Pfui Teufel, was da auf seinem Arme stand, dieses blödsinnige Epsilon Gamma!
Was ging ihn dieses Deutschland an, ihn, den Kosmopoliten!
Er schrieb mit roter Tinte in griechischen Lettern Hellas auf eine Papptafel und hing diese über seinem Bette auf.
Griechenland, ja, das war ein Wort und ein Ruf, und sein Schrei!
Aber nicht das, was dieses Lehrergesindel im Munde führte, sondern das, von dem Heine schrieb als dem Gegensatz zum Christentum.
Denn mit dem Christentum war er nun auch im Reinen. Er nannte es die Weltmasern und that sich auf das Wort nicht wenig zu Gute.
[Abbildung]
Eines Tages ging er mit Girlinger ins Rosenthal.
Girlinger war sehr niedergeschlagen. Sein Vater war hinter seine Lektüre gekommen und hatte ihn vor der ganzen Familie als "unreifen Zusammenleser unverschämter Dummheiten" lächer¬
Zweites Buch, viertes Kapitel.
Pfui Teufel, was da auf ſeinem Arme ſtand, dieſes blödſinnige Epſilon Gamma!
Was ging ihn dieſes Deutſchland an, ihn, den Kosmopoliten!
Er ſchrieb mit roter Tinte in griechiſchen Lettern Hellas auf eine Papptafel und hing dieſe über ſeinem Bette auf.
Griechenland, ja, das war ein Wort und ein Ruf, und ſein Schrei!
Aber nicht das, was dieſes Lehrergeſindel im Munde führte, ſondern das, von dem Heine ſchrieb als dem Gegenſatz zum Chriſtentum.
Denn mit dem Chriſtentum war er nun auch im Reinen. Er nannte es die Weltmaſern und that ſich auf das Wort nicht wenig zu Gute.
[Abbildung]
Eines Tages ging er mit Girlinger ins Roſenthal.
Girlinger war ſehr niedergeſchlagen. Sein Vater war hinter ſeine Lektüre gekommen und hatte ihn vor der ganzen Familie als „unreifen Zuſammenleſer unverſchämter Dummheiten“ lächer¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0139"n="125"/><fwplace="top"type="header">Zweites Buch, viertes Kapitel.<lb/></fw><p>Pfui Teufel, was da auf ſeinem Arme ſtand,<lb/>
dieſes blödſinnige Epſilon Gamma!</p><lb/><p>Was ging ihn dieſes Deutſchland an, ihn,<lb/>
den Kosmopoliten!</p><lb/><p>Er ſchrieb mit roter Tinte in griechiſchen Lettern<lb/>
Hellas auf eine Papptafel und hing dieſe über<lb/>ſeinem Bette auf.</p><lb/><p>Griechenland, ja, das war ein Wort und ein<lb/>
Ruf, und <hirendition="#g">ſein</hi> Schrei!</p><lb/><p>Aber nicht das, was dieſes Lehrergeſindel im<lb/>
Munde führte, ſondern das, von dem Heine ſchrieb<lb/>
als dem Gegenſatz zum Chriſtentum.</p><lb/><p>Denn mit dem Chriſtentum war er nun auch<lb/>
im Reinen. Er nannte es die Weltmaſern und<lb/>
that ſich auf das Wort nicht wenig zu Gute.</p><lb/><figure/><p>Eines Tages ging er mit Girlinger ins<lb/>
Roſenthal.</p><lb/><p>Girlinger war ſehr niedergeſchlagen. Sein<lb/>
Vater war hinter ſeine Lektüre gekommen und<lb/>
hatte ihn vor der ganzen Familie als „unreifen<lb/>
Zuſammenleſer unverſchämter Dummheiten“ lächer¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[125/0139]
Zweites Buch, viertes Kapitel.
Pfui Teufel, was da auf ſeinem Arme ſtand,
dieſes blödſinnige Epſilon Gamma!
Was ging ihn dieſes Deutſchland an, ihn,
den Kosmopoliten!
Er ſchrieb mit roter Tinte in griechiſchen Lettern
Hellas auf eine Papptafel und hing dieſe über
ſeinem Bette auf.
Griechenland, ja, das war ein Wort und ein
Ruf, und ſein Schrei!
Aber nicht das, was dieſes Lehrergeſindel im
Munde führte, ſondern das, von dem Heine ſchrieb
als dem Gegenſatz zum Chriſtentum.
Denn mit dem Chriſtentum war er nun auch
im Reinen. Er nannte es die Weltmaſern und
that ſich auf das Wort nicht wenig zu Gute.
[Abbildung]
Eines Tages ging er mit Girlinger ins
Roſenthal.
Girlinger war ſehr niedergeſchlagen. Sein
Vater war hinter ſeine Lektüre gekommen und
hatte ihn vor der ganzen Familie als „unreifen
Zuſammenleſer unverſchämter Dummheiten“ lächer¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/139>, abgerufen am 04.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.