gen sind ungeheuer groß, füllen den grösten Theil des Leibes aus, und das Thier kan sich damit nach Willkür aufblasen oder dünner machen, da- her vermutlich die Sage der Alten entstanden seyn wag, daß das Chamäleon blos von Luft lebe. Die schönen goldfarbnen Augen des Thiers haben die ganz eigne Einrichtung, daß jedes besonders, und beide zugleich nach verschiedenen Richtungen. eins z. B. aufwärts, das andere hinterwärts u. s. w. bewegt werden können*): am meisten aber ist es durch die Veränderung seiner Farben berüchtigt worden, da man vorgegeben hat, daß es jedes- mal die Farbe der Körper annähme, die ihm zu- nächst wären; also auf Bäumen grün, auf Stroh gelb u. s. w. Das ist nicht. Die natürliche Farbe des Chamäleons ist stahlgrau, zuweilen wird es aber gelb, schwarz, auch gefleckt etc. und das zwar ohne alle Beziehung auf die Farbe der benach- barten Gegenstände, sondern theils von freyen Stücken, am sichtbarsten aber wenn das Thier gereizt und bös gemacht wird. Am füglichsten kan man dieses Phänomen auf Rechnung der Galle schreiben, und es mit der Gelbsucht vergleichen.
Der Gecko hat meist das gleiche Vaterland mit dem Chamäleon, und ist auch hin und wieder im südlichen Europa, z. B. im Neapolitanischen ein- heimisch. Am häufigsten findet er sich in Aegy- pten, zumal bey Cairo, wo er sich gern in die Häuser zieht und oft gefärlich wird. Er hat nemlich einen giftigen Saft zwischen seinen blätt- richten Fuszehen, der sich den Eßwaren, wo das
*)panarolvsap. th. bartholin. hist. anatomic. C. II. H. 62.
gen sind ungeheuer groß, füllen den grösten Theil des Leibes aus, und das Thier kan sich damit nach Willkür aufblasen oder dünner machen, da- her vermutlich die Sage der Alten entstanden seyn wag, daß das Chamäleon blos von Luft lebe. Die schönen goldfarbnen Augen des Thiers haben die ganz eigne Einrichtung, daß jedes besonders, und beide zugleich nach verschiedenen Richtungen. eins z. B. aufwärts, das andere hinterwärts u. s. w. bewegt werden können*): am meisten aber ist es durch die Veränderung seiner Farben berüchtigt worden, da man vorgegeben hat, daß es jedes- mal die Farbe der Körper annähme, die ihm zu- nächst wären; also auf Bäumen grün, auf Stroh gelb u. s. w. Das ist nicht. Die natürliche Farbe des Chamäleons ist stahlgrau, zuweilen wird es aber gelb, schwarz, auch gefleckt ꝛc. und das zwar ohne alle Beziehung auf die Farbe der benach- barten Gegenstände, sondern theils von freyen Stücken, am sichtbarsten aber wenn das Thier gereizt und bös gemacht wird. Am füglichsten kan man dieses Phänomen auf Rechnung der Galle schreiben, und es mit der Gelbsucht vergleichen.
Der Gecko hat meist das gleiche Vaterland mit dem Chamäleon, und ist auch hin und wieder im südlichen Europa, z. B. im Neapolitanischen ein- heimisch. Am häufigsten findet er sich in Aegy- pten, zumal bey Cairo, wo er sich gern in die Häuser zieht und oft gefärlich wird. Er hat nemlich einen giftigen Saft zwischen seinen blätt- richten Fuszehen, der sich den Eßwaren, wo das
*)panarolvsap. th. bartholin. hist. anatomic. C. II. H. 62.
