Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

eines berühmten Jahrmarkts unterlassen
würden. Diese Herren treiben ein sehr
ehrliches Gewerbe. Darauf ist nichts zu
sagen. Jch könnte sie hochschätzen, wenn
sie es allein trieben. Aber so machen sie
von ihren edelsten Pflichten die Ausnah-
me; so bringen sie einen wahrhaftig ehr-
würdigen Stand, zum Nachtheile der Wahr-
heit und Tugend selbst, in Verachtung.

Wollen sie aus andern Ständen Beyspie-
le? so bring' ich ihnen einen Hausvater
auf die Bühne, der die Bestellung seines
Gartens zu seiner Liebhaberey gemacht hat.
Wie es seinen Kindern geht; wie diese zar-
ten Pflanzen gedeyen; wie ihr Geist gebil-
det, wie ihre Sitten gebessert werden: da-
für mag das liebe Gesinde, Hofmeister und
Französin sorgen; wenn es nur in seinem
Garten gut steht; wenn seine Bäume fort-
kommen; wenn Wind und Wetter seine

eines berühmten Jahrmarkts unterlaſsen
würden. Dieſe Herren treiben ein ſehr
ehrliches Gewerbe. Darauf iſt nichts zu
ſagen. Jch könnte ſie hochſchätzen, wenn
ſie es allein trieben. Aber ſo machen ſie
von ihren edelſten Pflichten die Ausnah-
me; ſo bringen ſie einen wahrhaftig ehr-
würdigen Stand, zum Nachtheile der Wahr-
heit und Tugend ſelbſt, in Verachtung.

Wollen ſie aus andern Ständen Beyſpie-
le? ſo bring’ ich ihnen einen Hausvater
auf die Bühne, der die Beſtellung ſeines
Gartens zu ſeiner Liebhaberey gemacht hat.
Wie es ſeinen Kindern geht; wie dieſe zar-
ten Pflanzen gedeyen; wie ihr Geiſt gebil-
det, wie ihre Sitten gebeſſert werden: da-
für mag das liebe Geſinde, Hofmeiſter und
Franzöſin ſorgen; wenn es nur in ſeinem
Garten gut ſteht; wenn ſeine Bäume fort-
kommen; wenn Wind und Wetter ſeine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0164" n="156"/>
eines berühmten Jahrmarkts unterla&#x017F;sen<lb/>
würden. Die&#x017F;e Herren treiben ein &#x017F;ehr<lb/>
ehrliches Gewerbe. Darauf i&#x017F;t nichts zu<lb/>
&#x017F;agen. Jch könnte &#x017F;ie hoch&#x017F;chätzen, wenn<lb/>
&#x017F;ie es allein trieben. Aber &#x017F;o machen &#x017F;ie<lb/>
von ihren edel&#x017F;ten Pflichten die Ausnah-<lb/>
me; &#x017F;o bringen &#x017F;ie einen wahrhaftig ehr-<lb/>
würdigen Stand, zum Nachtheile der Wahr-<lb/>
heit und Tugend &#x017F;elb&#x017F;t, in Verachtung.</p><lb/>
          <p>Wollen &#x017F;ie aus andern Ständen Bey&#x017F;pie-<lb/>
le? &#x017F;o bring&#x2019; ich ihnen einen Hausvater<lb/>
auf die Bühne, der die Be&#x017F;tellung &#x017F;eines<lb/>
Gartens zu &#x017F;einer Liebhaberey gemacht hat.<lb/>
Wie es &#x017F;einen Kindern geht; wie die&#x017F;e zar-<lb/>
ten Pflanzen gedeyen; wie ihr Gei&#x017F;t gebil-<lb/>
det, wie ihre Sitten gebe&#x017F;&#x017F;ert werden: da-<lb/>
für mag das liebe Ge&#x017F;inde, Hofmei&#x017F;ter und<lb/>
Franzö&#x017F;in &#x017F;orgen; wenn es nur in &#x017F;einem<lb/>
Garten gut &#x017F;teht; wenn &#x017F;eine Bäume fort-<lb/>
kommen; wenn Wind und Wetter &#x017F;eine<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0164] eines berühmten Jahrmarkts unterlaſsen würden. Dieſe Herren treiben ein ſehr ehrliches Gewerbe. Darauf iſt nichts zu ſagen. Jch könnte ſie hochſchätzen, wenn ſie es allein trieben. Aber ſo machen ſie von ihren edelſten Pflichten die Ausnah- me; ſo bringen ſie einen wahrhaftig ehr- würdigen Stand, zum Nachtheile der Wahr- heit und Tugend ſelbſt, in Verachtung. Wollen ſie aus andern Ständen Beyſpie- le? ſo bring’ ich ihnen einen Hausvater auf die Bühne, der die Beſtellung ſeines Gartens zu ſeiner Liebhaberey gemacht hat. Wie es ſeinen Kindern geht; wie dieſe zar- ten Pflanzen gedeyen; wie ihr Geiſt gebil- det, wie ihre Sitten gebeſſert werden: da- für mag das liebe Geſinde, Hofmeiſter und Franzöſin ſorgen; wenn es nur in ſeinem Garten gut ſteht; wenn ſeine Bäume fort- kommen; wenn Wind und Wetter ſeine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/164
Zitationshilfe: Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/164>, abgerufen am 08.05.2024.