Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665.Die beklagte Emilie. derer Jenen/ sie/ traurig vorangeschicket;Diesen aber höchstbetrubt hinterlassen: Welcher nun/ weil keine Klage so grossem Verlust genug gegenwage hält/ in stumm- und stillem Unmut sich nur nit gar verzehret/ und üm diese ihm-erweckte Kummer-Sorge den Sarg anklaget. Mein Fremdling! wirst nun du nicht von Ihr/ wie ein andrer von einer andren/ sagen: Sie hat sonst keine Schuld jemals begangen/ als daß Sie gestorben ist; die da verdiente/ ein ganzes Jahrhuntert zu leben. Zweyer Kinder Mutter/ starbe sie gleichwol ohne Kinder: auser/ daß der Nachruhm/ ihrer Tugend unsterblicher Sohn/ mit der Welt wird in die wette leben. Diß Gestirne/ nachdem es 33 Jahre auf Erden herümgeirret/ ward den 14 Augusts im 1663 Jahr/ aus der Teutschen Keyser-Sitzstadt/ gen Himmel abgefordert: da es/ C v
Die beklagte Emilie. derer Jenen/ ſie/ traurig vorangeſchicket;Dieſen aber hoͤchſtbetrůbt hinterlaſſen: Welcher nun/ weil keine Klage ſo groſſem Verluſt genug gegenwage haͤlt/ in ſtumm- und ſtillem Unmut ſich nur nit gar verzehret/ und uͤm dieſe ihm-erweckte Kummer-Sorge den Sarg anklaget. Mein Fremdling! wirſt nun du nicht von Ihr/ wie ein andrer von einer andren/ ſagen: Sie hat ſonſt keine Schuld jemals begangen/ als daß Sie geſtorben iſt; die da verdiente/ ein ganzes Jahrhuntert zu leben. Zweyer Kinder Mutter/ ſtarbe ſie gleichwol ohne Kinder: auſer/ daß der Nachruhm/ ihrer Tugend unſterblicher Sohn/ mit der Welt wird in die wette leben. Diß Geſtirne/ nachdem es 33 Jahre auf Erden heruͤmgeirret/ ward den 14 Auguſts im 1663 Jahr/ aus der Teutſchen Keyſer-Sitzſtadt/ gen Himmel abgefordert: da es/ C v
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0061" n="49"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Die beklagte Emilie.</hi> </fw><lb/> <l>derer Jenen/ ſie/ traurig vorangeſchicket;</l><lb/> <l>Dieſen aber hoͤchſtbetrůbt hinterlaſſen:</l><lb/> <l>Welcher nun/</l><lb/> <l>weil keine Klage</l><lb/> <l>ſo groſſem Verluſt genug gegenwage<lb/> haͤlt/</l><lb/> <l>in ſtumm- und ſtillem Unmut</l><lb/> <l>ſich nur nit gar verzehret/</l><lb/> <l>und uͤm dieſe<lb/> ihm-erweckte Kummer-Sorge</l><lb/> <l>den Sarg anklaget.</l><lb/> <l>Mein Fremdling!</l><lb/> <l>wirſt nun du nicht von Ihr/</l><lb/> <l>wie ein andrer von einer andren/ ſagen:</l><lb/> <l>Sie hat ſonſt keine Schuld jemals begangen/</l><lb/> <l>als daß Sie geſtorben iſt;</l><lb/> <l>die da verdiente/</l><lb/> <l>ein ganzes Jahrhuntert zu leben.</l><lb/> <l>Zweyer Kinder Mutter/</l><lb/> <l>ſtarbe ſie gleichwol ohne Kinder:</l><lb/> <l>auſer/ daß der Nachruhm/</l><lb/> <l>ihrer Tugend unſterblicher Sohn/</l><lb/> <l>mit der Welt wird in die wette leben.</l><lb/> <l>Diß Geſtirne/</l><lb/> <l>nachdem es 33 Jahre auf Erden<lb/> heruͤmgeirret/</l><lb/> <l>ward den 14 Auguſts im 1663 Jahr/</l><lb/> <l>aus der Teutſchen Keyſer-Sitzſtadt/</l><lb/> <l>gen Himmel abgefordert:</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#fr">C v</hi> </fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">da es/</hi> </fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [49/0061]
Die beklagte Emilie.
derer Jenen/ ſie/ traurig vorangeſchicket;
Dieſen aber hoͤchſtbetrůbt hinterlaſſen:
Welcher nun/
weil keine Klage
ſo groſſem Verluſt genug gegenwage
haͤlt/
in ſtumm- und ſtillem Unmut
ſich nur nit gar verzehret/
und uͤm dieſe
ihm-erweckte Kummer-Sorge
den Sarg anklaget.
Mein Fremdling!
wirſt nun du nicht von Ihr/
wie ein andrer von einer andren/ ſagen:
Sie hat ſonſt keine Schuld jemals begangen/
als daß Sie geſtorben iſt;
die da verdiente/
ein ganzes Jahrhuntert zu leben.
Zweyer Kinder Mutter/
ſtarbe ſie gleichwol ohne Kinder:
auſer/ daß der Nachruhm/
ihrer Tugend unſterblicher Sohn/
mit der Welt wird in die wette leben.
Diß Geſtirne/
nachdem es 33 Jahre auf Erden
heruͤmgeirret/
ward den 14 Auguſts im 1663 Jahr/
aus der Teutſchen Keyſer-Sitzſtadt/
gen Himmel abgefordert:
da es/
C v
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |