geben werden, daß die Soldaten, so sich ein Sturm ereignen sollte, sich dahin retiriren, und, ehe sie sich ergeben, noch capituliren können.
Will man ein Ravelin vor einer Courtine beschreiben, öfnet man den Zirkel so weit, so groß die innere Seite des Polygons ist, stellet die eine Spi- tze des Zirkels in solcher Oefnung in einem Ende der besagten Linie ein, und ziehet mit der andern Spitze jenseits der Contrescarpe einen Bogen, alsdann stellet man die Zirkelspitze in dem andern Ende eben dieser innern Seite ein, und ziehet mit der andern wieder einen Bogen, der den ersten in einem Punct, so die Spitze oder den flanquirten Winkel des Ravelins zu erkennen giebet, durch schneiden wird.
Endlich leget man ein Lineal an diesen Durchschnittspunct und bey ei- nem jeden Ende der bemeldten innern Seite an und ziehet die Facen des Ra- velins, welche sich sowol zur rechten als linken Hand an dem Rande der Con- trescarpe terminiren werden. Die zwo halben Gorgen werden aus dem Ende einer jeden Face biß zu dem einwärts gehenden Winkel der Contrescarpe gezo- gen. Damit aber der flanquirte Winkel des Rabelins nicht allzuspitzig wer- de, mag man vor seine Capitallinte R S ungefehr 40. Toisen (oder 20. Ru- then) nehmen, und im übrigen, wie vor gelehret worden, procediren.
Man leget auch zuweilen eben dergleichen Aussenwerke vor die Boll- werksspitzen, da seine Gorge an dem Rande der Contrescarpe, die man gegen diese Spitze über insgemein in eine Rundung bringet, zu stehen kom- met; Dieses Werk wird ein halber Mond, (Demilune,) genennet, weil sich dessen Kehllinie in der Figur eines Bogens ergiebet. Man confundiret oft eines mit dem andern, indeme die meiste Soldaten den Nahmen eines halben Mondes auch denen Ravelinen, als Werken, die vor die Courtinen geleget wer- der, ohne Unterschied zueignen.
Der Fehler dieses Werkes ist, daß es allzuweit von den Flanquen der- Bollwerke entfernet ist, so daß es davon keine genugsame Defension erlan- gen kann, deßwegen leget man auch niemalen einen halben Mond vor die Bollwerksspitzen, wo man nicht auch zugleich so wohl zur rechten als linken Seite vor den nächsten Courtinen noch andere Aussenwerke, die jenem de- fendiren können, angeordnet.
Es ist sehr dienlich, daß diese Werke, wie die Hauptwerke mit Stein- werk verkleidet werden, dann so man dergleichen nicht thut, muß man so grosse Böschungen machen, daß man gar leicht hinauf in diese Werke kom- men kann.
Unterdessen muß man die neue Erde, ehe sie mit Steinen verkleidet wird, ein oder zweymal wohl einstampfen lassen, daß sie sich allgemach setze, und her- nach nicht die Mauern, die zu ihren Bekleidungen dienen, ruiniren.
Wie man ein Hornwerk construiren soll.
Diese Gattungen der Aussenwerker werden insgemein vor die Courti-
geben werden, daß die Soldaten, ſo ſich ein Sturm ereignen ſollte, ſich dahin retiriren, und, ehe ſie ſich ergeben, noch capituliren können.
Will man ein Ravelin vor einer Courtine beſchreiben, öfnet man den Zirkel ſo weit, ſo groß die innere Seite des Polygons iſt, ſtellet die eine Spi- tze des Zirkels in ſolcher Oefnung in einem Ende der beſagten Linie ein, und ziehet mit der andern Spitze jenſeits der Contreſcarpe einen Bogen, alsdann ſtellet man die Zirkelſpitze in dem andern Ende eben dieſer innern Seite ein, und ziehet mit der andern wieder einen Bogen, der den erſten in einem Punct, ſo die Spitze oder den flanquirten Winkel des Ravelins zu erkennen giebet, durch ſchneiden wird.
Endlich leget man ein Lineal an dieſen Durchſchnittspunct und bey ei- nem jeden Ende der bemeldten innern Seite an und ziehet die Facen des Ra- velins, welche ſich ſowol zur rechten als linken Hand an dem Rande der Con- treſcarpe terminiren werden. Die zwo halben Gorgen werden aus dem Ende einer jeden Face biß zu dem einwärts gehenden Winkel der Contreſcarpe gezo- gen. Damit aber der flanquirte Winkel des Rabelins nicht allzuſpitzig wer- de, mag man vor ſeine Capitallinte R S ungefehr 40. Toiſen (oder 20. Ru- then) nehmen, und im übrigen, wie vor gelehret worden, procediren.
