Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

die Heerde warnt, und mit ihr davon flüchtet.
Daß sich die Gemsen ihrer Hörngen zum Klettern
bedienten, ist eine irrige Sage. Ausser dem Men-
scheu, sind die Lämmergeyer die gefährlichsten
Feinde dieser Thiere. Ihre Jagd und deren Ge-
fahren ist im Theuerdank umständlich und ganz
nach der Natur beschrieben. Von den unverdau-
lichen Zasern der Bärwurz und anderer Quirlför-
migen Pflanzen, bilden sich in dem Magen der
Gemsen runde Kugeln (aegagropilae), denen
man vor Zeiten seltsame Heilkräfte andichtete.

5. Bezoartica. der Berzoarbock. C. mento bar-
bato, cornibus teretibus subarcuatis annu-
latis, apice laevi
.

Auch dieses Thiers Geschichte hat noch viel dunkles.
Es lebt Heerdenweise auf den Bergen von Orient
und Aegypten, kommt wenig zum Vorschein,
ist doch aber, wenn es jung gefangen wird, wie
der Steinbock, leicht zu zähmen. Von ihm kömmt
der Orientalische Bezoarstein, der ebenfalls ehe-
dem in dem ungegründeten Rufe einer Pana-
cee war.

6. Dorcas. die Gazelle. C. mento imberbi,
cornibus teretibus annulatis, medio flexis,
apicibus laevibus approximatis
.

Ein schönes, kleines, schlankes Thiergen, mit
muntern schwarzen Augen, was in ganz Orient
und Nordafrica zu Hause ist. Es wird oft im
hohen Lied erwänt, und ist noch jetzt in der Orien-
talischen Dichtersprache das gewöhnliche Bild,
womit schöne Mädchen verglichen werden. Die
Hörner der Gazelle, die wir vor uns haben, glei-
chen in der Grösse und Struktur der Gemsen
ihren, nur sind sie anders gebogen.

die Heerde warnt, und mit ihr davon flüchtet.
Daß sich die Gemsen ihrer Hörngen zum Klettern
bedienten, ist eine irrige Sage. Ausser dem Men-
scheu, sind die Lämmergeyer die gefährlichsten
Feinde dieser Thiere. Ihre Jagd und deren Ge-
fahren ist im Theuerdank umständlich und ganz
nach der Natur beschrieben. Von den unverdau-
lichen Zasern der Bärwurz und anderer Quirlför-
migen Pflanzen, bilden sich in dem Magen der
Gemsen runde Kugeln (aegagropilae), denen
man vor Zeiten seltsame Heilkräfte andichtete.

5. Bezoartica. der Berzoarbock. C. mento bar-
bato, cornibus teretibus subarcuatis annu-
latis, apice laevi
.

Auch dieses Thiers Geschichte hat noch viel dunkles.
Es lebt Heerdenweise auf den Bergen von Orient
und Aegypten, kommt wenig zum Vorschein,
ist doch aber, wenn es jung gefangen wird, wie
der Steinbock, leicht zu zähmen. Von ihm kömmt
der Orientalische Bezoarstein, der ebenfalls ehe-
dem in dem ungegründeten Rufe einer Pana-
cee war.

6. Dorcas. die Gazelle. C. mento imberbi,
cornibus teretibus annulatis, medio flexis,
apicibus laevibus approximatis
.

Ein schönes, kleines, schlankes Thiergen, mit
muntern schwarzen Augen, was in ganz Orient
und Nordafrica zu Hause ist. Es wird oft im
hohen Lied erwänt, und ist noch jetzt in der Orien-
talischen Dichtersprache das gewöhnliche Bild,
womit schöne Mädchen verglichen werden. Die
Hörner der Gazelle, die wir vor uns haben, glei-
chen in der Grösse und Struktur der Gemsen
ihren, nur sind sie anders gebogen.

