Beete verschonen; wenn er nur diese Bluh- me zur Vollkommenheit, wenn er nur die- se Frucht zur Reife bringt.
Es giebt Leute, die sich in der Berech- nung ihrer Kräfte betrügen. Sie haben zu zehn verschiedenen Geschäften Kraft; sie übernehmen aber zwanzig, und darüber ge- schieht nichts wie es geschehen sollte. Soll ich den Mann loben, der der Vormund der halben Stadt ist, der so vielen mit Rath und Hülfe an die Hand geht, dem man al- les auftragen kann, der für andre spricht und schreibt, geht und reiset, soll ich ihn loben, wenn er dabey auf den Verfall sei- ner eignen Angelegenheiten nicht Acht hat, wenn eine gänzliche Anarchie sein Haus- wesen zu Grunde richtet? Noch giebt es Leute, denen es, weder an Gelegenheit, noch an Geschick fehlt, sich für andre auf das nützlichste zu beschäftigen; aber es
Beete verſchonen; wenn er nur dieſe Bluh- me zur Vollkommenheit, wenn er nur die- ſe Frucht zur Reife bringt.
Es giebt Leute, die ſich in der Berech- nung ihrer Kräfte betrügen. Sie haben zu zehn verſchiedenen Geſchäften Kraft; ſie übernehmen aber zwanzig, und darüber ge- ſchieht nichts wie es geſchehen ſollte. Soll ich den Mann loben, der der Vormund der halben Stadt iſt, der ſo vielen mit Rath und Hülfe an die Hand geht, dem man al- les auftragen kann, der für andre ſpricht und ſchreibt, geht und reiſet, ſoll ich ihn loben, wenn er dabey auf den Verfall ſei- ner eignen Angelegenheiten nicht Acht hat, wenn eine gänzliche Anarchie ſein Haus- weſen zu Grunde richtet? Noch giebt es Leute, denen es, weder an Gelegenheit, noch an Geſchick fehlt, ſich für andre auf das nützlichſte zu beſchäftigen; aber es
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0165"n="157"/>
Beete verſchonen; wenn er nur dieſe Bluh-<lb/>
me zur Vollkommenheit, wenn er nur die-<lb/>ſe Frucht zur Reife bringt.</p><lb/><p>Es giebt Leute, die ſich in der Berech-<lb/>
nung ihrer Kräfte betrügen. Sie haben zu<lb/>
zehn verſchiedenen Geſchäften Kraft; ſie<lb/>
übernehmen aber zwanzig, und darüber ge-<lb/>ſchieht nichts wie es geſchehen ſollte. Soll<lb/>
ich den Mann loben, der der Vormund<lb/>
der halben Stadt iſt, der ſo vielen mit Rath<lb/>
und Hülfe an die Hand geht, dem man al-<lb/>
les auftragen kann, der für andre ſpricht<lb/>
und ſchreibt, geht und reiſet, ſoll ich ihn<lb/>
loben, wenn er dabey auf den Verfall ſei-<lb/>
ner eignen Angelegenheiten nicht Acht hat,<lb/>
wenn eine gänzliche Anarchie ſein Haus-<lb/>
weſen zu Grunde richtet? Noch giebt es<lb/>
Leute, denen es, weder an Gelegenheit,<lb/>
noch an Geſchick fehlt, ſich für andre auf<lb/>
das nützlichſte zu beſchäftigen; aber es<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[157/0165]
Beete verſchonen; wenn er nur dieſe Bluh-
me zur Vollkommenheit, wenn er nur die-
ſe Frucht zur Reife bringt.
Es giebt Leute, die ſich in der Berech-
nung ihrer Kräfte betrügen. Sie haben zu
zehn verſchiedenen Geſchäften Kraft; ſie
übernehmen aber zwanzig, und darüber ge-
ſchieht nichts wie es geſchehen ſollte. Soll
ich den Mann loben, der der Vormund
der halben Stadt iſt, der ſo vielen mit Rath
und Hülfe an die Hand geht, dem man al-
les auftragen kann, der für andre ſpricht
und ſchreibt, geht und reiſet, ſoll ich ihn
loben, wenn er dabey auf den Verfall ſei-
ner eignen Angelegenheiten nicht Acht hat,
wenn eine gänzliche Anarchie ſein Haus-
weſen zu Grunde richtet? Noch giebt es
Leute, denen es, weder an Gelegenheit,
noch an Geſchick fehlt, ſich für andre auf
das nützlichſte zu beſchäftigen; aber es
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/165>, abgerufen am 09.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.