Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_134.001 p3b_134.006 p3b_134.009 p3b_134.014 p3b_134.016 p3b_134.019 p3b_134.024 p3b_134.027 p3b_134.034 p3b_134.035 c) die Vierzeile (a b a b oder a b b a in losen Einfällen nach Art p3b_134.037 p3b_134.038 e) das Sonett in den Hauptformen (also petrarkisch, spencerisch, p3b_134.040 p3b_134.041 p3b_134.042 p3b_134.043 p3b_134.001 p3b_134.006 p3b_134.009 p3b_134.014 p3b_134.016 p3b_134.019 p3b_134.024 p3b_134.027 p3b_134.034 p3b_134.035 c) die Vierzeile (a b a b oder a b b a in losen Einfällen nach Art p3b_134.037 p3b_134.038 e) das Sonett in den Hauptformen (also petrarkisch, spencerisch, p3b_134.040 p3b_134.041 p3b_134.042 p3b_134.043 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0160" n="134"/> <p><lb n="p3b_134.001"/> 9. Der Charakter des Stoffes wird Rhythmus, Versmaß, Strophenschema <lb n="p3b_134.002"/> (wie wir dies in den Aufgaben dieses Hauptstücks zeigen werden) meist von selbst <lb n="p3b_134.003"/> ergeben. Der Lernende muß aber darnach wohl prüfen, ob nicht durch Verlängerung <lb n="p3b_134.004"/> oder Verkürzung eines Verses oder einer Strophe, durch veränderte <lb n="p3b_134.005"/> Reimstellung &c. &c. dem Gedichte eine größere Wirkung verliehen werden kann.</p> <p><lb n="p3b_134.006"/> 10. Und wenn dies bei <hi rendition="#g">Einer</hi> Strophe nötig geworden, muß er darauf <lb n="p3b_134.007"/> achten, wie er es bei den andern auch so mache, ohne daß der Leser etwas <lb n="p3b_134.008"/> von Überarbeitung merkt.</p> <p><lb n="p3b_134.009"/> 11. Je strenger die gewählte Form und je enger die Strophe ist, desto <lb n="p3b_134.010"/> besser wird sie für die Übung sein. Wenn der Dichter nur wenig Raum hat, <lb n="p3b_134.011"/> so wird er das Überflüssige (oder doch nicht Notwendige) wegwerfen lernen <lb n="p3b_134.012"/> und bald sehen, wie nüchtern ist, was er behielt. Er wird es ausschmücken <lb n="p3b_134.013"/> wollen und es dabei nach allen Seiten drehen und wenden, bis es klappt.</p> <p><lb n="p3b_134.014"/> 12. Die dichterischen Erwägungen, Ausschmückungen, Wendungen &c. <lb n="p3b_134.015"/> brechen sich erst beim Versifizieren Bahn.</p> <p><lb n="p3b_134.016"/> 13. Jn der Ausführung soll der Lernende seiner Phantasie freien, vorwärtsdrängenden <lb n="p3b_134.017"/> Spielraum lassen, sofern er von dem Grundgedanken und dem <lb n="p3b_134.018"/> Ziel seines Vorwurfs nicht abweicht.</p> <p><lb n="p3b_134.019"/> 14. Die <hi rendition="#g">praktische</hi> Antwort auf die Frage: Wie entsteht ein Gedicht? <lb n="p3b_134.020"/> bieten die nachstehenden Aufgaben mit ihren Lösungen, die nicht durchweg als <lb n="p3b_134.021"/> Muster oder Schablonen aufgefaßt werden dürfen, wohl aber als instruktive <lb n="p3b_134.022"/> Beispiele für die Technik, wie sie vom pädagogisch unterrichtlichen Standpunkt <lb n="p3b_134.023"/> kaum besser zu wählen sein möchten.</p> <p><lb n="p3b_134.024"/> 15. Selbstredend müssen wir uns nach und nach immer mehr darauf <lb n="p3b_134.025"/> beschränken, das zu Übende lediglich andeutungsweise und im großen Umriß <lb n="p3b_134.026"/> zu bieten, um allmählich zur selbständigen Produktion überzuleiten.</p> <p><lb n="p3b_134.027"/> 16. Für Diejenigen, welche durch unsere bisherigen praktischen Übungen <lb n="p3b_134.028"/> noch nicht die erforderliche Fertigkeit im Bilden der Formen erlangt haben sollten <lb n="p3b_134.029"/> (so daß sie bei unserer nunmehrigen Bevorzugung des Jnhalts und Beschränkung <lb n="p3b_134.030"/> auf denselben auch noch mit erheblichen Formschwierigkeiten zu kämpfen haben, <lb n="p3b_134.031"/> vgl. S. 136 Ziff. 5), wiederholen wir die Forderung: <hi rendition="#g">behufs Vertiefung <lb n="p3b_134.032"/> in der Technik noch inne zu halten und insbesondere folgende <lb n="p3b_134.033"/> Formen bis zur Geläufigkeit zu üben:</hi></p> <p> <lb n="p3b_134.034"/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">a</hi>) Das antike Distichon (Epigramm in 2 Zeilen);</hi> </p> <p> <lb n="p3b_134.035"/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">b</hi>) das italienische Ritornell (Dreizeile);</hi> </p> <lb n="p3b_134.036"/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">c</hi>) die Vierzeile (<hi rendition="#aq">a b a b</hi> oder <hi rendition="#aq">a b b a</hi> in losen Einfällen nach Art <lb n="p3b_134.037"/> von Rückerts Vierzeilen oder Halms Meinungen und Stimmungen);</hi> </p> <p> <lb n="p3b_134.038"/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">d</hi>) die Achtzeile in allen Formen (vgl. § 41);</hi> </p> <lb n="p3b_134.039"/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">e</hi>) das Sonett in den Hauptformen (also petrarkisch, spencerisch, <lb n="p3b_134.040"/> shakespearisch);</hi> </p> <p> <lb n="p3b_134.041"/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">f</hi>) das Ghasel (§ 21);</hi> </p> <p> <lb n="p3b_134.042"/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">g</hi>) das Triolett und das Rondeau (§ 44).</hi> </p> <p><lb n="p3b_134.043"/> Dies wären die bekanntesten Formen, welche schon in <hi rendition="#g">Einer</hi> Strophe das <lb n="p3b_134.044"/> ganze Gedicht geben.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [134/0160]
