Dieses grosse und grimmige Thier findet sich im nördlichen Amerika, wo es Heerdenweise in sumpfichten Wäldern lebt. Im Winter ist es über den ganzen Körper behaart, im Frühjahr hingegen wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und behält blos seine ungeheure Brust- und Nacken-Mäne. Jung gefangen, läßt sich der Wisent doch auch zähmen. Sein Fleisch ist schmackhafter, als das vom gemeinen Ochsen.
1. Camelopardalis. Die Giraffe. C. cornibus simplicissimis, tuberculo frontali, iuba dor- sali, pedibus anticis longioribus.
Cptn. Carteret, philos. Transact. Vol. LX. for 1770. tab. 1.
Die Giraffe hat, wegen ihres langen Halses, ihres kurzen Körpers, des abhängigen Rückens, der langen Vorderfüße, der kleinen Hörngen, der Hals, und Rückenmäne, und wegen ihres gefleck- ten Fells, ein überaus sonderbares Ansehn, und verdiente daher wohl, in einem eignen Geschlechte von den eigentlichen Hirschgattungen abgesondert zu seyn. Sie findet sich blos im innern Africa, kommt äusserst selten nach Europa, und ihre Ge- schickte ist mit vielen Fabeln und widersprechen- den Nachrichten verdunkelt. Sie soll im Schrei- ten, wie die Paßgänger, immer den Vorder- und Hinterfuß der einen Seite zugleich heben, und daher einen hinkenden sonderbaren Gang haben, von dem die Bewegung des Springers im Schach- spiel entlehnt worden*). Sie ist, wenn sie auf- recht steht, nach Gillis Zeugniß, sechszehn Fuß
*)Th. Hyde, Shahiludium p. 103 sqq. ed. Gr. Sharpe.
Dieses grosse und grimmige Thier findet sich im nördlichen Amerika, wo es Heerdenweise in sumpfichten Wäldern lebt. Im Winter ist es über den ganzen Körper behaart, im Frühjahr hingegen wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und behält blos seine ungeheure Brust- und Nacken-Mäne. Jung gefangen, läßt sich der Wisent doch auch zähmen. Sein Fleisch ist schmackhafter, als das vom gemeinen Ochsen.
1. Camelopardalis. Die Giraffe. C. cornibus simplicissimis, tuberculo frontali, iuba dor- sali, pedibus anticis longioribus.
Cptn. Carteret, philos. Transact. Vol. LX. for 1770. tab. 1.
Die Giraffe hat, wegen ihres langen Halses, ihres kurzen Körpers, des abhängigen Rückens, der langen Vorderfüße, der kleinen Hörngen, der Hals, und Rückenmäne, und wegen ihres gefleck- ten Fells, ein überaus sonderbares Ansehn, und verdiente daher wohl, in einem eignen Geschlechte von den eigentlichen Hirschgattungen abgesondert zu seyn. Sie findet sich blos im innern Africa, kommt äusserst selten nach Europa, und ihre Ge- schickte ist mit vielen Fabeln und widersprechen- den Nachrichten verdunkelt. Sie soll im Schrei- ten, wie die Paßgänger, immer den Vorder- und Hinterfuß der einen Seite zugleich heben, und daher einen hinkenden sonderbaren Gang haben, von dem die Bewegung des Springers im Schach- spiel entlehnt worden*). Sie ist, wenn sie auf- recht steht, nach Gillis Zeugniß, sechszehn Fuß
*)Th. Hyde, Shahiludium p. 103 sqq. ed. Gr. Sharpe.
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Dieses grosse und grimmige Thier findet sich
im nördlichen Amerika, wo es Heerdenweise in
sumpfichten Wäldern lebt. Im Winter ist es
über den ganzen Körper behaart, im Frühjahr
hingegen wird es am Rücken und Hinterleibe
kahl, und behält blos seine ungeheure Brust- und
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Cptn. Carteret, philos. Transact. Vol. LX.
for 1770. tab. 1.
Die Giraffe hat, wegen ihres langen Halses,
ihres kurzen Körpers, des abhängigen Rückens,
der langen Vorderfüße, der kleinen Hörngen, der
Hals, und Rückenmäne, und wegen ihres gefleck-
ten Fells, ein überaus sonderbares Ansehn, und
verdiente daher wohl, in einem eignen Geschlechte
von den eigentlichen Hirschgattungen abgesondert
zu seyn. Sie findet sich blos im innern Africa,
kommt äusserst selten nach Europa, und ihre Ge-
schickte ist mit vielen Fabeln und widersprechen-
den Nachrichten verdunkelt. Sie soll im Schrei-
ten, wie die Paßgänger, immer den Vorder- und
Hinterfuß der einen Seite zugleich heben, und
daher einen hinkenden sonderbaren Gang haben,
von dem die Bewegung des Springers im Schach-
spiel entlehnt worden *). Sie ist, wenn sie auf-
recht steht, nach Gillis Zeugniß, sechszehn Fuß
*) Th. Hyde, Shahiludium p. 103 sqq. ed. Gr. Sharpe.
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/144>, abgerufen am 22.07.2024.
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