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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779.

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30. bos. Cornua concava, lunata, laevia.

1. Taurus. der Ochse. Stier. B. cornibus
teretibus extrorsum curvatis, palearibus la-
xi
s. *

Die Genealogie dieses Thiers läßt sich weit
leichter, als der Pferde, Hunde u. a. Hausthie-
re ihre, verfolgen. Das Rindvieh stammt si-
cher vom Auerochsen ab, der in Polen, Litthauen,
Sibirien, und einzeln auch in Deutschland (wo
er zu Cäsars Zeiten in Menge war) gefunden
wird. Die zahmen Ochsen arten auch in
Bildung und Grösse nicht so merklich als die übri-
gen Hausthiere aus, und selbst ihre Farbe ist,
wenigstens in verschiedenen Gegenden, ziemlich
constant. Sie gehören zu den allerwichtigsten
Geschöpfen fürs Menschengeschlecht, da ihre Be-
nutzung zugleich mannichfaltig und überaus be-
trachtlich und gros ist. Viele tausend Menschen,
zumal in der Schweiz etc. geniessen, den größten
Theil ihres Lebens hindurch keine andern Nah-
rungsmittel, als die ihnen ihre Kühe geben, und
von der andern Seite hängt der ganze Wohlstand
vieler grossen Provinzen lediglich von dieser ein-
zigen Art Viehzucht, und der mannichfaltigen
Milchprodukte, ab. Zum Lasttragen taugt zwar
der Ochse nicht, aber desto besser zum Ackerbau
und überhaupt zum Zug, wobey er nicht, wie
das Pferd, mit der Brust, sondern mehr mit
der Stirne und Nacken arbeitet. Das Leder die-
ser Thiere, ihr Horn, ihr Talg, ihr Blut, sind
auf vielfache Weise brauchbar, und neuerlich hat
man gar die Kuhställe zum Aufenthalte für
schwindsüchtige Personen angerathen. Der Ochse
frißt zwar gewönlich, wie andere wiederkauende
Thiere, lauter Vegetabilien, doch hat man ihn
in Norwegen und mehrern Gegenden auch an

30. bos. Cornua concava, lunata, laevia.

1. Taurus. der Ochse. Stier. B. cornibus
teretibus extrorsum curvatis, palearibus la-
xi
s. *

Die Genealogie dieses Thiers läßt sich weit
leichter, als der Pferde, Hunde u. a. Hausthie-
re ihre, verfolgen. Das Rindvieh stammt si-
cher vom Auerochsen ab, der in Polen, Litthauen,
Sibirien, und einzeln auch in Deutschland (wo
er zu Cäsars Zeiten in Menge war) gefunden
wird. Die zahmen Ochsen arten auch in
Bildung und Grösse nicht so merklich als die übri-
gen Hausthiere aus, und selbst ihre Farbe ist,
wenigstens in verschiedenen Gegenden, ziemlich
constant. Sie gehören zu den allerwichtigsten
Geschöpfen fürs Menschengeschlecht, da ihre Be-
nutzung zugleich mannichfaltig und überaus be-
trachtlich und gros ist. Viele tausend Menschen,
zumal in der Schweiz ꝛc. geniessen, den größten
Theil ihres Lebens hindurch keine andern Nah-
rungsmittel, als die ihnen ihre Kühe geben, und
von der andern Seite hängt der ganze Wohlstand
vieler grossen Provinzen lediglich von dieser ein-
zigen Art Viehzucht, und der mannichfaltigen
Milchprodukte, ab. Zum Lasttragen taugt zwar
der Ochse nicht, aber desto besser zum Ackerbau
und überhaupt zum Zug, wobey er nicht, wie
das Pferd, mit der Brust, sondern mehr mit
der Stirne und Nacken arbeitet. Das Leder die-
ser Thiere, ihr Horn, ihr Talg, ihr Blut, sind
auf vielfache Weise brauchbar, und neuerlich hat
man gar die Kuhställe zum Aufenthalte für
schwindsüchtige Personen angerathen. Der Ochse
frißt zwar gewönlich, wie andere wiederkauende
Thiere, lauter Vegetabilien, doch hat man ihn
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[120/0142] 30. bos. Cornua concava, lunata, laevia. 1. Taurus. der Ochse. Stier. B. cornibus teretibus extrorsum curvatis, palearibus la- xis. * Die Genealogie dieses Thiers läßt sich weit leichter, als der Pferde, Hunde u. a. Hausthie- re ihre, verfolgen. Das Rindvieh stammt si- cher vom Auerochsen ab, der in Polen, Litthauen, Sibirien, und einzeln auch in Deutschland (wo er zu Cäsars Zeiten in Menge war) gefunden wird. Die zahmen Ochsen arten auch in Bildung und Grösse nicht so merklich als die übri- gen Hausthiere aus, und selbst ihre Farbe ist, wenigstens in verschiedenen Gegenden, ziemlich constant. Sie gehören zu den allerwichtigsten Geschöpfen fürs Menschengeschlecht, da ihre Be- nutzung zugleich mannichfaltig und überaus be- trachtlich und gros ist. Viele tausend Menschen, zumal in der Schweiz ꝛc. geniessen, den größten Theil ihres Lebens hindurch keine andern Nah- rungsmittel, als die ihnen ihre Kühe geben, und von der andern Seite hängt der ganze Wohlstand vieler grossen Provinzen lediglich von dieser ein- zigen Art Viehzucht, und der mannichfaltigen Milchprodukte, ab. Zum Lasttragen taugt zwar der Ochse nicht, aber desto besser zum Ackerbau und überhaupt zum Zug, wobey er nicht, wie das Pferd, mit der Brust, sondern mehr mit der Stirne und Nacken arbeitet. Das Leder die- ser Thiere, ihr Horn, ihr Talg, ihr Blut, sind auf vielfache Weise brauchbar, und neuerlich hat man gar die Kuhställe zum Aufenthalte für schwindsüchtige Personen angerathen. Der Ochse frißt zwar gewönlich, wie andere wiederkauende Thiere, lauter Vegetabilien, doch hat man ihn in Norwegen und mehrern Gegenden auch an

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/142>, abgerufen am 03.05.2024.