Schon hab' ich Deinen Wunsch, den ich erkannt, vor Tagenp3b_020.002 Der Götter und der Welt Urvater vorgetragen;
p3b_020.003
Und so verliehen hat der durch sich Seiendep3b_020.004 Nun eine Tochter dir, der Allverleihende u. s. w.
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II. Übungen im trochäischen Rhythmus.
p3b_020.006
§ 7. Bildung trochäischer Verstakte.
p3b_020.007 1. Da der Grundrhythmus unserer Sprache trochäisch (-Breve) ist, p3b_020.008 so fallen bei trochäischen Versen Satz- und Verstakte leicht zusammen. p3b_020.009 Wenn auch dadurch hie und da eine besondere rhythmische Wirkung p3b_020.010 erzielt wird, wie z. B. in der Stelle:
p3b_020.011
Pfosten stürzen, Fenster klirren,p3b_020.012 Kinder jammern, Mütter irren,p3b_020.013 Tiere wimmernp3b_020.014 Unter Trümmern &c.,p3b_020.015 Alles rennet, rettet, flüchtet &c.,
p3b_020.016 so würde doch bei ununterbrochen sich folgenden Diäresen jeder Takt p3b_020.017 als ein kleines Ganzes im Vers sich abheben und abschälen und die p3b_020.018 Versverbindung lockern.
p3b_020.019 2. Man kann die Verbindung der Verstakte durch Einfügung p3b_020.020 von jambischen Satztakten erzielen (z. B.: Laß beglünckt Geduld erflehn p3b_020.021 dem Freund'). Oder man kann hiezu auch ditrochäische und p3b_020.022 mehrsilbige Satztakte wählen, z. B.:
p3b_020.023
Lichtgeboren folgt's der Spur &c.
(J. Hammer.)
p3b_020.024
Abgeschmackte Niedlichkeiten.
(Sallet.)
p3b_020.025 3. Erinnert soll auch hier werden, daß bei Bildung katalektischer p3b_020.026 (unvollzähliger) Verse die rhythmischen Pausen den Verstakten anzurechnen p3b_020.027 sind.
p3b_020.028 4. Wichtig ist, daß in den Arsen (Stammsilben) volltönende Vokale p3b_020.029 mit einander wechseln, sofern mehrere trochäische Verstakte mit p3b_020.030 trochäischen Satztakten zusammenfallen (koincidieren).
p3b_020.031 5. Ferner ist zu beachten, daß in trochäischen Versen ausnahmsweise p3b_020.032 sinkende Spondeen (--), sowie Daktylen (-BreveBreve) nicht bloß zulässig, p3b_020.033 sondern zur Verminderung der Eintönigkeit hie und da sogar p3b_020.034 erwünscht sind (besonders im dramatischen Vers).
p3b_020.035 6. Um nach einsilbigen Arsen jambische Satztakte zu erhalten, p3b_020.036 wähle man Satztakte mit den thetischen Vorsilben ge, er, zer, em, emp, p3b_020.037 ent, ver, be &c.
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Schon hab' ich Deinen Wunsch, den ich erkannt, vor Tagenp3b_020.002 Der Götter und der Welt Urvater vorgetragen;
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Und so verliehen hat der durch sich Seiendep3b_020.004 Nun eine Tochter dir, der Allverleihende u. s. w.
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§ 7. Bildung trochäischer Verstakte.
p3b_020.007 1. Da der Grundrhythmus unserer Sprache trochäisch (–⏑) ist, p3b_020.008 so fallen bei trochäischen Versen Satz- und Verstakte leicht zusammen. p3b_020.009 Wenn auch dadurch hie und da eine besondere rhythmische Wirkung p3b_020.010 erzielt wird, wie z. B. in der Stelle:
p3b_020.011
Pfosten stürzen, Fenster klirren,p3b_020.012 Kinder jammern, Mütter irren,p3b_020.013 Tiere wimmernp3b_020.014 Unter Trümmern &c.,p3b_020.015 Alles rennet, rettet, flüchtet &c.,
p3b_020.016 so würde doch bei ununterbrochen sich folgenden Diäresen jeder Takt p3b_020.017 als ein kleines Ganzes im Vers sich abheben und abschälen und die p3b_020.018 Versverbindung lockern.
p3b_020.019 2. Man kann die Verbindung der Verstakte durch Einfügung p3b_020.020 von jambischen Satztakten erzielen (z. B.: Lāß bĕglǖckt Gĕdūld ĕrflēhn p3b_020.021 dĕm Frēund'). Oder man kann hiezu auch ditrochäische und p3b_020.022 mehrsilbige Satztakte wählen, z. B.:
p3b_020.023
Lichtgeboren folgt's der Spur &c.
