Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 2. Stuttgart, 1898.Die Civilehe. Schreiben nicht an mich, sondern an das Ministerium in Berlingerichtet, und ich habe ihm nur gerathen, zwischen der obligatori¬ schen Civilehe und einem Ministerwechsel für erstre zu optiren. Unzweifelhaft war seine Abneigung gegen die Civilehe noch größer als die meinige; ich hielt mit Luther die Eheschließung für eine bürgerliche Angelegenheit, und mein Widerstand gegen Anerkennung dieses Grundsatzes beruhte mehr auf Achtung vor der bestehenden Sitte und der Ueberzeugung der Massen als auf eignen christlichen Bedenken. Die Civilehe. Schreiben nicht an mich, ſondern an das Miniſterium in Berlingerichtet, und ich habe ihm nur gerathen, zwiſchen der obligatori¬ ſchen Civilehe und einem Miniſterwechſel für erſtre zu optiren. Unzweifelhaft war ſeine Abneigung gegen die Civilehe noch größer als die meinige; ich hielt mit Luther die Eheſchließung für eine bürgerliche Angelegenheit, und mein Widerſtand gegen Anerkennung dieſes Grundſatzes beruhte mehr auf Achtung vor der beſtehenden Sitte und der Ueberzeugung der Maſſen als auf eignen chriſtlichen Bedenken. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0165" n="141"/><fw place="top" type="header">Die Civilehe.<lb/></fw>Schreiben nicht an mich, ſondern an das Miniſterium in Berlin<lb/> gerichtet, und ich habe ihm nur gerathen, zwiſchen der obligatori¬<lb/> ſchen Civilehe und einem Miniſterwechſel für erſtre zu optiren.<lb/> Unzweifelhaft war ſeine Abneigung gegen die Civilehe noch größer<lb/> als die meinige; ich hielt mit Luther die Eheſchließung für eine<lb/> bürgerliche Angelegenheit, und mein Widerſtand gegen Anerkennung<lb/> dieſes Grundſatzes beruhte mehr auf Achtung vor der beſtehenden<lb/> Sitte und der Ueberzeugung der Maſſen als auf eignen chriſtlichen<lb/> Bedenken.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [141/0165]
Die Civilehe.
Schreiben nicht an mich, ſondern an das Miniſterium in Berlin
gerichtet, und ich habe ihm nur gerathen, zwiſchen der obligatori¬
ſchen Civilehe und einem Miniſterwechſel für erſtre zu optiren.
Unzweifelhaft war ſeine Abneigung gegen die Civilehe noch größer
als die meinige; ich hielt mit Luther die Eheſchließung für eine
bürgerliche Angelegenheit, und mein Widerſtand gegen Anerkennung
dieſes Grundſatzes beruhte mehr auf Achtung vor der beſtehenden
Sitte und der Ueberzeugung der Maſſen als auf eignen chriſtlichen
Bedenken.
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