nehmen und ihm ein freudiges: Was machst du alter Iunge? -- entgegen zu räuspern. In der That glich er dem eh- maligen Lieutenant von Z*** (denn bis zu dieser Ehrenstelle hatte sich der alte Herr hinaufgeschwungen;) zum Erstaunen, und seine Mutter konnte niemals umhin ihn mit einer mehr als mütterlichen Zärt- lichkeit anzusehen. Sie hatte sich um des- willen nie entschließen können, ihn auf längere Zeit, als auf Einen Tag von sich zu laßen, und Iunker Raimar hatte in der That nur die nächsten Dörfer, und nur Einmal in seinem Leben, bey Gelegenheit eines Iahrmarkts, einen benachbarten Fle- cken besucht. Ein alter Kandidat, den in jüngern Iahren, ein einziger mißlungener Versuch zu predigen, zu dem traurigen Entschluße, der Kanzel auf immer zu ent- sagen, gebracht hatte, war der Mentor un-
nehmen und ihm ein freudiges: Was machſt du alter Iunge? — entgegen zu räuſpern. In der That glich er dem eh- maligen Lieutenant von Z*** (denn bis zu dieſer Ehrenſtelle hatte ſich der alte Herr hinaufgeſchwungen;) zum Erſtaunen, und ſeine Mutter konnte niemals umhin ihn mit einer mehr als mütterlichen Zärt- lichkeit anzuſehen. Sie hatte ſich um des- willen nie entſchließen können, ihn auf längere Zeit, als auf Einen Tag von ſich zu laßen, und Iunker Raimar hatte in der That nur die nächſten Dörfer, und nur Einmal in ſeinem Leben, bey Gelegenheit eines Iahrmarkts, einen benachbarten Fle- cken beſucht. Ein alter Kandidat, den in jüngern Iahren, ein einziger mißlungener Verſuch zu predigen, zu dem traurigen Entſchluße, der Kanzel auf immer zu ent- ſagen, gebracht hatte, war der Mentor un-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0020"n="14"/>
nehmen und ihm ein freudiges: Was<lb/>
machſt du alter Iunge? — entgegen zu<lb/>
räuſpern. In der That glich er dem eh-<lb/>
maligen Lieutenant von Z<hirendition="#sup">***</hi> (denn bis<lb/>
zu dieſer Ehrenſtelle hatte ſich der alte<lb/>
Herr hinaufgeſchwungen;) zum Erſtaunen,<lb/>
und ſeine Mutter konnte niemals umhin<lb/>
ihn mit einer mehr als mütterlichen Zärt-<lb/>
lichkeit anzuſehen. Sie hatte ſich um des-<lb/>
willen nie entſchließen können, ihn auf<lb/>
längere Zeit, als auf Einen Tag von ſich zu<lb/>
laßen, und Iunker Raimar hatte in der<lb/>
That nur die nächſten Dörfer, und nur<lb/>
Einmal in ſeinem Leben, bey Gelegenheit<lb/>
eines Iahrmarkts, einen benachbarten Fle-<lb/>
cken beſucht. Ein alter Kandidat, den in<lb/>
jüngern Iahren, ein einziger mißlungener<lb/>
Verſuch zu predigen, zu dem traurigen<lb/>
Entſchluße, der Kanzel auf immer zu ent-<lb/>ſagen, gebracht hatte, war der Mentor un-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[14/0020]
nehmen und ihm ein freudiges: Was
machſt du alter Iunge? — entgegen zu
räuſpern. In der That glich er dem eh-
maligen Lieutenant von Z*** (denn bis
zu dieſer Ehrenſtelle hatte ſich der alte
Herr hinaufgeſchwungen;) zum Erſtaunen,
und ſeine Mutter konnte niemals umhin
ihn mit einer mehr als mütterlichen Zärt-
lichkeit anzuſehen. Sie hatte ſich um des-
willen nie entſchließen können, ihn auf
längere Zeit, als auf Einen Tag von ſich zu
laßen, und Iunker Raimar hatte in der
That nur die nächſten Dörfer, und nur
Einmal in ſeinem Leben, bey Gelegenheit
eines Iahrmarkts, einen benachbarten Fle-
cken beſucht. Ein alter Kandidat, den in
jüngern Iahren, ein einziger mißlungener
Verſuch zu predigen, zu dem traurigen
Entſchluße, der Kanzel auf immer zu ent-
ſagen, gebracht hatte, war der Mentor un-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 2. Berlin, 1775, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge02_1775/20>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.