigen Kreide, ist mager anzufühlen, ausnehmend
leicht. In den Klüften von Kalkgebirgen, worin sie sich
gewöhnlich findet, ist sie meist naß wie frischer Käse,
daher die zweyte der obigen Benennungen.

Die Glanzerde von Rubitz bey Gera unterscheidet
sich davon durch ihr talkartiges Ansehen.

2. Kreide. creta. (Fr. craie, Engl. chalk.)

Hält wohl 40 pro C. Luftsäure; findet sich theils in
mächtigen Flötzen, zumahl an manchen Seeküsten: ent-
hält häufig Feuerstein, oft mit den ihm gemeinen Ver-
steinerungen (s. S. 556).

3. Kalksinter. tofus.**)

Wird aus kalkigem Wasser abgesetzt, zumahl in
den in Kalkflötz-Gebirgen befindlichen Berghöhlen,
und in manchen warmen mineralischen Bädern. Von
der mannigfaltigsten Verschiedenheit der Farbe, Festig-
keit, Feinheit des Korns etc. Die Textur meist strah-
lig oder faserig, theils aber auch spathicht, und theils
dicht. In Rücksicht der Art wie er abgesetzt worden
und der Form die er dadurch erhalten, läßt er sich

*) Den Einfall Montmilch zu schreiben und das obige
echt Schweizerdeutsche Wort von mons abzuleiten,
hat schon mein lieber sel. Freund Schnider von
Wartensee in s. Geschichte der Entlibucher II. Th.
S. 45 widerlegt.
**) Nicht tophus, denn es ist kein griechisches Wort.

Die eigentliche Mondmilch hat ihren Nahmen vom
Mondloch*) am Luzerner Pilatusberg woher sie zuerst
in Menge gehöhlt worden, ähnelt einer weichen stärken-
artigen Kreide, ist mager anzufühlen, ausnehmend
leicht. In den Klüften von Kalkgebirgen, worin sie sich
gewöhnlich findet, ist sie meist naß wie frischer Käse,
daher die zweyte der obigen Benennungen.

Die Glanzerde von Rubitz bey Gera unterscheidet
sich davon durch ihr talkartiges Ansehen.

2. Kreide. creta. (Fr. craie, Engl. chalk.)

Hält wohl 40 pro C. Luftsäure; findet sich theils in
mächtigen Flötzen, zumahl an manchen Seeküsten: ent-
hält häufig Feuerstein, oft mit den ihm gemeinen Ver-
steinerungen (s. S. 556).

3. Kalksinter. tofus.**)

Wird aus kalkigem Wasser abgesetzt, zumahl in
den in Kalkflötz-Gebirgen befindlichen Berghöhlen,
und in manchen warmen mineralischen Bädern. Von
der mannigfaltigsten Verschiedenheit der Farbe, Festig-
keit, Feinheit des Korns ꝛc. Die Textur meist strah-
lig oder faserig, theils aber auch spathicht, und theils
dicht. In Rücksicht der Art wie er abgesetzt worden
und der Form die er dadurch erhalten, läßt er sich

