Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.und dem Gras das Morgenthauen: Seit daß du bist hingerücket keine Flora mehr beglücket unser Blumen- armes Feld. Es gebären Tresp und Dörner die gestreuten Gerstenkörner/ Unkraut Feld im Feld behelt. Für das Purpur der Narcissen/ für das Veilchen an den Füssen unsrer Blumen-hügel hier/ siht man Stachelhecken glitzen und sich Distelknöpffe spitzen/ schänden unsrer Aecker Zier. Streut jhm/ das ist Dafnis Wille/ O jhr Hirten/ Laub die fülle! eine Schattenläube zieht über seines Grabes Hütten/ darauf sey die Schrift geschnidten/ die da lese/ wer es siht: Ich/ der Dafnis/ Lust der Wälder/ Weltbenruffen durch die Felder bis hin an den Sternentrab/ Ich der schönsten lieben Heerden noch viel schöner Hirt auf Erden legt hierinn mein sterblichs ab. H. -- -- - du göttlicher Poet/ so schön ist dein Gedicht/ so grosse Lust empfäht mein Hertz davon/ wie wann die übermüdten Glieder im Grase schlaffen gehn; so lieb sind deine Lieder/ so süß
und dem Gras das Morgenthauen: Seit daß du biſt hingeruͤcket keine Flora mehr begluͤcket unſer Blumen- armes Feld. Es gebaͤren Treſp und Doͤrner die geſtreuten Gerſtenkoͤrner/ Unkraut Feld im Feld behelt. Fuͤr das Purpur der Narciſſen/ fuͤr das Veilchen an den Fuͤſſen unsrer Blumen-huͤgel hier/ ſiht man Stachelhecken glitzen und ſich Diſtelknoͤpffe ſpitzen/ ſchaͤnden unsrer Aecker Zier. Streut jhm/ das iſt Dafnis Wille/ O jhr Hirten/ Laub die fuͤlle! eine Schattenlaͤube zieht uͤber ſeines Grabes Huͤtten/ darauf ſey die Schrift geſchnidten/ die da leſe/ wer es ſiht: Ich/ der Dafnis/ Luſt der Waͤlder/ Weltbẽruffen durch die Felder bis hin an den Sternentrab/ Ich der ſchoͤnſten lieben Heerden noch viel ſchoͤner Hirt auf Erden legt hierinn mein ſterblichs ab. H. — — ‒ du goͤttlicher Poet/ ſo ſchoͤn iſt dein Gedicht/ ſo groſſe Luſt empfaͤht mein Hertz davon/ wie wann die uͤbermuͤdten Glieder im Graſe ſchlaffen gehn; ſo lieb ſind deine Lieder/ ſo ſuͤß
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg rendition="#fr" type="poem"> <lg n="6"> <pb facs="#f0126" n="75[74]"/> <l>und dem Gras das Morgenthauen:</l><lb/> <l>alſo zier teſt du die Erd.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Seit daß du biſt hingeruͤcket</l><lb/> <l>keine Flora mehr begluͤcket</l><lb/> <l>unſer Blumen- armes Feld.</l><lb/> <l>Es gebaͤren Treſp und Doͤrner</l><lb/> <l>die geſtreuten Gerſtenkoͤrner/</l><lb/> <l>Unkraut Feld im Feld behelt.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Fuͤr das Purpur der Narciſſen/</l><lb/> <l>fuͤr das Veilchen an den Fuͤſſen</l><lb/> <l>unsrer Blumen-huͤgel hier/</l><lb/> <l>ſiht man Stachelhecken glitzen</l><lb/> <l>und ſich Diſtelknoͤpffe ſpitzen/</l><lb/> <l>ſchaͤnden unsrer Aecker Zier.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Streut jhm/ das iſt Dafnis Wille/</l><lb/> <l>O jhr Hirten/ Laub die fuͤlle!</l><lb/> <l>eine Schattenlaͤube zieht</l><lb/> <l>uͤber ſeines Grabes Huͤtten/</l><lb/> <l>darauf ſey die Schrift geſchnidten/</l><lb/> <l>die da leſe/ wer es ſiht:</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Ich/ der Dafnis/ Luſt der Waͤlder/</l><lb/> <l>Weltbẽruffen durch die Felder</l><lb/> <l>bis hin an den Sternentrab/</l><lb/> <l>Ich der ſchoͤnſten lieben Heerden</l><lb/> <l>noch viel ſchoͤner Hirt auf Erden</l><lb/> <l>legt hierinn mein ſterblichs ab.</l> </lg> </lg><lb/> <lg type="poem"> <lg> <l><hi rendition="#fr">H</hi>. — — ‒ du goͤttlicher Poet/</l><lb/> <l>ſo ſchoͤn iſt dein Gedicht/ ſo groſſe Luſt empfaͤht</l><lb/> <l>mein Hertz davon/ wie wann die uͤbermuͤdten Glieder</l><lb/> <l>im Graſe ſchlaffen gehn; ſo lieb ſind deine Lieder/</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſo ſuͤß</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [75[74]/0126]
und dem Gras das Morgenthauen:
alſo zier teſt du die Erd.
Seit daß du biſt hingeruͤcket
keine Flora mehr begluͤcket
unſer Blumen- armes Feld.
Es gebaͤren Treſp und Doͤrner
die geſtreuten Gerſtenkoͤrner/
Unkraut Feld im Feld behelt.
Fuͤr das Purpur der Narciſſen/
fuͤr das Veilchen an den Fuͤſſen
unsrer Blumen-huͤgel hier/
ſiht man Stachelhecken glitzen
und ſich Diſtelknoͤpffe ſpitzen/
ſchaͤnden unsrer Aecker Zier.
Streut jhm/ das iſt Dafnis Wille/
O jhr Hirten/ Laub die fuͤlle!
eine Schattenlaͤube zieht
uͤber ſeines Grabes Huͤtten/
darauf ſey die Schrift geſchnidten/
die da leſe/ wer es ſiht:
Ich/ der Dafnis/ Luſt der Waͤlder/
Weltbẽruffen durch die Felder
bis hin an den Sternentrab/
Ich der ſchoͤnſten lieben Heerden
noch viel ſchoͤner Hirt auf Erden
legt hierinn mein ſterblichs ab.
H. — — ‒ du goͤttlicher Poet/
ſo ſchoͤn iſt dein Gedicht/ ſo groſſe Luſt empfaͤht
mein Hertz davon/ wie wann die uͤbermuͤdten Glieder
im Graſe ſchlaffen gehn; ſo lieb ſind deine Lieder/
ſo ſuͤß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |