Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Säugethieren ohne Schneidezähne (bruta) rech-
nen müßte! *)

So müßte man denn auch das äthiopische
Schwein ohne Schneidezähne von den übrigen
großen Säugethieren wegbringen, und es zu
Linne es Säugethieren ohne Schneidezähne
rechnen.

Von dem gezähnten afrikanischen Ameisen-
fresser, welcher nun von jener, Linne es Mei-
nung nach, zahnlosen Art; oder von einigen
Faulthieren (lemures), (dem Lori und wollig-
ten indrum et lanigerum), welche aus Erman-
gelung der Zähne, von Linne es Faulthierarten
weggerechnet werden müßten, u. s. w. sage ich
gar nichts.

Dieser Verwirrung, welche für das Stu-
dium der Zoologie unläugbar sehr beschwerlich
wird, habe ich durch folgende festgesetzte zehn

natür-
*) Eine Abbildung ihrer Schädel s. in Herrn Blu-
menbachs naturhistorischen Abbildungen 1. Heft
7. Tafel. Das Afrikanische Rhinozeros hat nur
vorn am Gaumen ein ganz kleines und blindes
os intermaxillare. Beym asiatischen hingegen
ist dieser berühmte Knochen größer, und faßt zwey
kurze stumpfe Vorderzähne, der Unterkiefer zwey
von fast pfriemenartiger Gestalt. Auch reichen
bey diesem die Backenzähne nicht so weit vor als
bey jenem, sondern sind durch einen ansehnlichen
leeren Zwischenraum von den Schneidezähnen ge-
trennt. G.

Saͤugethieren ohne Schneidezaͤhne (bruta) rech-
nen muͤßte! *)

So muͤßte man denn auch das aͤthiopiſche
Schwein ohne Schneidezaͤhne von den uͤbrigen
großen Saͤugethieren wegbringen, und es zu
Linné es Saͤugethieren ohne Schneidezaͤhne
rechnen.

Von dem gezaͤhnten afrikaniſchen Ameiſen-
freſſer, welcher nun von jener, Linné es Mei-
nung nach, zahnloſen Art; oder von einigen
Faulthieren (lemures), (dem Lori und wollig-
ten indrum et lanigerum), welche aus Erman-
gelung der Zaͤhne, von Linné es Faulthierarten
weggerechnet werden muͤßten, u. ſ. w. ſage ich
gar nichts.

Dieſer Verwirrung, welche fuͤr das Stu-
dium der Zoologie unlaͤugbar ſehr beſchwerlich
wird, habe ich durch folgende feſtgeſetzte zehn