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000021">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p rendition="#l1em"><pb facs="#f0141" xml:id="pb119_0001" n="119"/>
die Heerde warnt, und mit ihr davon flüchtet.<lb/>
Daß sich die Gemsen ihrer Hörngen zum Klettern<lb/>
bedienten, ist eine irrige Sage. Ausser dem Men-<lb/>
scheu, sind die Lämmergeyer die gefährlichsten<lb/>
Feinde dieser Thiere. Ihre Jagd und deren Ge-<lb/>
fahren ist im Theuerdank umständlich und ganz<lb/>
nach der Natur beschrieben. Von den unverdau-<lb/>
lichen Zasern der Bärwurz und anderer Quirlför-<lb/>
migen Pflanzen, bilden sich in dem Magen der<lb/>
Gemsen runde Kugeln (<hi rendition="#aq">aegagropilae</hi>), denen<lb/>
man vor Zeiten seltsame Heilkräfte andichtete.</p>
            <p rendition="#indent-2">5. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Bezoartica</hi></hi>. der Berzoarbock. <hi rendition="#aq">C. mento bar-<lb/>
bato, cornibus teretibus subarcuatis annu-<lb/>
latis, apice laevi</hi>.</p>
            <p rendition="#l1em">Auch dieses <choice><sic>Geschlecht</sic><corr source="#pbXIII_0001" type="corrigenda">Thiers Geschichte</corr></choice> hat noch viel dunkles.<lb/>
Es lebt Heerdenweise auf den Bergen von Orient<lb/>
und Aegypten, kommt wenig zum Vorschein,<lb/>
ist doch aber, wenn es jung gefangen wird, wie<lb/>
der Steinbock, leicht zu zähmen. Von ihm kömmt<lb/>
der Orientalische Bezoarstein, der ebenfalls ehe-<lb/>
dem in dem ungegründeten Rufe einer Pana-<lb/>
cee war.</p>
            <p rendition="#indent-2">6. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Dorcas.</hi></hi> die Gazelle. <hi rendition="#aq">C. mento imberbi,<lb/>
cornibus teretibus annulatis, medio flexis,<lb/>
apicibus laevibus approximatis</hi>.</p>
            <p rendition="#l1em">Ein schönes, kleines, schlankes Thiergen, mit<lb/>
muntern schwarzen Augen, was in ganz Orient<lb/>
und Nordafrica zu Hause ist. Es wird oft im<lb/>
hohen Lied erwänt, und ist noch jetzt in der Orien-<lb/>
talischen Dichtersprache das gewöhnliche Bild,<lb/>
womit schöne Mädchen verglichen werden. Die<lb/>
Hörner der Gazelle, die wir vor uns haben, glei-<lb/>
chen in der Grösse und Struktur der Gemsen<lb/>
ihren, nur sind sie anders gebogen.</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0141] die Heerde warnt, und mit ihr davon flüchtet. Daß sich die Gemsen ihrer Hörngen zum Klettern bedienten, ist eine irrige Sage. Ausser dem Men- scheu, sind die Lämmergeyer die gefährlichsten Feinde dieser Thiere. Ihre Jagd und deren Ge- fahren ist im Theuerdank umständlich und ganz nach der Natur beschrieben. Von den unverdau- lichen Zasern der Bärwurz und anderer Quirlför- migen Pflanzen, bilden sich in dem Magen der Gemsen runde Kugeln (aegagropilae), denen man vor Zeiten seltsame Heilkräfte andichtete. 5. Bezoartica. der Berzoarbock. C. mento bar- bato, cornibus teretibus subarcuatis annu- latis, apice laevi. Auch dieses Thiers Geschichte hat noch viel dunkles. Es lebt Heerdenweise auf den Bergen von Orient und Aegypten, kommt wenig zum Vorschein, ist doch aber, wenn es jung gefangen wird, wie der Steinbock, leicht zu zähmen. Von ihm kömmt der Orientalische Bezoarstein, der ebenfalls ehe- dem in dem ungegründeten Rufe einer Pana- cee war. 6. Dorcas. die Gazelle. C. mento imberbi, cornibus teretibus annulatis, medio flexis, apicibus laevibus approximatis. Ein schönes, kleines, schlankes Thiergen, mit muntern schwarzen Augen, was in ganz Orient und Nordafrica zu Hause ist. Es wird oft im hohen Lied erwänt, und ist noch jetzt in der Orien- talischen Dichtersprache das gewöhnliche Bild, womit schöne Mädchen verglichen werden. Die Hörner der Gazelle, die wir vor uns haben, glei- chen in der Grösse und Struktur der Gemsen ihren, nur sind sie anders gebogen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/141
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/141>, abgerufen am 28.11.2024.