Man leget auch zuweilen eben dergleichen Auſſenwerke vor die Boll- werksſpitzen, da ſeine Gorge an dem Rande der Contreſcarpe, die man gegen dieſe Spitze über insgemein in eine Rundung bringet, zu ſtehen kom- met; Dieſes Werk wird ein halber Mond, (Demilune,) genennet, weil ſich deſſen Kehllinie in der Figur eines Bogens ergiebet. Man confundiret oft eines mit dem andern, indeme die meiſte Soldaten den Nahmen eines halben Mondes auch denen Ravelinen, als Werken, die vor die Courtinen geleget wer- der, ohne Unterſchied zueignen.
Der Fehler dieſes Werkes iſt, daß es allzuweit von den Flanquen der- Bollwerke entfernet iſt, ſo daß es davon keine genugſame Defenſion erlan- gen kann, deßwegen leget man auch niemalen einen halben Mond vor die Bollwerksſpitzen, wo man nicht auch zugleich ſo wohl zur rechten als linken Seite vor den nächſten Courtinen noch andere Auſſenwerke, die jenem de- fendiren können, angeordnet.
Es iſt ſehr dienlich, daß dieſe Werke, wie die Hauptwerke mit Stein- werk verkleidet werden, dann ſo man dergleichen nicht thut, muß man ſo groſſe Böſchungen machen, daß man gar leicht hinauf in dieſe Werke kom- men kann.
Unterdeſſen muß man die neue Erde, ehe ſie mit Steinen verkleidet wird, ein oder zweymal wohl einſtampfen laſſen, daß ſie ſich allgemach ſetze, und her- nach nicht die Mauern, die zu ihren Bekleidungen dienen, ruiniren.
Wie man ein Hornwerk conſtruiren ſoll.
Dieſe Gattungen der Auſſenwerker werden insgemein vor die Courti-
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[194/0216]
geben werden, daß die Soldaten, ſo ſich ein Sturm ereignen ſollte, ſich dahin
retiriren, und, ehe ſie ſich ergeben, noch capituliren können.
Will man ein Ravelin vor einer Courtine beſchreiben, öfnet man den
Zirkel ſo weit, ſo groß die innere Seite des Polygons iſt, ſtellet die eine Spi-
tze des Zirkels in ſolcher Oefnung in einem Ende der beſagten Linie ein, und
ziehet mit der andern Spitze jenſeits der Contreſcarpe einen Bogen, alsdann
ſtellet man die Zirkelſpitze in dem andern Ende eben dieſer innern Seite ein,
und ziehet mit der andern wieder einen Bogen, der den erſten in einem Punct,
ſo die Spitze oder den flanquirten Winkel des Ravelins zu erkennen giebet,
durch ſchneiden wird.
Endlich leget man ein Lineal an dieſen Durchſchnittspunct und bey ei-
nem jeden Ende der bemeldten innern Seite an und ziehet die Facen des Ra-
velins, welche ſich ſowol zur rechten als linken Hand an dem Rande der Con-
treſcarpe terminiren werden. Die zwo halben Gorgen werden aus dem Ende
einer jeden Face biß zu dem einwärts gehenden Winkel der Contreſcarpe gezo-
gen. Damit aber der flanquirte Winkel des Rabelins nicht allzuſpitzig wer-
de, mag man vor ſeine Capitallinte R S ungefehr 40. Toiſen (oder 20. Ru-
then) nehmen, und im übrigen, wie vor gelehret worden, procediren.
Man leget auch zuweilen eben dergleichen Auſſenwerke vor die Boll-
werksſpitzen, da ſeine Gorge an dem Rande der Contreſcarpe, die man
gegen dieſe Spitze über insgemein in eine Rundung bringet, zu ſtehen kom-
met; Dieſes Werk wird ein halber Mond, (Demilune,) genennet, weil ſich
deſſen Kehllinie in der Figur eines Bogens ergiebet. Man confundiret oft
eines mit dem andern, indeme die meiſte Soldaten den Nahmen eines halben
Mondes auch denen Ravelinen, als Werken, die vor die Courtinen geleget wer-
der, ohne Unterſchied zueignen.
Der Fehler dieſes Werkes iſt, daß es allzuweit von den Flanquen der-
Bollwerke entfernet iſt, ſo daß es davon keine genugſame Defenſion erlan-
gen kann, deßwegen leget man auch niemalen einen halben Mond vor die
Bollwerksſpitzen, wo man nicht auch zugleich ſo wohl zur rechten als linken
Seite vor den nächſten Courtinen noch andere Auſſenwerke, die jenem de-
fendiren können, angeordnet.
Es iſt ſehr dienlich, daß dieſe Werke, wie die Hauptwerke mit Stein-
werk verkleidet werden, dann ſo man dergleichen nicht thut, muß man ſo
groſſe Böſchungen machen, daß man gar leicht hinauf in dieſe Werke kom-
men kann.
Unterdeſſen muß man die neue Erde, ehe ſie mit Steinen verkleidet wird,
ein oder zweymal wohl einſtampfen laſſen, daß ſie ſich allgemach ſetze, und her-
nach nicht die Mauern, die zu ihren Bekleidungen dienen, ruiniren.
Wie man ein Hornwerk conſtruiren ſoll.
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Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/216>, abgerufen am 16.02.2025.
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