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Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 1. Stuttgart, 1898.

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Streit über Rhino Quehl.
gegen Westphalen und dessen Maßregeln, die doch das Muthigste
und Beste enthalten, was in unsrer Administration seit 1848
geschehen ist, bewegen. Er leidet, daß Quehl die Presse auf das
Schamloseste gegen Westphalen, Raumer u. s. w. benutzt und wie
man mich versichert, sich dafür bezahlen läßt. So kann es fast
nicht ausbleiben, daß Quehl und Consorten zuletzt Manteuffel's
Sturz bewirken, den ich schon aus dem einfachen Grunde für ein
Unglück halte, daß ich durchaus keinen möglichen Nachfolger weiß1).

Potsdam, 28. Februar 1853.

... Ich thue mein Mögliches, die Kreuzzeitung zu erhalten oder
zunächst vielmehr Wagenern der Kreuzzeitung zu erhalten. Er sagt,
er könne diese Sache den Intriguen von Quehl gegenüber nicht fort¬
führen. Von den königlichen Geldern, über welche dieser Mensch
durch das Vertrauen Manteuffel's disponirt, gibt er den Mitarbeitern
Wagener's bedeutende Remunerationen und entzieht sie der Kreuz¬
zeitung; ja er soll die Gesandten auffordern lassen, die auswärtigen
Correspondenten der Kreuzzeitung zu ermitteln, um sie ihr abspenstig
zu machen2)....

20. Juni 1853.
Die innern Verhältnisse mißfallen mir sehr. Ich fürchte,
Quehl siegt über Westphalen und Raumer ganz einfach dadurch,
daß Mauteuffel sich bei dem Könige als unentbehrlich geltend
macht, eine Ansicht, die S. M. aus richtigen und unrichtigen
Gründen anerkennt....

Charlottenburg, 30. Juni 1853.

... Wenn ich die verschiedenen Nachrichten über die Quehl'schen
Intriguen miteinander vergleiche, wenn ich auf die Notiz etwas

1) Vgl. Briefwechsel etc., S. 72 ff. (ungenau in der Wiedergabe des
Wortlauts).
2) Vgl. Briefwechsel etc., S. 74 ff. (auch hier ist der Text willkürlich
geändert).

Streit über Rhino Quehl.
gegen Weſtphalen und deſſen Maßregeln, die doch das Muthigſte
und Beſte enthalten, was in unſrer Adminiſtration ſeit 1848
geſchehen iſt, bewegen. Er leidet, daß Quehl die Preſſe auf das
Schamloſeſte gegen Weſtphalen, Raumer u. ſ. w. benutzt und wie
man mich verſichert, ſich dafür bezahlen läßt. So kann es faſt
nicht ausbleiben, daß Quehl und Conſorten zuletzt Manteuffel's
Sturz bewirken, den ich ſchon aus dem einfachen Grunde für ein
Unglück halte, daß ich durchaus keinen möglichen Nachfolger weiß1).

Potsdam, 28. Februar 1853.

... Ich thue mein Mögliches, die Kreuzzeitung zu erhalten oder
zunächſt vielmehr Wagenern der Kreuzzeitung zu erhalten. Er ſagt,
er könne dieſe Sache den Intriguen von Quehl gegenüber nicht fort¬
führen. Von den königlichen Geldern, über welche dieſer Menſch
durch das Vertrauen Manteuffel's disponirt, gibt er den Mitarbeitern
Wagener's bedeutende Remunerationen und entzieht ſie der Kreuz¬
zeitung; ja er ſoll die Geſandten auffordern laſſen, die auswärtigen
Correſpondenten der Kreuzzeitung zu ermitteln, um ſie ihr abſpenſtig
zu machen2)....

20. Juni 1853.
Die innern Verhältniſſe mißfallen mir ſehr. Ich fürchte,
Quehl ſiegt über Weſtphalen und Raumer ganz einfach dadurch,
daß Mauteuffel ſich bei dem Könige als unentbehrlich geltend
macht, eine Anſicht, die S. M. aus richtigen und unrichtigen
Gründen anerkennt....

Charlottenburg, 30. Juni 1853.

... Wenn ich die verſchiedenen Nachrichten über die Quehl'ſchen
Intriguen miteinander vergleiche, wenn ich auf die Notiz etwas

1) Vgl. Briefwechſel ꝛc., S. 72 ff. (ungenau in der Wiedergabe des
Wortlauts).
2) Vgl. Briefwechſel ꝛc., S. 74 ff. (auch hier iſt der Text willkürlich
geändert).
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[135/0162] Streit über Rhino Quehl. gegen Weſtphalen und deſſen Maßregeln, die doch das Muthigſte und Beſte enthalten, was in unſrer Adminiſtration ſeit 1848 geſchehen iſt, bewegen. Er leidet, daß Quehl die Preſſe auf das Schamloſeſte gegen Weſtphalen, Raumer u. ſ. w. benutzt und wie man mich verſichert, ſich dafür bezahlen läßt. So kann es faſt nicht ausbleiben, daß Quehl und Conſorten zuletzt Manteuffel's Sturz bewirken, den ich ſchon aus dem einfachen Grunde für ein Unglück halte, daß ich durchaus keinen möglichen Nachfolger weiß 1). Potsdam, 28. Februar 1853. ... Ich thue mein Mögliches, die Kreuzzeitung zu erhalten oder zunächſt vielmehr Wagenern der Kreuzzeitung zu erhalten. Er ſagt, er könne dieſe Sache den Intriguen von Quehl gegenüber nicht fort¬ führen. Von den königlichen Geldern, über welche dieſer Menſch durch das Vertrauen Manteuffel's disponirt, gibt er den Mitarbeitern Wagener's bedeutende Remunerationen und entzieht ſie der Kreuz¬ zeitung; ja er ſoll die Geſandten auffordern laſſen, die auswärtigen Correſpondenten der Kreuzzeitung zu ermitteln, um ſie ihr abſpenſtig zu machen 2).... 20. Juni 1853. Die innern Verhältniſſe mißfallen mir ſehr. Ich fürchte, Quehl ſiegt über Weſtphalen und Raumer ganz einfach dadurch, daß Mauteuffel ſich bei dem Könige als unentbehrlich geltend macht, eine Anſicht, die S. M. aus richtigen und unrichtigen Gründen anerkennt.... Charlottenburg, 30. Juni 1853. ... Wenn ich die verſchiedenen Nachrichten über die Quehl'ſchen Intriguen miteinander vergleiche, wenn ich auf die Notiz etwas 1) Vgl. Briefwechſel ꝛc., S. 72 ff. (ungenau in der Wiedergabe des Wortlauts). 2) Vgl. Briefwechſel ꝛc., S. 74 ff. (auch hier iſt der Text willkürlich geändert).

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Zitationshilfe: Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 1. Stuttgart, 1898, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bismarck_erinnerungen01_1898/162>, abgerufen am 26.11.2024.