Ferner gehet man zu dem Stock B, nimmt allda eben dergleichen Ope- rationen vor, um die Face B F zu zichen, und stecket wieder einen Stock bey dem andern Schulterwinkel in F ein. Endlich verlängert man die Abzielung B F von D gegen G, wie auch die andere A E von D gegen H, misset auf dem Maßsta- be des Risses die Linien D G und D H, und träget auf dem Feld ihre gehörigen Längen von D in G und H, allwo man wieder Stäbe einstecket, so wird es als- dann leicht seyn auf der Erde die Flanquen E G, F H und die Courtine G H zu ziehen.
Nach dieser bißher dargegebenen Methode mag man einen Theil des zu fortificirenden Platzes, wie er auf der Erde abgestochen worden, überkom- men, das Uebrige kann man mit Beyhülfe der Stäbe und der Schnüre auf eben diese Art ausmachen. Es mag hier auch gar dienlich seyn mit einem Halbzir- kel oder Winkelmesser eine Untersuchung anzustellen, ob die auf dem Felde gezogene Winkel mit denen des hierzu destinirten Grundrisses gleich kom- men, wo nicht, muß man selbige verbessern, ehe man die Arbeiter dazu an- weiset. Man muß auch von Zeit zu Zeit wohl acht darauf geben, ob man die Züge accurat gezogen, dann, so man dieses nicht wohl observiren wür- de, könnte man viel unförmliches mit hinein machen, welches hernach sehr schwer zu verbessern wäre.
Von der Construction der Aussenwerke.
Die Aussenwerke sind, wie es die Fortification mit sich bringet, nichts anders als erhabene Werke, die man jenseits des Grabens eines zu fortifici- renden Ortes anleget, um selbigen zu bedecken und die Vertheidigung zu ver- stärken.
Fig. P.
Die gebräuchlichste und gemeinste unter dieser Gattung der Werke sind, die Ravelin oder Halbmonde, die sich auf dem flanquirenden Winkel der Contrescarpe zwischen zweyen Vollwerken formiren und vor der Courti- ne liegen, bey welcher man die Thore und Brücken, die man insgemein in der Mitte derer Courtinen anordnet, zu bedecken pfleget, gleichwie aus den Figuren P P A. zu ersehen.
Die Ravelin bestehen aus zwoen Facen, die mit einem oder garzweyen Banqueten und mit einer guten Brustwehr gegen das Feld hinaus, versehen sind, auch zwo halbe Kehllinien (demi Gorges) haben, welche ohne Brust- wehr gegen die Stadt zu, und also offen stehen, und mit einer Böschung an- geleget sind, damit man aus dem Hauptgraben auf den Wallgang des Ravelins gelangen könne.
Man richtet auf jeden Ravelin ein Corps de Garde auf, damit die Soldaten, die solche bewahren und defendiren sollen, sich bey schlimmen Wetter darinnen aufhalten können. Es ist aber gar gut, daß dergletchen Ge- bäude wie Redouten gebauet, und rings herum mit Spanischen Reitern um-
Ferner gehet man zu dem Stock B, nimmt allda eben dergleichen Ope- rationen vor, um die Face B F zu zichen, und ſtecket wieder einen Stock bey dem andern Schulterwinkel in F ein. Endlich verlängert man die Abzielung B F von D gegen G, wie auch die andere A E von D gegen H, miſſet auf dem Maßſta- be des Riſſes die Linien D G und D H, und träget auf dem Feld ihre gehörigen Längen von D in G und H, allwo man wieder Stäbe einſtecket, ſo wird es als- dann leicht ſeyn auf der Erde die Flanquen E G, F H und die Courtine G H zu ziehen.
Nach dieſer bißher dargegebenen Methode mag man einen Theil des zu fortificirenden Platzes, wie er auf der Erde abgeſtochen worden, überkom- men, das Uebrige kann man mit Beyhülfe der Stäbe und der Schnüre auf eben dieſe Art ausmachen. Es mag hier auch gar dienlich ſeyn mit einem Halbzir- kel oder Winkelmeſſer eine Unterſuchung anzuſtellen, ob die auf dem Felde gezogene Winkel mit denen des hierzu deſtinirten Grundriſſes gleich kom- men, wo nicht, muß man ſelbige verbeſſern, ehe man die Arbeiter dazu an- weiſet. Man muß auch von Zeit zu Zeit wohl acht darauf geben, ob man die Züge accurat gezogen, dann, ſo man dieſes nicht wohl obſerviren wür- de, könnte man viel unförmliches mit hinein machen, welches hernach ſehr ſchwer zu verbeſſern wäre.