natuͤr-
*) Eine Abbildung ihrer Schaͤdel ſ. in Herrn Blu-
menbachs naturhiſtoriſchen Abbildungen 1. Heft
7. Tafel. Das Afrikaniſche Rhinozeros hat nur
vorn am Gaumen ein ganz kleines und blindes
os intermaxillare. Beym aſiatiſchen hingegen
iſt dieſer beruͤhmte Knochen groͤßer, und faßt zwey
kurze ſtumpfe Vorderzaͤhne, der Unterkiefer zwey
von faſt pfriemenartiger Geſtalt. Auch reichen
bey dieſem die Backenzaͤhne nicht ſo weit vor als
bey jenem, ſondern ſind durch einen anſehnlichen
leeren Zwiſchenraum von den Schneidezaͤhnen ge-
trennt. G.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0023" n="XXI"/>
Sa&#x0364;ugethieren ohne Schneideza&#x0364;hne (<hi rendition="#aq">bruta</hi>) rech-<lb/>
nen mu&#x0364;ßte! <note place="foot" n="*)">Eine Abbildung ihrer Scha&#x0364;del &#x017F;. in Herrn Blu-<lb/>
menbachs naturhi&#x017F;tori&#x017F;chen Abbildungen 1. Heft<lb/>
7. Tafel. Das Afrikani&#x017F;che Rhinozeros hat nur<lb/>
vorn am Gaumen ein ganz kleines und blindes<lb/><hi rendition="#aq">os intermaxillare</hi>. Beym a&#x017F;iati&#x017F;chen hingegen<lb/>
i&#x017F;t die&#x017F;er beru&#x0364;hmte Knochen gro&#x0364;ßer, und faßt zwey<lb/>
kurze &#x017F;tumpfe Vorderza&#x0364;hne, der Unterkiefer zwey<lb/>
von fa&#x017F;t pfriemenartiger Ge&#x017F;talt. Auch reichen<lb/>
bey die&#x017F;em die Backenza&#x0364;hne nicht &#x017F;o weit vor als<lb/>
bey jenem, &#x017F;ondern &#x017F;ind durch einen an&#x017F;ehnlichen<lb/>
leeren Zwi&#x017F;chenraum von den Schneideza&#x0364;hnen ge-<lb/>
trennt. <hi rendition="#et">G.</hi></note></p><lb/>
        <p>So mu&#x0364;ßte man denn auch das a&#x0364;thiopi&#x017F;che<lb/>
Schwein ohne Schneideza&#x0364;hne von den u&#x0364;brigen<lb/>
großen Sa&#x0364;ugethieren wegbringen, und es zu<lb/>
Linn<hi rendition="#aq">é</hi> es Sa&#x0364;ugethieren ohne Schneideza&#x0364;hne<lb/>
rechnen.</p><lb/>
        <p>Von dem geza&#x0364;hnten afrikani&#x017F;chen Amei&#x017F;en-<lb/>
fre&#x017F;&#x017F;er, welcher nun von jener, Linn<hi rendition="#aq">é</hi> es Mei-<lb/>
nung nach, zahnlo&#x017F;en Art; oder von einigen<lb/>
Faulthieren <hi rendition="#aq">(lemures),</hi> (dem Lori und wollig-<lb/>
ten <hi rendition="#aq">indrum et lanigerum</hi>), welche aus Erman-<lb/>
gelung der Za&#x0364;hne, von Linn<hi rendition="#aq">é</hi> es Faulthierarten<lb/>
weggerechnet werden mu&#x0364;ßten, u. &#x017F;. w. &#x017F;age ich<lb/>
gar nichts.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;er Verwirrung, welche fu&#x0364;r das Stu-<lb/>
dium der Zoologie unla&#x0364;ugbar &#x017F;ehr be&#x017F;chwerlich<lb/>
wird, habe ich durch folgende fe&#x017F;tge&#x017F;etzte zehn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">natu&#x0364;r-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[XXI/0023] Saͤugethieren ohne Schneidezaͤhne (bruta) rech- nen muͤßte! *) So muͤßte man denn auch das aͤthiopiſche Schwein ohne Schneidezaͤhne von den uͤbrigen großen Saͤugethieren wegbringen, und es zu Linné es Saͤugethieren ohne Schneidezaͤhne rechnen. Von dem gezaͤhnten afrikaniſchen Ameiſen- freſſer, welcher nun von jener, Linné es Mei- nung nach, zahnloſen Art; oder von einigen Faulthieren (lemures), (dem Lori und wollig- ten indrum et lanigerum), welche aus Erman- gelung der Zaͤhne, von Linné es Faulthierarten weggerechnet werden muͤßten, u. ſ. w. ſage ich gar nichts. Dieſer Verwirrung, welche fuͤr das Stu- dium der Zoologie unlaͤugbar ſehr beſchwerlich wird, habe ich durch folgende feſtgeſetzte zehn natuͤr- *) Eine Abbildung ihrer Schaͤdel ſ. in Herrn Blu- menbachs naturhiſtoriſchen Abbildungen 1. Heft 7. Tafel. Das Afrikaniſche Rhinozeros hat nur vorn am Gaumen ein ganz kleines und blindes os intermaxillare. Beym aſiatiſchen hingegen iſt dieſer beruͤhmte Knochen groͤßer, und faßt zwey kurze ſtumpfe Vorderzaͤhne, der Unterkiefer zwey von faſt pfriemenartiger Geſtalt. Auch reichen bey dieſem die Backenzaͤhne nicht ſo weit vor als bey jenem, ſondern ſind durch einen anſehnlichen leeren Zwiſchenraum von den Schneidezaͤhnen ge- trennt. G.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/23
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. XXI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/23>, abgerufen am 08.05.2024.