Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

den Engel wieder zu/
der soll üm dich sich aller Orten schwingen
und dich/ O selbst du schöner Engel du/
auch endlich zu mir bringen.

Ich/ die ich dir/ mein Hertzkind/ gab das Leben/
muß jetzt dem Tod das meine selbst hingeben/
entwerden/ weil du wirst.
weil daß ich dich geboren/ muß ich sterben/
und weil den Tod nach eines Tod gedürst/
mein Leib üm dich verderben.
Du soltest wol Benoni/ Schmertzenkind/ heissen/
der du mir machst zuvor ein Schmertzkreissen/
jetzt gar den bittern Tod.
Dein Vater auch/ weil mich der Tod so färbet/
die Fülle fühlt von Schmertzerregter Noht/
die jhn lebendig sterbet.
Doch will ich dir den Namen lieber gönnen/
den Jacob gibt/ dich Sohn der Rechten nennen/
mein Hertzen-Benjamin:
Nimmst du mir schon das/ was ich dir gegeben.
Du solst nun seyn/ weil ich gewesen bin.
Doch will ich in dir leben.
Gern hätt ich dich an meine Brüste legen
und deiner Blüt der Jahre mögen pflegen/
du allerliebster Sohn.
Mit dir hätt ich/ O Hertzlein/ wollen theilen
mein Mutterhertz. Jetzund muß ich davon/
verletzt mit Todespfeilen.
Nun/ Benjamin/ mein theurerworbnes Leben/
ich sterb üm dich! und/ Sohn/ dich hoch zu heben
muß ich jetzt elend seyn.
doch stirb ich gern/ doch leid ich willig Schmertzen/
daß du nur lebst und Freuden samlest ein/
du Stück von meinem Hertzen.
Nimm hin das Pfand von Rahel deiner Treuen/
Pfand meiner Treu/ das lasse dir vernenen/
O

den Engel wieder zu/
der ſoll uͤm dich ſich aller Orten ſchwingen
und dich/ O ſelbſt du ſchoͤner Engel du/
auch endlich zu mir bringen.