Von der Conſtruction der Auſſenwerke.
Die Auſſenwerke ſind, wie es die Fortification mit ſich bringet, nichts anders als erhabene Werke, die man jenſeits des Grabens eines zu fortifici- renden Ortes anleget, um ſelbigen zu bedecken und die Vertheidigung zu ver- ſtärken.
Fig. P.
Die gebräuchlichſte und gemeinſte unter dieſer Gattung der Werke ſind, die Ravelin oder Halbmonde, die ſich auf dem flanquirenden Winkel der Contreſcarpe zwiſchen zweyen Vollwerken formiren und vor der Courti- ne liegen, bey welcher man die Thore und Brücken, die man insgemein in der Mitte derer Courtinen anordnet, zu bedecken pfleget, gleichwie aus den Figuren P P A. zu erſehen.
Die Ravelin beſtehen aus zwoen Facen, die mit einem oder garzweyen Banqueten und mit einer guten Bruſtwehr gegen das Feld hinaus, verſehen ſind, auch zwo halbe Kehllinien (demi Gorges) haben, welche ohne Bruſt- wehr gegen die Stadt zu, und alſo offen ſtehen, und mit einer Böſchung an- geleget ſind, damit man aus dem Hauptgraben auf den Wallgang des Ravelins gelangen könne.
Man richtet auf jeden Ravelin ein Corps de Garde auf, damit die Soldaten, die ſolche bewahren und defendiren ſollen, ſich bey ſchlimmen Wetter darinnen aufhalten können. Es iſt aber gar gut, daß dergletchen Ge- bäude wie Redouten gebauet, und rings herum mit Spaniſchen Reitern um-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0215"n="193"/><p>Ferner gehet man zu dem Stock B, nimmt allda eben dergleichen Ope-<lb/>
rationen vor, um die Face B F zu zichen, und ſtecket wieder einen Stock bey dem<lb/>
andern Schulterwinkel in F ein. Endlich verlängert man die Abzielung B F<lb/>
von D gegen G, wie auch die andere A E von D gegen H, miſſet auf dem Maßſta-<lb/>
be des Riſſes die Linien D G und D H, und träget auf dem Feld ihre gehörigen<lb/>
Längen von D in G und H, allwo man wieder Stäbe einſtecket, ſo wird es als-<lb/>
dann leicht ſeyn auf der Erde die Flanquen E G, F H und die Courtine G H<lb/>
zu ziehen. </p><p>Nach dieſer bißher dargegebenen Methode mag man einen Theil des<lb/>
zu fortificirenden Platzes, wie er auf der Erde abgeſtochen worden, überkom-<lb/>
men, das Uebrige kann man mit Beyhülfe der Stäbe und der Schnüre auf eben<lb/>
dieſe Art ausmachen. Es mag hier auch gar dienlich ſeyn mit einem Halbzir-<lb/>
kel oder Winkelmeſſer eine Unterſuchung anzuſtellen, ob die auf dem Felde<lb/>
gezogene Winkel mit denen des hierzu deſtinirten Grundriſſes gleich kom-<lb/>
men, wo nicht, muß man ſelbige verbeſſern, ehe man die Arbeiter dazu an-<lb/>
weiſet. Man muß auch von Zeit zu Zeit wohl acht darauf geben, ob man<lb/>
die Züge accurat gezogen, dann, ſo man dieſes nicht wohl obſerviren wür-<lb/>
de, könnte man viel unförmliches mit hinein machen, welches hernach ſehr<lb/>ſchwer zu verbeſſern wäre. </p></div><divn="3"><head>Von der Conſtruction der Auſſenwerke.</head><lb/><p>Die Auſſenwerke ſind, wie es die Fortification mit ſich bringet, nichts<lb/>
anders als erhabene Werke, die man jenſeits des Grabens eines zu fortifici-<lb/>
renden Ortes anleget, um ſelbigen zu bedecken und die Vertheidigung zu ver-<lb/>ſtärken. </p><noteplace="right">Fig. P.</note><p>Die gebräuchlichſte und gemeinſte unter dieſer Gattung der Werke<lb/>ſind, die Ravelin oder Halbmonde, die ſich auf dem flanquirenden Winkel<lb/>
der Contreſcarpe zwiſchen zweyen Vollwerken formiren und vor der Courti-<lb/>
ne liegen, bey welcher man die Thore und Brücken, die man insgemein in<lb/>
der Mitte derer Courtinen anordnet, zu bedecken pfleget, gleichwie aus den<lb/>
Figuren P P A. zu erſehen. </p><p>Die Ravelin beſtehen aus zwoen Facen, die mit einem oder garzweyen<lb/>