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9. Der Charakter des Stoffes wird Rhythmus, Versmaß, Strophenschema p3b_134.002
(wie wir dies in den Aufgaben dieses Hauptstücks zeigen werden) meist von selbst p3b_134.003
ergeben. Der Lernende muß aber darnach wohl prüfen, ob nicht durch Verlängerung p3b_134.004
oder Verkürzung eines Verses oder einer Strophe, durch veränderte p3b_134.005
Reimstellung &c. &c. dem Gedichte eine größere Wirkung verliehen werden kann.
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10. Und wenn dies bei Einer Strophe nötig geworden, muß er darauf p3b_134.007
achten, wie er es bei den andern auch so mache, ohne daß der Leser etwas p3b_134.008
von Überarbeitung merkt.
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besser wird sie für die Übung sein. Wenn der Dichter nur wenig Raum hat, p3b_134.011
so wird er das Überflüssige (oder doch nicht Notwendige) wegwerfen lernen p3b_134.012
und bald sehen, wie nüchtern ist, was er behielt. Er wird es ausschmücken p3b_134.013
wollen und es dabei nach allen Seiten drehen und wenden, bis es klappt.
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12. Die dichterischen Erwägungen, Ausschmückungen, Wendungen &c. p3b_134.015
brechen sich erst beim Versifizieren Bahn.
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13. Jn der Ausführung soll der Lernende seiner Phantasie freien, vorwärtsdrängenden p3b_134.017
Spielraum lassen, sofern er von dem Grundgedanken und dem p3b_134.018
Ziel seines Vorwurfs nicht abweicht.
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14. Die praktische Antwort auf die Frage: Wie entsteht ein Gedicht? p3b_134.020
bieten die nachstehenden Aufgaben mit ihren Lösungen, die nicht durchweg als p3b_134.021
Muster oder Schablonen aufgefaßt werden dürfen, wohl aber als instruktive p3b_134.022
Beispiele für die Technik, wie sie vom pädagogisch unterrichtlichen Standpunkt p3b_134.023
kaum besser zu wählen sein möchten.
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15. Selbstredend müssen wir uns nach und nach immer mehr darauf p3b_134.025
beschränken, das zu Übende lediglich andeutungsweise und im großen Umriß p3b_134.026
zu bieten, um allmählich zur selbständigen Produktion überzuleiten.
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16. Für Diejenigen, welche durch unsere bisherigen praktischen Übungen p3b_134.028
noch nicht die erforderliche Fertigkeit im Bilden der Formen erlangt haben sollten p3b_134.029
(so daß sie bei unserer nunmehrigen Bevorzugung des Jnhalts und Beschränkung p3b_134.030
auf denselben auch noch mit erheblichen Formschwierigkeiten zu kämpfen haben, p3b_134.031
vgl. S. 136 Ziff. 5), wiederholen wir die Forderung: behufs Vertiefung p3b_134.032
in der Technik noch inne zu halten und insbesondere folgende p3b_134.033
Formen bis zur Geläufigkeit zu üben:
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a) Das antike Distichon (Epigramm in 2 Zeilen);
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b) das italienische Ritornell (Dreizeile);
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c) die Vierzeile (a b a b oder a b b a in losen Einfällen nach Art p3b_134.037
von Rückerts Vierzeilen oder Halms Meinungen und Stimmungen);
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d) die Achtzeile in allen Formen (vgl. § 41);
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e) das Sonett in den Hauptformen (also petrarkisch, spencerisch, p3b_134.040
shakespearisch);
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f) das Ghasel (§ 21);
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g) das Triolett und das Rondeau (§ 44).
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Dies wären die bekanntesten Formen, welche schon in Einer Strophe das p3b_134.044
ganze Gedicht geben.
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