Ich/ die ich dir/ mein Hertzkind/ gab das Leben/
muß jetzt dem Tod das meine ſelbſt hingeben/
entwerden/ weil du wirſt.
weil daß ich dich geboren/ muß ich ſterben/
und weil den Tod nach eines Tod geduͤrſt/
mein Leib uͤm dich verderben.
Du ſolteſt wol Benoni/ Schmertzenkind/ heiſſen/
der du mir machſt zuvor ein Schmertzkreiſſen/
jetzt gar den bittern Tod.
Dein Vater auch/ weil mich der Tod ſo faͤrbet/
die Fuͤlle fuͤhlt von Schmertzerregter Noht/
die jhn lebendig ſterbet.
Doch will ich dir den Namen lieber goͤnnen/
den Jacob gibt/ dich Sohn der Rechten nennen/
mein Hertzen-Benjamin:
Nimmſt du mir ſchon das/ was ich dir gegeben.
Du ſolſt nun ſeyn/ weil ich geweſen bin.
Doch will ich in dir leben.
Gern haͤtt ich dich an meine Bruͤſte legen
und deiner Bluͤt der Jahre moͤgen pflegen/
du allerliebſter Sohn.
Mit dir haͤtt ich/ O Hertzlein/ wollen theilen
mein Mutterhertz. Jetzund muß ich davon/
verletzt mit Todespfeilen.
Nun/ Benjamin/ mein theurerworbnes Leben/
ich ſterb uͤm dich! und/ Sohn/ dich hoch zu heben
muß ich jetzt elend ſeyn.
doch ſtirb ich gern/ doch leid ich willig Schmertzen/
daß du nur lebſt und Freuden ſamleſt ein/
du Stuͤck von meinem Hertzen.
Nimm hin das Pfand von Rahel deiner Treuen/
Pfand meiner Treu/ das laſſe dir vernenen/
O
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="14">
              <pb facs="#f0102" n="52"/>
              <l>den Engel wieder zu/</l><lb/>
              <l>der &#x017F;oll u&#x0364;m dich &#x017F;ich aller Orten &#x017F;chwingen</l><lb/>
              <l>und dich/ O &#x017F;elb&#x017F;t du &#x017F;cho&#x0364;ner Engel du/</l><lb/>
              <l>auch endlich zu mir bringen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="15">
              <l>Ich/ die ich dir/ mein Hertzkind/ gab das Leben/</l><lb/>
              <l>muß jetzt dem Tod das meine &#x017F;elb&#x017F;t hingeben/</l><lb/>
              <l>entwerden/ weil du wir&#x017F;t.</l><lb/>
              <l>weil daß ich dich geboren/ muß ich &#x017F;terben/</l><lb/>
              <l>und weil den Tod nach eines Tod gedu&#x0364;r&#x017F;t/</l><lb/>
              <l>mein Leib u&#x0364;m dich verderben.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="16">
              <l>Du &#x017F;olte&#x017F;t wol <hi rendition="#fr">Benoni</hi>/ Schmertzenkind/ hei&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>der du mir mach&#x017F;t zuvor ein Schmertzkrei&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>jetzt gar den bittern Tod.</l><lb/>
              <l>Dein Vater auch/ weil mich der Tod &#x017F;o fa&#x0364;rbet/</l><lb/>
              <l>die Fu&#x0364;lle fu&#x0364;hlt von Schmertzerregter Noht/</l><lb/>
              <l>die jhn lebendig &#x017F;terbet.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="17">
              <l>Doch will ich dir den Namen lieber go&#x0364;nnen/</l><lb/>
              <l>den <hi rendition="#fr">Jacob</hi> gibt/ dich Sohn der Rechten nennen/</l><lb/>
              <l>mein Hertzen-<hi rendition="#fr">Benjamin:</hi></l><lb/>
              <l>Nimm&#x017F;t du mir &#x017F;chon das/ was ich dir gegeben.</l><lb/>
              <l>Du &#x017F;ol&#x017F;t nun &#x017F;eyn/ weil ich gewe&#x017F;en bin.</l><lb/>
              <l>Doch will ich in dir leben.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="18">
              <l>Gern ha&#x0364;tt ich dich an meine Bru&#x0364;&#x017F;te legen</l><lb/>
              <l>und deiner Blu&#x0364;t der Jahre mo&#x0364;gen pflegen/</l><lb/>
              <l>du allerlieb&#x017F;ter Sohn.</l><lb/>
              <l>Mit dir ha&#x0364;tt ich/ O Hertzlein/ wollen theilen</l><lb/>
              <l>mein Mutterhertz. Jetzund muß ich davon/</l><lb/>
              <l>verletzt mit Todespfeilen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="19">
              <l>Nun/ <hi rendition="#fr">Ben</hi>j<hi rendition="#fr">amin</hi>/ mein theurerworbnes Leben/</l><lb/>
              <l>ich &#x017F;terb u&#x0364;m dich! und/ Sohn/ dich hoch zu heben</l><lb/>
              <l>muß ich jetzt elend &#x017F;eyn.</l><lb/>
              <l>doch &#x017F;tirb ich gern/ doch leid ich willig Schmertzen/</l><lb/>
              <l>daß du nur leb&#x017F;t und Freuden &#x017F;amle&#x017F;t ein/</l><lb/>
              <l>du Stu&#x0364;ck von meinem Hertzen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="20">
              <l>Nimm hin das Pfand von <hi rendition="#fr">Rahel</hi> deiner Treuen/</l><lb/>
              <l>Pfand meiner Treu/ das la&#x017F;&#x017F;e dir vernenen/</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">O</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0102] den Engel wieder zu/ der ſoll uͤm dich ſich aller Orten ſchwingen und dich/ O ſelbſt du ſchoͤner Engel du/ auch endlich zu mir bringen. Ich/ die ich dir/ mein Hertzkind/ gab das Leben/ muß jetzt dem Tod das meine ſelbſt hingeben/ entwerden/ weil du wirſt. weil daß ich dich geboren/ muß ich ſterben/ und weil den Tod nach eines Tod geduͤrſt/ mein Leib uͤm dich verderben. Du ſolteſt wol Benoni/ Schmertzenkind/ heiſſen/ der du mir machſt zuvor ein Schmertzkreiſſen/ jetzt gar den bittern Tod. Dein Vater auch/ weil mich der Tod ſo faͤrbet/ die Fuͤlle fuͤhlt von Schmertzerregter Noht/ die jhn lebendig ſterbet. Doch will ich dir den Namen lieber goͤnnen/ den Jacob gibt/ dich Sohn der Rechten nennen/ mein Hertzen-Benjamin: Nimmſt du mir ſchon das/ was ich dir gegeben. Du ſolſt nun ſeyn/ weil ich geweſen bin. Doch will ich in dir leben. Gern haͤtt ich dich an meine Bruͤſte legen und deiner Bluͤt der Jahre moͤgen pflegen/ du allerliebſter Sohn. Mit dir haͤtt ich/ O Hertzlein/ wollen theilen mein Mutterhertz. Jetzund muß ich davon/ verletzt mit Todespfeilen. Nun/ Benjamin/ mein theurerworbnes Leben/ ich ſterb uͤm dich! und/ Sohn/ dich hoch zu heben muß ich jetzt elend ſeyn. doch ſtirb ich gern/ doch leid ich willig Schmertzen/ daß du nur lebſt und Freuden ſamleſt ein/ du Stuͤck von meinem Hertzen. Nimm hin das Pfand von Rahel deiner Treuen/ Pfand meiner Treu/ das laſſe dir vernenen/ O

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/102
Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/102>, abgerufen am 28.04.2024.