*) Den Einfall Montmilch zu schreiben und das obige
echt Schweizerdeutsche Wort von mons abzuleiten,
hat schon mein lieber sel. Freund Schnider von
Wartensee in s. Geschichte der Entlibucher II. Th.
S. 45 widerlegt.
**) Nicht tophus, denn es ist kein griechisches Wort.
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000025">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0609" xml:id="pb593_0001" n="593"/>
            <p rendition="#l1em">Die eigentliche Mondmilch hat ihren Nahmen vom<lb/>
Mondloch<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Den Einfall Montmilch zu schreiben und das obige<lb/>
echt Schweizerdeutsche Wort von <hi rendition="#aq">mons</hi> abzuleiten,<lb/>
hat schon mein lieber sel. Freund Schnider von<lb/>
Wartensee in s. Geschichte der Entlibucher II. Th.<lb/>
S. 45 widerlegt.</p></note> am Luzerner Pilatusberg woher sie zuerst<lb/>
in Menge gehöhlt worden, ähnelt einer weichen stärken-<lb/>
artigen Kreide, ist mager anzufühlen, ausnehmend<lb/>
leicht. In den Klüften von Kalkgebirgen, worin sie sich<lb/>
gewöhnlich findet, ist sie meist naß wie frischer Käse,<lb/>
daher die zweyte der obigen Benennungen.</p>
            <p rendition="#l1em">Die Glanzerde von Rubitz bey Gera unterscheidet<lb/>
sich davon durch ihr talkartiges Ansehen.</p>
            <p rendition="#indent-1">2. Kreide. <hi rendition="#aq">creta</hi>. (Fr. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">craie</hi></hi>, Engl. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">chalk</hi></hi>.)</p>
            <p rendition="#l1em">Hält wohl 40 pro C. Luftsäure; findet sich theils in<lb/>
mächtigen Flötzen, zumahl an manchen Seeküsten: ent-<lb/>
hält häufig Feuerstein, oft mit den ihm gemeinen Ver-<lb/>
steinerungen (s. S. 556).</p>
            <p rendition="#indent-1">3. Kalksinter. <hi rendition="#aq">tofus</hi>.<note anchored="true" place="foot" n="**)"><p>Nicht <hi rendition="#aq">tophus</hi>, denn es ist kein griechisches Wort.</p></note></p>
            <p rendition="#l1em">Wird aus kalkigem Wasser abgesetzt, zumahl in<lb/>
den in Kalkflötz-Gebirgen befindlichen Berghöhlen,<lb/>
und in manchen warmen mineralischen Bädern. Von<lb/>
der mannigfaltigsten Verschiedenheit der Farbe, Festig-<lb/>
keit, Feinheit des Korns &#xA75B;c. Die Textur meist strah-<lb/>
lig oder faserig, theils aber auch spathicht, und theils<lb/>
dicht. In Rücksicht der Art wie er abgesetzt worden<lb/>
und der Form die er dadurch erhalten, läßt er sich<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[593/0609] Die eigentliche Mondmilch hat ihren Nahmen vom Mondloch *) am Luzerner Pilatusberg woher sie zuerst in Menge gehöhlt worden, ähnelt einer weichen stärken- artigen Kreide, ist mager anzufühlen, ausnehmend leicht. In den Klüften von Kalkgebirgen, worin sie sich gewöhnlich findet, ist sie meist naß wie frischer Käse, daher die zweyte der obigen Benennungen. Die Glanzerde von Rubitz bey Gera unterscheidet sich davon durch ihr talkartiges Ansehen. 2. Kreide. creta. (Fr. craie, Engl. chalk.) Hält wohl 40 pro C. Luftsäure; findet sich theils in mächtigen Flötzen, zumahl an manchen Seeküsten: ent- hält häufig Feuerstein, oft mit den ihm gemeinen Ver- steinerungen (s. S. 556). 3. Kalksinter. tofus. **) Wird aus kalkigem Wasser abgesetzt, zumahl in den in Kalkflötz-Gebirgen befindlichen Berghöhlen, und in manchen warmen mineralischen Bädern. Von der mannigfaltigsten Verschiedenheit der Farbe, Festig- keit, Feinheit des Korns ꝛc. Die Textur meist strah- lig oder faserig, theils aber auch spathicht, und theils dicht. In Rücksicht der Art wie er abgesetzt worden und der Form die er dadurch erhalten, läßt er sich *) Den Einfall Montmilch zu schreiben und das obige echt Schweizerdeutsche Wort von mons abzuleiten, hat schon mein lieber sel. Freund Schnider von Wartensee in s. Geschichte der Entlibucher II. Th. S. 45 widerlegt. **) Nicht tophus, denn es ist kein griechisches Wort.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791/609
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791, S. 593. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791/609>, abgerufen am 10.06.2024.