(J. Hammer.)
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Abgeschmackte Niedlichkeiten.
(Sallet.)
p3b_020.025 3. Erinnert soll auch hier werden, daß bei Bildung katalektischer p3b_020.026 (unvollzähliger) Verse die rhythmischen Pausen den Verstakten anzurechnen p3b_020.027 sind.
p3b_020.028 4. Wichtig ist, daß in den Arsen (Stammsilben) volltönende Vokale p3b_020.029 mit einander wechseln, sofern mehrere trochäische Verstakte mit p3b_020.030 trochäischen Satztakten zusammenfallen (koincidieren).
p3b_020.031 5. Ferner ist zu beachten, daß in trochäischen Versen ausnahmsweise p3b_020.032 sinkende Spondeen (─́–), sowie Daktylen (–⏑⏑) nicht bloß zulässig, p3b_020.033 sondern zur Verminderung der Eintönigkeit hie und da sogar p3b_020.034 erwünscht sind (besonders im dramatischen Vers).
p3b_020.035 6. Um nach einsilbigen Arsen jambische Satztakte zu erhalten, p3b_020.036 wähle man Satztakte mit den thetischen Vorsilben ge, er, zer, em, emp, p3b_020.037 ent, ver, be &c.
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Schon hab' ich Deinen Wunsch, den ich erkannt, vor Tagen p3b_020.002
Der Götter und der Welt Urvater vorgetragen;
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Und so verliehen hat der durch sich Seiende p3b_020.004
Nun eine Tochter dir, der Allverleihende u. s. w.
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II. Übungen im trochäischen Rhythmus. p3b_020.006
§ 7. Bildung trochäischer Verstakte. p3b_020.007
1. Da der Grundrhythmus unserer Sprache trochäisch (–⏑) ist, p3b_020.008
so fallen bei trochäischen Versen Satz- und Verstakte leicht zusammen. p3b_020.009
Wenn auch dadurch hie und da eine besondere rhythmische Wirkung p3b_020.010
erzielt wird, wie z. B. in der Stelle:
p3b_020.011
Pfosten stürzen, Fenster klirren, p3b_020.012
Kinder jammern, Mütter irren, p3b_020.013
Tiere wimmern p3b_020.014
Unter Trümmern &c., p3b_020.015
Alles rennet, rettet, flüchtet &c.,
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so würde doch bei ununterbrochen sich folgenden Diäresen jeder Takt p3b_020.017
als ein kleines Ganzes im Vers sich abheben und abschälen und die p3b_020.018
Versverbindung lockern.
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2. Man kann die Verbindung der Verstakte durch Einfügung p3b_020.020
von jambischen Satztakten erzielen (z. B.: Lāß bĕglǖckt Gĕdūld ĕrflēhn p3b_020.021
dĕm Frēund'). Oder man kann hiezu auch ditrochäische und p3b_020.022
mehrsilbige Satztakte wählen, z. B.:
p3b_020.023
Lichtgeboren folgt's der Spur &c.
(J. Hammer.)
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Abgeschmackte Niedlichkeiten.
(Sallet.)
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3. Erinnert soll auch hier werden, daß bei Bildung katalektischer p3b_020.026
(unvollzähliger) Verse die rhythmischen Pausen den Verstakten anzurechnen p3b_020.027
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p3b_020.028
4. Wichtig ist, daß in den Arsen (Stammsilben) volltönende Vokale p3b_020.029
mit einander wechseln, sofern mehrere trochäische Verstakte mit p3b_020.030
trochäischen Satztakten zusammenfallen (koincidieren).
p3b_020.031
5. Ferner ist zu beachten, daß in trochäischen Versen ausnahmsweise p3b_020.032
sinkende Spondeen (─́–), sowie Daktylen (–⏑⏑) nicht bloß zulässig, p3b_020.033
sondern zur Verminderung der Eintönigkeit hie und da sogar p3b_020.034
erwünscht sind (besonders im dramatischen Vers).
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6. Um nach einsilbigen Arsen jambische Satztakte zu erhalten, p3b_020.036
wähle man Satztakte mit den thetischen Vorsilben ge, er, zer, em, emp, p3b_020.037
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/46>, abgerufen am 16.02.2025.
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