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000021"><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><prendition="#l1em"><pbfacs="#f0288"xml:id="pb265_0001"n="265"/>
gen sind ungeheuer groß, füllen den grösten Theil<lb/>
des Leibes aus, und das Thier kan sich damit<lb/>
nach Willkür aufblasen oder dünner machen, da-<lb/>
her vermutlich die Sage der Alten entstanden seyn<lb/>
wag, daß das Chamäleon blos von Luft lebe.<lb/>
Die schönen goldfarbnen Augen des Thiers haben<lb/>
die ganz eigne Einrichtung, daß jedes besonders,<lb/>
und beide zugleich nach verschiedenen Richtungen.<lb/>
eins z. B. aufwärts, das andere hinterwärts u. s. w.<lb/>
bewegt werden können<noteanchored="true"place="foot"n="*)"><p><hirendition="#g"><hirendition="#k"><hirendition="#aq">panarolvs</hi></hi></hi><hirendition="#aq">ap</hi>. <hirendition="#g"><hirendition="#k"><hirendition="#aq">th. bartholin</hi></hi></hi>. <hirendition="#aq">hist. anatomic.<lb/>
C</hi>. II. <hirendition="#aq">H.</hi> 62.</p></note>: am meisten aber ist es<lb/>
durch die Veränderung seiner Farben berüchtigt<lb/>
worden, da man vorgegeben hat, daß es jedes-<lb/>
mal die Farbe der Körper annähme, die ihm zu-<lb/>
nächst wären; also auf Bäumen grün, auf Stroh<lb/>
gelb u. s. w. Das ist nicht. Die natürliche Farbe<lb/>
des Chamäleons ist stahlgrau, zuweilen wird es aber<lb/>
gelb, schwarz, auch gefleckt ꝛc. und das zwar<lb/>
ohne alle Beziehung auf die Farbe der benach-<lb/>
barten Gegenstände, sondern theils von freyen<lb/>
Stücken, am sichtbarsten aber wenn das Thier<lb/>
gereizt und bös gemacht wird. Am füglichsten<lb/>
kan man dieses Phänomen auf Rechnung der Galle<lb/>
schreiben, und es mit der Gelbsucht vergleichen.</p><prendition="#indent-2">6. <hirendition="#i"><hirendition="#aq">Gecko.</hi></hi><hirendition="#aq">L. cauda tereti mediocri, digitis<lb/>
muticis subtus lamellatis, corpore verru-<lb/>
coso, auribus concavis. *</hi></p><prendition="#l1em">Der Gecko hat meist das gleiche Vaterland mit<lb/>
dem Chamäleon, und ist auch hin und wieder im<lb/>
südlichen Europa, z. B. im Neapolitanischen ein-<lb/>
heimisch. Am häufigsten findet er sich in Aegy-<lb/>
pten, zumal bey Cairo, wo er sich gern in die<lb/>
Häuser zieht und oft gefärlich wird. Er hat<lb/>
nemlich einen giftigen Saft zwischen seinen blätt-<lb/>
richten Fuszehen, der sich den Eßwaren, wo das<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[265/0288]
gen sind ungeheuer groß, füllen den grösten Theil
des Leibes aus, und das Thier kan sich damit
nach Willkür aufblasen oder dünner machen, da-
her vermutlich die Sage der Alten entstanden seyn
wag, daß das Chamäleon blos von Luft lebe.
Die schönen goldfarbnen Augen des Thiers haben
die ganz eigne Einrichtung, daß jedes besonders,
und beide zugleich nach verschiedenen Richtungen.
eins z. B. aufwärts, das andere hinterwärts u. s. w.
bewegt werden können *): am meisten aber ist es
durch die Veränderung seiner Farben berüchtigt
worden, da man vorgegeben hat, daß es jedes-
mal die Farbe der Körper annähme, die ihm zu-
nächst wären; also auf Bäumen grün, auf Stroh
gelb u. s. w. Das ist nicht. Die natürliche Farbe
des Chamäleons ist stahlgrau, zuweilen wird es aber
gelb, schwarz, auch gefleckt ꝛc. und das zwar
ohne alle Beziehung auf die Farbe der benach-
barten Gegenstände, sondern theils von freyen
Stücken, am sichtbarsten aber wenn das Thier
gereizt und bös gemacht wird. Am füglichsten
kan man dieses Phänomen auf Rechnung der Galle
schreiben, und es mit der Gelbsucht vergleichen.
6. Gecko. L. cauda tereti mediocri, digitis
muticis subtus lamellatis, corpore verru-
coso, auribus concavis. *
Der Gecko hat meist das gleiche Vaterland mit
dem Chamäleon, und ist auch hin und wieder im
südlichen Europa, z. B. im Neapolitanischen ein-
heimisch. Am häufigsten findet er sich in Aegy-
pten, zumal bey Cairo, wo er sich gern in die
Häuser zieht und oft gefärlich wird. Er hat
nemlich einen giftigen Saft zwischen seinen blätt-
richten Fuszehen, der sich den Eßwaren, wo das
*) panarolvs ap. th. bartholin. hist. anatomic.
C. II. H. 62.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/287>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.