Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite

Dafnis und Dafne.
Du must aber nicht vergessen/ (sagte Ga-
lathee) unsren Ohren dein voriges Ver-
sprechen zuzahlen: damit wir nit Ursach
haben/ dich einen bösen Schuldner zu-
nennen. Der werde ich wol nicht seyn!
antwortete er: aber vielleicht ein böser
Zahler. Hierauf stimmte er nochmals
seine Cyther/ schluge und sange darein/ der
Edelsten Leonora Bildnis anschaltend/
folgendes Lied.

1.
Prinz gelehrter Leyer-Lieder/
Herzog deiner Sternenbrüder!
laß mir deinen Einfluß fliessen!
Ach! wer itzt in Aganippen
möchte baden seine Lippen/
an Parnassens nassen Füssen!
Kämen doch/ die Pegas-brunnen/
mit der Pegnitz itzt gerunnen/
die da Geister giessen ein!
ach! da wolt ich trunken werden!
da solt recht besungen seyn
Dafne/ unsre Zier der Erden.
2.
Zwar/ ob Föbus nit will scheinen:
Ich weiß hier der Föben einen/
der auch Geistern gibet Feuer;
dessen Ruhm-Liecht Sonne-strahlet/
und sein Stammhaus Himmel-mahlet;
der

Dafnis und Dafne.
Du muſt aber nicht vergeſſen/ (ſagte Ga-
lathee) unſren Ohren dein voriges Ver-
ſprechen zuzahlen: damit wir nit Urſach
haben/ dich einen boͤſen Schuldner zu-
nennen. Der werde ich wol nicht ſeyn!
antwortete er: aber vielleicht ein boͤſer
Zahler. Hierauf ſtimmte er nochmals
ſeine Cyther/ ſchluge und ſange darein/ der
Edelſten Leonora Bildnis anſchaltend/
folgendes Lied.

1.
Prinz gelehrter Leyer-Lieder/
Herzog deiner Sternenbruͤder!
laß mir deinen Einfluß flieſſen!
Ach! wer itzt in Aganippen
moͤchte baden ſeine Lippen/
an Parnaſſens naſſen Fuͤſſen!
Kaͤmen doch/ die Pegas-brunnen/
mit der Pegnitz itzt gerunnen/
die da Geiſter gieſſen ein!
ach! da wolt ich trunken werden!
da ſolt recht beſungen ſeyn
Dafne/ unſre Zier der Erden.
2.
Zwar/ ob Foͤbus nit will ſcheinen:
Ich weiß hier der Foͤben einen/
der auch Geiſtern gibet Feuer;
deſſen Ruhm-Liecht Sonne-ſtrahlet/
und ſein Stam̄haus Himmel-mahlet;
der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0082" n="70"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Dafnis und Dafne.</hi></fw><lb/>
Du mu&#x017F;t aber nicht verge&#x017F;&#x017F;en/ (&#x017F;agte Ga-<lb/>
lathee) un&#x017F;ren Ohren dein voriges Ver-<lb/>
&#x017F;prechen zuzahlen: damit wir nit Ur&#x017F;ach<lb/>
haben/ dich einen bo&#x0364;&#x017F;en Schuldner zu-<lb/>
nennen. Der werde ich wol nicht &#x017F;eyn!<lb/>
antwortete er: aber vielleicht ein bo&#x0364;&#x017F;er<lb/>
Zahler. Hierauf &#x017F;timmte er nochmals<lb/>
&#x017F;eine Cyther/ &#x017F;chluge und &#x017F;ange darein/ der<lb/>
Edel&#x017F;ten Leonora Bildnis an&#x017F;chaltend/<lb/>
folgendes Lied.</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <head>1.</head>
            <l>Prinz gelehrter Leyer-Lieder/</l><lb/>
            <l>Herzog deiner Sternenbru&#x0364;der!</l><lb/>
            <l>laß mir deinen Einfluß flie&#x017F;&#x017F;en!</l><lb/>
            <l>Ach! wer itzt in Aganippen</l><lb/>
            <l>mo&#x0364;chte baden &#x017F;eine Lippen/</l><lb/>
            <l>an Parna&#x017F;&#x017F;ens na&#x017F;&#x017F;en Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en!</l><lb/>
            <l>Ka&#x0364;men doch/ die Pegas-brunnen/</l><lb/>
            <l>mit der Pegnitz itzt gerunnen/</l><lb/>
            <l>die da Gei&#x017F;ter gie&#x017F;&#x017F;en ein!</l><lb/>
            <l>ach! da wolt ich trunken werden!</l><lb/>
            <l>da &#x017F;olt recht be&#x017F;ungen &#x017F;eyn</l><lb/>
            <l>Dafne/ un&#x017F;re Zier der Erden.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <head>2.</head>
            <l>Zwar/ ob Fo&#x0364;bus nit will &#x017F;cheinen:</l><lb/>
            <l>Ich weiß hier der Fo&#x0364;ben einen/</l><lb/>
            <l>der auch Gei&#x017F;tern gibet Feuer;</l><lb/>
            <l>de&#x017F;&#x017F;en Ruhm-Liecht Sonne-&#x017F;trahlet/</l><lb/>
            <l>und &#x017F;ein Stam&#x0304;haus Himmel-mahlet;</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0082] Dafnis und Dafne. Du muſt aber nicht vergeſſen/ (ſagte Ga- lathee) unſren Ohren dein voriges Ver- ſprechen zuzahlen: damit wir nit Urſach haben/ dich einen boͤſen Schuldner zu- nennen. Der werde ich wol nicht ſeyn! antwortete er: aber vielleicht ein boͤſer Zahler. Hierauf ſtimmte er nochmals ſeine Cyther/ ſchluge und ſange darein/ der Edelſten Leonora Bildnis anſchaltend/ folgendes Lied. 1.Prinz gelehrter Leyer-Lieder/ Herzog deiner Sternenbruͤder! laß mir deinen Einfluß flieſſen! Ach! wer itzt in Aganippen moͤchte baden ſeine Lippen/ an Parnaſſens naſſen Fuͤſſen! Kaͤmen doch/ die Pegas-brunnen/ mit der Pegnitz itzt gerunnen/ die da Geiſter gieſſen ein! ach! da wolt ich trunken werden! da ſolt recht beſungen ſeyn Dafne/ unſre Zier der Erden. 2. Zwar/ ob Foͤbus nit will ſcheinen: Ich weiß hier der Foͤben einen/ der auch Geiſtern gibet Feuer; deſſen Ruhm-Liecht Sonne-ſtrahlet/ und ſein Stam̄haus Himmel-mahlet; der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_gespraechspiel_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_gespraechspiel_1665/82
Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_gespraechspiel_1665/82>, abgerufen am 08.05.2024.