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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.

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[Beginn Spaltensatz] Gründen der Phonetik wenig empfehlenswert. Wir p3b_223.002
ändern im Hinblick auf das Urbild und den Geist p3b_223.003
des Wortes Magier:

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Oder:

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Oder noch besser mit jenem allbekannten, aus p3b_223.006
dem Pehlewi stammenden Worte magu für Magier p3b_223.007
(griech. magos, lat. magus), das auch in Deutschland p3b_223.008
große Anwendung fand seit der rätselhafte, p3b_223.009
tiefsinnige Hamann sich den "Magus aus Norden" p3b_223.010
nannte:

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Diese Form befriedigt, weshalb wir nunmehr p3b_223.012
die Versifikation der folgenden Zeilen der 1. Strophe p3b_223.013
versuchen:

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Die ästhetische Kritik, welche auch die (freilich p3b_223.015
sehr unzuverlässige englische) Aussprache des Wortes p3b_223.016
Badaura vorzieht, leitet zu den verschiedensten Erwägungen p3b_223.017
darüber, ob z. B. Cathay (== Katay p3b_223.018
== Ketai für China) nicht englisch Cathe auszusprechen p3b_223.019
und trochäisch zu skandieren sei. Dem p3b_223.020
Anfänger ist zu raten, solch' zweifelhafte Namen p3b_223.021
zum Gegenstande seiner Studien zu machen. Versucht p3b_223.022
er dies bei dem Namen Catay, so wird p3b_223.023
er finden, daß folgende Schriftsteller Cathay mit p3b_223.024
China identifizieren, oder doch als einen Teil von p3b_223.025
China ansehen:

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1. Sebastian Münster (Kosmographie 1628), p3b_223.027
der Cataia neben China nennt, dabei aber Cambala p3b_223.028
(Peckni) als Hauptstadt von Cataia bezeichnet;

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2. Bruzer la Martiniere (Leipzig 1746), p3b_223.030
welcher Bd. VI S. 727 bemerkt, daß Cathay p3b_223.031
(Kathay, Katai
auch Kitay) nichts anderes als p3b_223.032
China sei, indem er sich auch auf Herbelot bezieht, p3b_223.033
der Cambala (Peckni) und Nanquin als Hauptstädte p3b_223.034
Cathays angiebt;

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3. Henry Yule "Cathay and the way p3b_223.036
thither
" (Lond. 1866), der China annimmt;

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4. Derselbe: "The book of S. Marco p3b_223.038
Polo
". 2. Bd. London 1871. Vgl. S. 580.[Spaltenumbruch] p3b_223.101

Als Mazarvan jener Priester p3b_223.102
Als Mazarvan jener Weise
p3b_223.103
Als Mazarvan jener p3b_223.104
Magu
p3b_223.105
Westwärts hinzog durch p3b_223.106
Cathay, p3b_223.107
Fand er allwärts, daß Badaura's p3b_223.108
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Name rings zu hören sei.
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[Beginn Spaltensatz] Gründen der Phonetik wenig empfehlenswert. Wir p3b_223.002
ändern im Hinblick auf das Urbild und den Geist p3b_223.003
des Wortes Magier:

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Oder noch besser mit jenem allbekannten, aus p3b_223.006
dem Pehlewi stammenden Worte magu für Magier p3b_223.007
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Diese Form befriedigt, weshalb wir nunmehr p3b_223.012
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versuchen:

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Die ästhetische Kritik, welche auch die (freilich p3b_223.015
sehr unzuverlässige englische) Aussprache des Wortes p3b_223.016
Badaura vorzieht, leitet zu den verschiedensten Erwägungen p3b_223.017
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zum Gegenstande seiner Studien zu machen. Versucht p3b_223.022
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er finden, daß folgende Schriftsteller Cathay mit p3b_223.024
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China ansehen:

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1. Sebastian Münster (Kosmographie 1628), p3b_223.027
der Cataia neben China nennt, dabei aber Cambala p3b_223.028
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welcher Bd. VI S. 727 bemerkt, daß Cathay p3b_223.031
(Kathay, Katai
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Cathays angiebt;

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« (Lond. 1866), der China annimmt;

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4. Derselbe: »The book of S. Marco p3b_223.038
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/249>, abgerufen am 21.05.2024.