Banqueten und mit einer guten Bruſtwehr gegen das Feld hinaus, verſehen<lb/>ſind, auch zwo halbe Kehllinien (demi Gorges) haben, welche ohne Bruſt-<lb/>
wehr gegen die Stadt zu, und alſo offen ſtehen, und mit einer Böſchung an-<lb/>
geleget ſind, damit man aus dem Hauptgraben auf den Wallgang des<lb/>
Ravelins gelangen könne. </p><p>Man richtet auf jeden Ravelin ein Corps de Garde auf, damit die<lb/>
Soldaten, die ſolche bewahren und defendiren ſollen, ſich bey ſchlimmen<lb/>
Wetter darinnen aufhalten können. Es iſt aber gar gut, daß dergletchen Ge-<lb/>
bäude wie Redouten gebauet, und rings herum mit Spaniſchen Reitern um-
</p></div></div></div></body></text></TEI>
[193/0215]
Ferner gehet man zu dem Stock B, nimmt allda eben dergleichen Ope-
rationen vor, um die Face B F zu zichen, und ſtecket wieder einen Stock bey dem
andern Schulterwinkel in F ein. Endlich verlängert man die Abzielung B F
von D gegen G, wie auch die andere A E von D gegen H, miſſet auf dem Maßſta-
be des Riſſes die Linien D G und D H, und träget auf dem Feld ihre gehörigen
Längen von D in G und H, allwo man wieder Stäbe einſtecket, ſo wird es als-
dann leicht ſeyn auf der Erde die Flanquen E G, F H und die Courtine G H
zu ziehen.
Nach dieſer bißher dargegebenen Methode mag man einen Theil des
zu fortificirenden Platzes, wie er auf der Erde abgeſtochen worden, überkom-
men, das Uebrige kann man mit Beyhülfe der Stäbe und der Schnüre auf eben
dieſe Art ausmachen. Es mag hier auch gar dienlich ſeyn mit einem Halbzir-
kel oder Winkelmeſſer eine Unterſuchung anzuſtellen, ob die auf dem Felde
gezogene Winkel mit denen des hierzu deſtinirten Grundriſſes gleich kom-
men, wo nicht, muß man ſelbige verbeſſern, ehe man die Arbeiter dazu an-
weiſet. Man muß auch von Zeit zu Zeit wohl acht darauf geben, ob man
die Züge accurat gezogen, dann, ſo man dieſes nicht wohl obſerviren wür-
de, könnte man viel unförmliches mit hinein machen, welches hernach ſehr
ſchwer zu verbeſſern wäre.
Von der Conſtruction der Auſſenwerke.
Die Auſſenwerke ſind, wie es die Fortification mit ſich bringet, nichts
anders als erhabene Werke, die man jenſeits des Grabens eines zu fortifici-
renden Ortes anleget, um ſelbigen zu bedecken und die Vertheidigung zu ver-
ſtärken.
Die gebräuchlichſte und gemeinſte unter dieſer Gattung der Werke
ſind, die Ravelin oder Halbmonde, die ſich auf dem flanquirenden Winkel
der Contreſcarpe zwiſchen zweyen Vollwerken formiren und vor der Courti-
ne liegen, bey welcher man die Thore und Brücken, die man insgemein in
der Mitte derer Courtinen anordnet, zu bedecken pfleget, gleichwie aus den
Figuren P P A. zu erſehen.
Die Ravelin beſtehen aus zwoen Facen, die mit einem oder garzweyen
Banqueten und mit einer guten Bruſtwehr gegen das Feld hinaus, verſehen
ſind, auch zwo halbe Kehllinien (demi Gorges) haben, welche ohne Bruſt-
wehr gegen die Stadt zu, und alſo offen ſtehen, und mit einer Böſchung an-
geleget ſind, damit man aus dem Hauptgraben auf den Wallgang des
Ravelins gelangen könne.
Man richtet auf jeden Ravelin ein Corps de Garde auf, damit die
Soldaten, die ſolche bewahren und defendiren ſollen, ſich bey ſchlimmen
Wetter darinnen aufhalten können. Es iſt aber gar gut, daß dergletchen Ge-
bäude wie Redouten gebauet, und rings herum mit Spaniſchen Reitern um-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
ECHO: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-10-09T11:08:35Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-10-09T11:08:35Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Der Zeilenfall wurde beibehalten.
Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/215>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.