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Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665.

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Die belobte Emilie.
Hoch beglückt sind/ hohe Seelen.
So ein Bild war ausgestellt/
solchen Helden zuvermählen.

9.
Ist der Gräslein in den Gründen/
ist der Blätlein an den Linden/
ist der Blumen/ Zahl zugeben?
Also vielfach/ theure Beyde/
Euch das Glück in Freuden weide/
reich an Jahren/ frisch von Leben.
Dieser Wunsch/ vom Munde schallet/
und im Herzen wiederhallet/
solang athmet diese Brust.
Bald ich mehrers hoff zu singen:
wann die Lieb/ die Saat der Lust
wird mit Wucher wiederbringen.

Wohl gesungen! riefe Galathea
aber ubel geweissaget! Ihr früher To
hat/ die Saat deiner Hoffnung/ ein meh
rers/ oder doch etwas fröliches/ von ih
zu singen/ vor der Ernde abgemeyet. Un
wie muß doch/ deinen Mecänas/ de
Verlust so einer allerwürdigsten Gemah
linn/ geschmerzet haben! Er hat sich un
gemessen darob ängsten müssen/ (sag
Floridan/) weil er/ als eines grossen Ge
stes und scharfen Urtheils/ ihrer Trefflich-
keiten genaue Erkentnis gehabt; wie

aus

Die belobte Emilie.
Hoch begluͤckt ſind/ hohe Seelen.
So ein Bild war ausgeſtellt/
ſolchen Helden zuvermaͤhlen.

9.
Iſt der Graͤslein in den Gruͤnden/
iſt der Blaͤtlein an den Linden/
iſt der Blumen/ Zahl zugeben?
Alſo vielfach/ theure Beyde/
Euch das Gluͤck in Freuden weide/
reich an Jahren/ friſch von Leben.
Dieſer Wunſch/ vom Munde ſchallet/
und im Herzen wiederhallet/
ſolang athmet dieſe Bruſt.
Bald ich mehrers hoff zu ſingen:
wann die Lieb/ die Saat der Luſt
wird mit Wucher wiederbringen.

Wohl geſungen! riefe Galathea
aber ůbel geweisſaget! Ihr fruͤher To
hat/ die Saat deiner Hoffnung/ ein meh
rers/ oder doch etwas froͤliches/ von ih
zu ſingen/ vor der Ernde abgemeyet. Un
wie muß doch/ deinen Mecaͤnas/ de
Verluſt ſo einer allerwuͤrdigſten Gemah
linn/ geſchmerzet haben! Er hat ſich un
gemeſſen darob aͤngſten muͤſſen/ (ſag
Floridan/) weil er/ als eines groſſen Ge
ſtes und ſcharfen Urtheils/ ihrer Trefflich-
keiten genaue Erkentnis gehabt; wie

aus
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[40/0052] Die belobte Emilie. Hoch begluͤckt ſind/ hohe Seelen. So ein Bild war ausgeſtellt/ ſolchen Helden zuvermaͤhlen. 9.Iſt der Graͤslein in den Gruͤnden/ iſt der Blaͤtlein an den Linden/ iſt der Blumen/ Zahl zugeben? Alſo vielfach/ theure Beyde/ Euch das Gluͤck in Freuden weide/ reich an Jahren/ friſch von Leben. Dieſer Wunſch/ vom Munde ſchallet/ und im Herzen wiederhallet/ ſolang athmet dieſe Bruſt. Bald ich mehrers hoff zu ſingen: wann die Lieb/ die Saat der Luſt wird mit Wucher wiederbringen. Wohl geſungen! riefe Galathea aber ůbel geweisſaget! Ihr fruͤher To hat/ die Saat deiner Hoffnung/ ein meh rers/ oder doch etwas froͤliches/ von ih zu ſingen/ vor der Ernde abgemeyet. Un wie muß doch/ deinen Mecaͤnas/ de Verluſt ſo einer allerwuͤrdigſten Gemah linn/ geſchmerzet haben! Er hat ſich un gemeſſen darob aͤngſten muͤſſen/ (ſag Floridan/) weil er/ als eines groſſen Ge ſtes und ſcharfen Urtheils/ ihrer Trefflich- keiten genaue Erkentnis gehabt; wie aus

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_gespraechspiel_1665/52>, abgerufen am 08.05.2024.