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Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681.

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Verlangen nach
als ein blinder Heide/ der von Gott nichts
weiß. Dann was er thut/ das thut er al-
lein aus natürlicher Fähigkeit/ und hat sich
des sonderbaren Göttlichen Beistandes
nicht zu getrösten. Ach! auser Gott/ ist
nichts als Tod. Wie nötig ists demnach/
daß Gott hierum/ um seinen Geist und
himlische Weißheit/ oft ersuchet werde.
Wann geschihet aber solches? ach! ein
ganzes Jahr durch selten/ oder gar nicht:
da doch mehr als gewiß ist/ daß wir ohne
Gott (wie Christus ausdrücklich saget)
(e) gar nichts/ nämlich Gutes/ thun kön-
nen. Daher gehen oft soviel Rahtschläge
den irrweg/ die aufs klügste ersonnen wor-
den: dann Gott ward nicht angeruffen
und mit in raht gezogen.

7 Wir wohnen hier im Reich des Sa-
tans/ des Fürstens der Welt: der reisset
uns von Gott ab und verreitzet zu Sünden;
oder er plaget und verfolget uns/ wann wir
ihm nicht folgen wollen. Es ergehet uns/
wie den Jsraeliten in Egypten und zu Ba-
bel/ wie den gefangenen Christen in der
Türkey: da ist lauter Schmach und Elend/
Angst und Noht/ und letzlich der Tod.
Gleichwol sind blinde Weltlinge gern in
diesem Reich/ suchen und nehmen/ was die

Welt
(e) Joh. 15. v. 5.

Verlangen nach
als ein blinder Heide/ der von Gott nichts
weiß. Dañ was er thut/ das thut er al-
lein aus natuͤrlicher Faͤhigkeit/ und hat ſich
des ſonderbaren Goͤttlichen Beiſtandes
nicht zu getroͤſten. Ach! auſer Gott/ iſt
nichts als Tod. Wie noͤtig iſts demnach/
daß Gott hierum/ um ſeinen Geiſt und
himliſche Weißheit/ oft erſuchet werde.
Wann geſchihet aber ſolches? ach! ein
ganzes Jahr durch ſelten/ oder gar nicht:
da doch mehr als gewiß iſt/ daß wir ohne
Gott (wie Chriſtus ausdruͤcklich ſaget)
(e) gar nichts/ naͤmlich Gutes/ thun koͤn-
nen. Daher gehen oft ſoviel Rahtſchlaͤge
den irꝛweg/ die aufs kluͤgſte erſonnen wor-
den: dann Gott ward nicht angeruffen
und mit in raht gezogen.

7 Wir wohnen hier im Reich des Sa-
tans/ des Fuͤrſtens der Welt: der reiſſet
uns von Gott ab und verreitzet zu Suͤnden;
oder er plaget und verfolget uns/ wañ wir
ihm nicht folgen wollen. Es ergehet uns/
wie den Jſraeliten in Egypten und zu Ba-
bel/ wie den gefangenen Chriſten in der
Tuͤrkey: da iſt lauter Schmach und Elend/
Angſt und Noht/ und letzlich der Tod.
Gleichwol ſind blinde Weltlinge gern in
dieſem Reich/ ſuchen und nehmen/ was die

Welt
(e) Joh. 15. v. 5.
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[178/0206] Verlangen nach als ein blinder Heide/ der von Gott nichts weiß. Dañ was er thut/ das thut er al- lein aus natuͤrlicher Faͤhigkeit/ und hat ſich des ſonderbaren Goͤttlichen Beiſtandes nicht zu getroͤſten. Ach! auſer Gott/ iſt nichts als Tod. Wie noͤtig iſts demnach/ daß Gott hierum/ um ſeinen Geiſt und himliſche Weißheit/ oft erſuchet werde. Wann geſchihet aber ſolches? ach! ein ganzes Jahr durch ſelten/ oder gar nicht: da doch mehr als gewiß iſt/ daß wir ohne Gott (wie Chriſtus ausdruͤcklich ſaget) (e) gar nichts/ naͤmlich Gutes/ thun koͤn- nen. Daher gehen oft ſoviel Rahtſchlaͤge den irꝛweg/ die aufs kluͤgſte erſonnen wor- den: dann Gott ward nicht angeruffen und mit in raht gezogen. 7 Wir wohnen hier im Reich des Sa- tans/ des Fuͤrſtens der Welt: der reiſſet uns von Gott ab und verreitzet zu Suͤnden; oder er plaget und verfolget uns/ wañ wir ihm nicht folgen wollen. Es ergehet uns/ wie den Jſraeliten in Egypten und zu Ba- bel/ wie den gefangenen Chriſten in der Tuͤrkey: da iſt lauter Schmach und Elend/ Angſt und Noht/ und letzlich der Tod. Gleichwol ſind blinde Weltlinge gern in dieſem Reich/ ſuchen und nehmen/ was die Welt (e) Joh. 15. v. 5.

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Heiliger Sonntags-Handel und Kirch-Wandel. Nürnberg, 1681, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_sonntagswandel_1681/206>, abgerufen am 04.05.2024.